The Project Gutenberg EBook of Des Meeres Und Der Liebe Wellen by Franz Grillparzer Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Des Meeres Und Der Liebe Wellen Author: Franz Grillparzer Release Date: July, 2005 [EBook #8568] [This file was first posted on July 23, 2003] Edition: 10 Language: German Character set encoding: US-ASCII *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DES MEERES UND DER LIEBE WELLEN *** This Etext is in German. We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt- DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. Des Meeres und der Liebe Wellen Franz Grillparzer Trauerspiel in fuenf Aufzuegen Personen: Hero Der Oberpriester, ihr Oheim Leander Naukleros Janthe Der Hueter des Tempels Heros Eltern Diener, Fischer, Volk Erster Aufzug (Vorhof im Tempel der Aphrodite zu Sestos. Den Mittelgrund bilden Saeulen mit weiten Zwischenraeumen, das Peristyl bezeichnend. Im Hintergrunde der Tempel, zu dem mehrere Stufen emporfuehren. Nach vorne, rechts die Statue Amors, links Hymenaeus' Bildsaeule. Frueher Morgen.) Hero (ein Koerbchen mit Blumen im Arme haltend tritt aus dem Tempel und steigt die Stufen herab). Nun, so weit waer's getan. Geschmueckt der Tempel, Mit Myrt' und Rosen ist er rings bestreut Und harret auf das Kommende, das Fest. Und ich bin dieses Festes Gegenstand. Mir wird vergoennt, die unbemerkten Tage, Die fernhin rollen ohne Richt und Ziel, Dem Dienst der hohen Himmlischen zu weihn; Die einzelnen, die Wiesenbluemchen gleich, Der Fuss des Wanderers zertritt und knickt, Zum Kranz gewunden um der Goettin Haupt, Zu weihen und verklaeren. Sie und mich. Wie bin ich gluecklich, dass nun heut der Tag; Und dass der Tag so schoen, so still, so lieblich! Kein Woelkchen truebt das blaue Firmament, Und Phoebus blickt, dem hellen Meer entstiegen, Schon ueber jene Zinnen segnend her. Schaust du mich schon als eine von den Euren? Ward es dir kund, dass jene muntre Hero, Die du wohl spielen sahst an Tempels Stufen, Dass sie, ergreifend ihrer Ahnen Recht, Die Priester gaben von Urvaeterzeit Dem hehren Heiligtum--dass sie's ergreifend Das schoene Vorrecht, Priesterin nun selbst; Und heute, heut; an diesem, diesem Tage. Auf jenen Stufen wird das Volk sie sehn Den Himmlischen der Opfer Gaben spendend. Von jeder Lippe ringt sich Jubel los, Und in dem Glanz, der Goettin dargebracht, Strahlt auf der Priestrin Haupt-- Allein, wie nur? Beginn ich mit Versaeumen meinen Dienst? Hier sind noch Kraenze, Blumen hab ich noch, Und jene Bilder stehen ungeschmueckt? Hier, Hymenaeus, der die Menschen bindet, Nimm diesen Kranz von einer, die gern frei. Die Seelen tauschest du? Ei, gute Goetter, Ich will die meine nur fuer mich behalten, Wer weiss, ob eine andre mir so nuetz'? Dir Amor sei der zweite meiner Kraenze. Bist du der Goettin Sohn, und ich ihr Kind, Sind wir verwandt; und redliche Geschwister Beschaedigen sich nicht und halten Ruh'. So sei's mit uns, und ehren will ich dich, Wie man verehrt, was man auch nicht erkennt. Nun noch die Blumen auf den Estrich.