In vielen E-Mail-Systemen ist nur der Versand von ASCII-Text möglich. Binärdaten, wie die von PGP normalerweise erzeugten verschlüsselten Dateien, können dann nicht versandt werden. PGP kann deshalb bei Bedarf die verschlüsselten Daten im Radix-64-Format darstellen, ähnlich dem Privacy-Enhanced-Mail-Format (PEM) im Internet. Radix-64 stellt binäre Daten ausschließlich unter Verwendung druckbarer 6-Bit-ASCII-Zeichen dar, so daß eine verschlüsselte Nachricht wie gewöhnlicher E-Mail-Text verschickt werden kann. Radix-64 ist also eine Art "Transport-Verpackung", die Schutz vor einer Verstümmelung der Nachricht auf dem Transportweg bietet. Um Übertragungsfehler erkennen zu können, wird der Radix-64-Darstellung eine CRC-Summe hinzugefügt.
Im Radix-64-Format werden jeweils drei Byte durch vier druckbare ASCII-Zeichen dargestellt, so daß die Länge der Datei um etwa 33 Prozent zunimmt. Das sieht zunächst nach einer ziemlich großen Aufblähung der Datei aus, berücksichtigt werden muß aber, daß PGP Klartextdateien häufig um einen größeren Faktor komprimiert, bevor sie verschlüsselt werden.
Für eine Radix-64-Darstellung der verschlüsselten Datei wird einfach die Option a beim Programmaufruf hinzugefügt:
pgp -esa brief.txt Benutzer-ID
Hier wird brief.txt unterschrieben, komprimiert, verschlüsselt und das Ergebnis im Radix-64-Format in eine Datei mit dem Namen brief.asc geschrieben. Diese Datei kann wie gewöhnliche E-Mail im Internet oder jedem anderen E-Mail-Netzwerk verschickt werden. Die Entschlüsselung einer so verschickten Nachricht unterscheidet sich nicht von der Entschlüsselung einer .pgp-Datei:
pgp brief
PGP sucht hier zuerst nach einer Datei namens brief.asc und erst danach nach brief.pgp. PGP erkennt automatisch, daß brief.asc vor der eigentlichen Entschlüsselung erst wieder zurück in Binärdarstellung umgewandelt werden muß.
Im Internet ist der Versand von Nachrichten mit mehr als 50000 Byte normalerweise nicht möglich. Längere Texte müssen in mehrere Teile gesplittet werden, die einzeln verschickt werden. Wenn beim Verschlüsseln die Option für Darstellung im Radix-64 Format angegeben wurde, schreibt PGP bei einem langen Text die verschlüsselten Daten in mehrere Dateien, deren Namen auf .as1, .as2, .as3 usw. enden. Das PGP der Empfängerin fügt diese automatisch wieder zusammen, wobei beim Aufruf von PGP einfach die erste Datei angegeben wird. Bei der Entschlüsselung ignoriert PGP allen Text aus den Nachrichtenköpfen, der nicht zu den Radix-64-Blöcken gehört.
Möchte man einen öffentlichen Schlüssel im Radix-64-Format verschicken, kann die Option a auch beim Befehl für das Extrahieren des Schlüssels aus der Datei mit öffentlichen Schlüsseln angegeben werden.(*)
pgp -a brief.pgp
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Dieses "Nacharbeiten" muß mit der bereits verschlüsselten Datei erfolgen, also mit brief.pgp in obigem Beispiel. Falsch wäre die folgende Befehlskombination:
pgp -es brief.txt Benutzer-ID pgp -a brief.txtDer erste Befehl erzeugt eine verschlüsselte Datei brief.pgp; der zweite Befehl erzeugt eine Datei brief.asc im Radix-64-Format, jedoch aus der Klartextdatei brief.txt. Daß brief.asc nicht unmittelbar "für das menschliche Auge lesbar" ist, bedeutet nicht, daß die Datei verschlüsselt ist!
Wenn man eine Datei versenden möchte, die zwar unterschrieben, aber nicht verschlüsselt ist, komprimiert PGP normalerweise alle Daten und wandelt sie anschließend gegebenenfalls in das Radix-64-Format. Handelt es sich bei den Daten um einen Text, ist er folglich nicht unmittelbar lesbar. Soll der Text jedoch lesbar bleiben, bietet PGP die Möglichkeit, nur die Unterschrift im Radix-64-Format an den Text anzufügen. Empfängerinnen einer solcher Nachricht brauchen also PGP nicht aufzurufen, um den Text zu lesen. PGP ist hier nur für eine Kontrolle der Unterschrift erforderlich. Näheres hierzu steht im zweiten Teil des Handbuchs bei der Erläuterung des Parameters CLEARSIG im Kapitel config.txt.
PGP benötigt beim Ver- und Entschlüsseln mehrere Dateien, unter anderem die beiden Dateien pubring.pgp und secring.pgp mit öffentlichen und geheimen Schlüsseln, randseed.bin (enthält die Parameter für den Zufallszahlengenerator), config.txt (Konfigurationsdatei) und language.txt (enthält die Textmeldungen von PGP, unter Umständen in mehreren Sprachen). Diese Dateien können (und sollten) in einem eigenen Verzeichnis stehen, beispielsweise c:\pgp. Damit PGP diese Dateien auch dann findet, wenn es aus einem beliebigen anderen Verzeichnis aufgerufen wird, muß die Umgebungsvariable PGPPATH auf das Verzeichnis mit den PGP-Dateien gesetzt werden. Unter MS-DOS geschieht das mit dem Befehl:
SET PGPPATH=C:\PGP
Wenn PGPPATH so gesetzt ist, benutzt PGP die Datei
c:\pgp\pubring.pgp als Datei mit den öffentlichen
Schlüsseln (vorausgesetzt, Verzeichnis und Datei existieren).
Mit einem geeigneten Editor kann unter MS-DOS der Befehl SET
PGPPATH= in die Datei autoexec.bat
eingetragen werden, so daß
PGPPATH automatisch beim Start des Rechners gesetzt wird.
Wenn PGPPATH nicht definiert ist, sucht PGP die Dateien im
aktuellen Verzeichnis. Das Vorgehen unter Amiga-DOS ist entsprechend:
Setenv PGPPATH dh1:pgp/, für eine dauerhafte
Einstellung mit anschließendem copy env:PGPPATH
envarc:.
Konfigurierbare Parameter: config.txt bzw.
pgp.config
Die Datei config.txt (MS-DOS/Unix) bzw.
pgp.config (Amiga) enthält eine Reihe von Parametern,
mit denen PGP den individuellen Bedürfnissen angepaßt
werden kann. config.txt bzw. pgp.config stehen
in dem Verzeichnis, das in der Umgebungsvariablen PGPPATH
angegeben ist.
In config.txt kann beispielsweise eingestellt werden, in welchem Verzeichnis PGP temporäre Dateien speichert, in welcher Sprache PGP seine Meldungen ausgibt, oder wie skeptisch sich PGP bei der Prüfung von Unterschriften unter öffentlichen Schlüsseln verhält.
Näheres über die einstellbaren Parameter steht im zweiten Teil des Handbuchs.