--Doch Wie liegt nur das Geraete rings am Boden? Der Sprengkrug und der Wedel, Bast und Binden. Saumsel'ge Dienerinnen dieses Hauses Euch stand es zu. Uebt so ihr eure Pflicht? Lieg immer denn, und gib ein kundbar Zeugnis-- Und doch, es martert mein ergluehend Auge. Fort, Niedriges, und lass mich dich nicht schaun. (Sich mit Zurechtstellen beschaeftigend.) Dort kommt der Schwarm, von lautem Spiel erhitzt, Nunmehr zu tun, was ohne sie vollendet. (Janthe und mehrere Dienerinnen kommen.) Janthe. Ei, schoene Hero, schon so frueh beschaeftigt? Hero. So frueh, weil's andre nicht, wenn noch so spaet. (Die Dienerinnen stellen das uebrige zurecht.) Janthe. Ei seht, sie tadelt uns, weil wir die Kanne, Das wenige Geraet nicht weggeschafft. Hero. Viel oder wenig, du hast's nicht getan. Janthe. Wir waren frueh am Werk und sprengten, fegten. Da kam die Lust, im Gruenen uns zu jagen. Hero. Drauf gingt ihr hin und--Nun, beim hohen Himmel! Als du den leichten Fuss erhobst und senktest, Kam dir der Vorhof deiner Goettin nicht, Dein unvollendet Werk dir nicht vors Auge? Genug, ich fass euch nicht, wir wollen schweigen. Janthe. Weil du so graemlich bist und einsam schmollst, Beneidest du dem Frohen jede Lust. Hero. Ich bin nicht graemlich, froher leicht als ihr, Und oft hab ich zur Abendzeit beklagt, Wo Spiel vergoennt, dass ihr des Spielens muede, Doch nehm ich nicht dem Ernste seine Lust, Indem ich mit des Scherzes Lust sie menge. Janthe. Verzeih, wir sind gemeines, niedres Volk. Du freilich, aus der Priester Stamm entsprossen-- Hero. Du sagst es. Janthe. Und zu Hoeherem bestimmt. Hero. Mit Stolz entgegn' ich: ja. Janthe. Ganz andre Freuden, Erhabnere Genuesse sind fuer dich. Hero. Du weisst, ich kann nicht spotten; spotte nur! Janthe. Und doch, gingst du mit uns, und sahst die beiden, Die fremden Juenglinge am Gittertor-- Hero. Nun schweig! Janthe. Was gilt's? du blinzeltest wohl selber Ein wenig durch die Staebe. Hero. Schweige, sag ich. Ich habe deiner Torheit Raum gegeben, Leichtfertigem verschliesst sich dieses Ohr. Sprich nicht und reg dich nicht! denn bei den Goettern! Dem Priester, meinem Oheim sag ich's an, Und er bestraft dich, wie du's wohl verdienst. Ich bin mir gram, dass mich der Zorn bemeistert, Und doch kann ich nicht anders, hoer ich dies. Du sollst nicht reden, sag ich, nicht ein Wort! (Der Priester, von dem Tempelhueter begleitet, ist von der rechten Seite her aufgetreten.) Hero (ihm entgegen). O wohl mir, dass du koemmst, mein edler Ohm. Dein Kind war im Begriff zu zuernen, heut, Am Morgen dieses feierlichen Tags, Der sie auf immer--O verzeih, mein Ohm! Priester. Was aber war der heissen Regung Grund? Hero. Die argen Worte dieser Leichtgesinnten; Der frevle Hohn, der was er selbst nicht achtet, So gern als unwert aller Achtung malte. O dass die Weisheit halb so eifrig waere Nach Schuelern und Bekehrten, als der Spott! Priester. Und welche war's, die vor den andern kuehn, Die Sitte unsers Hauses so verletzt? Hero (nach einer Pause). Genau besehn, will ich sie dir nicht nennen, Ob ihr die Ruege gleich gar wohl verdient. Schilt sie nur alle, Herr, und heiss sie gehn, Die Schuld'ge nimmt sich selbst wohl ihren Teil. (Zum Tempelhueter.) Du aber sieh zum aeussern Gittertor, Damit nicht Fremde-- Priester. Haette denn--? Hero. Ich bitte! Priester. So geh!--Und ihr! und meidet zu begegnen Dem Zorne, der sein Recht und seine Mittel kennt. (Der Tempelhueter nach der linken, die Maedchen nach der rechten Seite ab.) Hero. Nun ist mir leicht! Ich koennte sie bedauern, Wenn ihre Torheit an sich selber zehrte, Nicht um Genossen wuerb' und Billigung. Priester. Sosehr mich freut, dass du den Schwarm vermeidest, Und aus der Menge nicht die Freundin waehlst, So sehr befremdet mich, ja ich beklag es, Dass dich zu keiner unter deinesgleichen Des Herzens Zug, ein still Beduerfnis fuehrte. Ein einsam Leben harrt der Priesterin, Zu zweien traegt und wirkt sich's noch so leicht. Hero. Ich kann nicht finden, dass Gesellschaft foerdert; Was einem obliegt muss man selber tun. Dann, nennst du einsam einer Priestrin Leben? Wann war es einsam hier im Tempel je? Vom fruehen Morgen draengt die laute Menge, Aus Ost und Westen stroemt herbei das Volk. Von Weihgeschenken und von Opfergaben, Von Festeszuegen, fremden Beterscharen War nimmer dieses Hauses Schwelle leer. Dann fehlt's ja nicht an mancherlei zu tun: Der Wasserkrug, der Opferherd, die Kraenze, Und Saeul' und Sockel, Estrich und Altar Zu reinigen, zu schmuecken, zu bewahren. Wo bliebe da zum Schwaetzen wohl die Zeit, Zum Kosen mit der Freundin, wie du meinst. Priester. Du hast mich nicht gefasst. Hero. Wohl denn, es sei! Was man nicht fasst, erregt auch kein Verlangen. Lass mich so wie ich bin, ich bin es gern. Priester. Doch kommt die Zeit und aendert Wunsch und Neigung. Hero. Man klagt ja taeglich, dass der Unverstaend'ge Beharrt und bleibt, man tadl' ihn wie man will; Weshalb nun den Verstaend'gen unverstaend'ger Und unbestaend'ger glauben als den Tor? Ich weiss ja was ich will und was wir waehlten, Wenn waehlen heissen kann, wo keine Wahl. Vielmehr ein gluecklich Ungefaehr hat mich Nur halb bewusst an diesen Ort gebracht, Wo--wie der Mensch, der mued' am Sommerabend Vom Ufer steigt ins weiche Wellenbad, Und, von dem lauen Strome rings umfangen, In gleiche Waerme seine Glieder breitet, So dass er, pruefend, kaum vermag zu sagen: Hier fuehl ich mich und hier fuehl ich ein Fremdes-- Mein Wesen sich hindangibt und besitzt. Aus langer Kindheit traeumerischem Staunen Bin hier ich zum Bewusstsein erst erwacht; Im Tempel, an der Goettin Fussgestelle Ward mir ein Dasein erst, ein Ziel, ein Zweck. Wer, wenn er muehsam nur das Land gewonnen, Sehnt sich ins Meer zurueck, wo's wuest und schwindelnd? Ja, diese Bilder, diese Saeulengaenge, Sie sind ein Aeusseres mir nicht, ein Totes; Mein Wesen rankt sich auf an diesen Stuetzen, Getrennt von ihnen, waer' ich tot wie sie. Priester. Nur huete dich, dass so beschraenktes Streben Ein Billiger nicht moege selbstisch nennen! Es haelt der Mensch mit Recht von seinem Wesen Jegliche Stoerung fern; allein sein Leben, Ablehnend alles andre, nur auf sich, Des eignen Sinns Bewahrung zu beschraenken, Scheint widrig, unerlaubt, ja ungeheuer, Und doch auch wieder eng und schwach und klein. Du weisst, es war seit undenkbaren Zeiten Begnadet von den Goettern unser Stamm Mit Priesterehren, Zeichen und Orakeln, Zu sprechen liebten sie durch unsern Mund: Lockt's dich nun nicht zurueck es zu gewinnen Das schoene Vorrecht, dir zum hoechsten Ruhm Und allem Volk zu segensreichem Frommen? Ich riet dir oft, in still verborgner Nacht Zu nahen unsrer Goettin Heiligtum Und dort zu lauschen auf die leisen Stimmen, Mit denen wohl das Ueberird'sche spricht. Hero. Verschiednes geben Goetter an Verschiedne; Mich haben sie zur Sehrin nicht bestimmt. Auch ist die Nacht, zu ruhn; der Tag, zu wirken, Ich kann mich freuen nur am Strahl des Lichts. Priester. Vor allem sollte heut-- Hero. Ich war ja dort, Noch eh' die Sonne kam, in unserm Tempel Und setzte mich bei meiner Goettin Thron Und sann. Doch keine Stimme kam von oben. Da griff ich zu den Blumen, die du siehst, Und wand ihr Kraenze meiner hohen Herrin, Erst ihr, dann jenen beiden Himmlischen, Und war vergnuegt. Priester. Und dachtest? Hero. An mein Werk. Priester. An andres nicht? Hero. Was sonst? Priester. An deine Eltern. Hero. Was nuetzt es auch? sie denken nicht an mich. Priester. Sie denken dein und sehnen sich nach dir. Hero. Ich weiss das anders, doch du glaubst es nicht. War ihnen ich doch immer eine Last, Und fort und fort ging Sturm in ihrem Hause. Mein Vater wollte was kein andres wollte, Und draengte mich, und zuernte ohne Grund. Die Mutter duldete und schwieg. Mein Bruder--Von den Menschen all, die leben, Bin ich nur einem gram, es ist mein Bruder. Als Aelterer, und weil ich nur ein Weib, Ersah er mich zum Spielwerk seiner Launen. Doch hielt ich gut, und grollte still und tief. Priester. So zuernst du deinen Eltern? Hero. Zuernen? Oh! Vergass ich sie, geschah's um sie zu lieben. Auch ist mein Wesen umgekehrt und eben, Seit mich die Goettin nahm in ihren Schutz. Priester. Wenn sie nun kaemen? Hero. Ach, sie werden's nicht. Priester. Dich heimzuholen. Hero. Mich? Von hier? Vergebens! Priester. Die Mutter mit dem Braeut'gam an der Hand. Hero (zum Gehen gewendet). Du scherzest, Herr, und ich, ich scherzte nicht. Priester. Bleib nur! Auch ist es Scherz. Doch deine Eltern Sind hier. Hero. Nein! Hier? Priester. Seit gestern abends. Hero. Oh! Und du verhehltest mir's? Priester. Sie wollten's selbst, Die Weihe nicht zu stoeren dieser Nacht, Die dir ein Morgen ist fuer viele Tage. Doch bist du stark, und moegen sie denn nahn. Sieh dort den Kommenden. Er wandelt, steht, Holt tiefer Atem, naehert sich. Hero. Mein Vater? Priester. Er selber, ja. Hero. Und ist der Mann so alt? Priester. Die Frau an seiner Seite-- Hero. Mutter! Mutter! Priester. Erbleichst du? Eilst den Lieben nicht entgegen In froher Hast? Hero. O lass mich sie betrachten! Hab ich sie doch so lange nicht gesehn! (Heros Eltern kommen.) Vater. Mein Kind! Hero, mein Kind! Hero (auf ihre Mutter zueilend). O meine Mutter! Vater. Sieh nur, wir kommen her, den weiten Weg-- Mein Atem wird schon kurz!--So fern vom Hause, Als Zeugen deines goetternahen Gluecks. Zu schauen, wie du in der Ahnen Spur Antrittst das Recht, um das sie uns beneiden, Die andern alle rings umher im Land; Wie um das Amt, mit dem seit manchem Jahr Bekleidet das Vertraun mich unsrer Stadt, Und das--Die boese Brust!--Was wollt' ich sagen? Nun ebendeshalb kamen wir hierher. Ei, guten Morgen, Bruder! Hero. Meine Mutter! Vater. Sie auch! Auch sie! Ob kraenkelnd schon und schwach, Es duldete sie nicht im leeren Hause. Teilnehmen wollte sie an deinem Glueck. Der Wagen fasst wohl zwei, so kam sie mit. Erfreuten Sinns. Und wer, wenn noch so stumpf, Erfreute sich an seinem Kinde nicht, Wenn es einhergeht auf der Hoheit Spuren? Wer horchte da auf kleinlich dunkle Zweifel, Auf, was weiss ich? Nu, wie gesagt, erfreut. Hero. Allein sie spricht nicht. Vater. Nicht? Frag sie: warum? Sie spricht wohl sonst, wenn's auch nicht an der Zeit, Im Haus, den langen Tag. Frag sie: warum? Und wieder ist's auch besser, spricht sie nicht. Wer Foerderliches nicht vermag zu sagen, Tut klueger schweigt er voellig. Bruder, nicht? Hero. O guter Ohm, heiss deinen Bruder schweigen, Dass meine Mutter rede. Priester. Bruder, lass sie! Vater. So sprich; allein-- Hero. Nicht so! Nach ihrem Herzen. Wie's ihr gefaellt. Mutter (halblaut). Mein gutes Kind! Hero. Hoerst du? Sie sprach. O suesser, suesser Klang, So lange nicht gehoert. O meine Mutter! Priester (in den Hintergrund tretend, zu einem Diener). Komm hier! Vater. Nun weint sie gar. Dass doch!--Was schaffst du, Bruder? (Er geht nach rueckwaerts, die Hand dem gleichfalls dort stehenden Tempelhueter auf die Schulter legend.) Ah, du mein Ehrenmann?--Was schafft ihr da? Priester. Ein Ringeltauber flog in diesen Busch, Wohl gar zu Nest. Das darf nicht sein. He, Sklave, Durchforsche du das Laub und nimm es aus! Vater. Wie nur? warum? Priester. So will's des Tempels Uebung. Vater. Doch jene-- Priester. Lass sie nur! Vater. Sie reden. Priester. Lass sie! Hero (mit ihrer Mutter im Vorgrunde rechts). Nun aber Mutter hemme deine Traenen, Vielmehr sag deutlich was du fuehlst und denkst. Ich hoere dich und folge leicht und gern; Denn nicht mehr jenes wilde Maedchen bin ich, Das du gekannt in deines Gatten Hause, Die Goettin hat das Herz mir umgewandelt, Und ruhig kann ich denken nun und schaun. Auch-- Mutter. Kind! Hero. Was ist? Mutter. Sie sehn nach uns. Hero. Ei, immer! Im Tempel hier hat auch die Frau ein Recht, Und die Gekraenkten haben freie Sprache. Doch aengstet dich ihr Aug', wohlan, so tret ich Hin zwischen dich und sie. Kein Blick erreicht dich. Nun aber sag, ob ich dich recht erriet: Nicht gleichen Sinns mit deinem Gatten kamst du, Und waere dir der freie Wunsch gewaehrt, Du fuehrtest gar die Tochter mit dir heim Aus ihres Glueckes sturmbeschuetzter Ruh' In deiner dunkeln Sorgen niedre Huette? Ist's also? Ist es wahr? Sprich nein, o Mutter! Mutter. Kind, ich bin alt und bin allein. Hero. Allein? Dir ist dein Gatte ja. Zwar er--? Ein reiches Haus; Sind Dienerinnen, die dein sorglich warten. Dann--Gute Goetter, so vergass ich denn Das Beste bis zuletzt. Dir ist mein Bruder, Der bringt die Braut ins Haus und dehnt sich breit, Und gibt dir Enkel mit der Vaeter Namen. Mutter. Dein Bruder, Kind-- Vater (im Hintergrunde zum Sklaven). Greif herzhaft immer zu! Mutter. Dein Bruder, Kind, ist nicht mehr unter uns! Hero. Wie, nicht? Mutter. Nach manchem herben Leid, Den Eltern doppelt schwer, verliess er uns, Verliess die Braut, die sein in Traenen dachte, Und zog dahin mit gleichgesinnten Maennern Auf kuehne Wagnis in entferntes Land. Zu Schiff, zu Ross? Wer weiss? wer kann es wissen? Hero. So ist er nicht mehr da? Nun doppelt gerne Kehrt' ich mit dir nach Haus, seit kund mir solches. Doch ist nicht er, sind da noch hundert andre, Von gleichem Sinn und stoerrisch wildem Wesen. Das ehrne Band der Roheit um die Stirn, Je minder denkend, um so heft'ger wollend. Gewohnt zu greifen mit der starren Hand Ins stille Reich geordneter Gedanken, Wo die Entschluesse keimen, wachsen, reifen Am milden Strahl des gottentsprungnen Lichts. Hineinzugreifen da und zu zerstoeren, Hier zu entwurzeln, dort zu treiben, foerdern Mit blindem Sinn und ungeschlachter Hand. Und unter solchen wuenschest du dein Kind? Vielleicht wohl gar--? Mutter. Was soll ich dir's verhehlen? Das Weib ist gluecklich nur an Gattenhand. Hero. Das darfst du sagen, ohne zu erroeten? Wie? und musst hueten jenes Mannes Blick, Des Herren, deines Gatten? Darfst nicht reden, Musst schweigen, fluestern, ob du gleich im Recht, Ob du die Weisre gleich, stillwaltend Bessre? Und wagst zu sprechen mir ein solches Wort? Vater (im Hintergrunde). Die Mutter flattert auf. Mutter. O wehe, weh! Sie haben mir mein frommes Kind entwendet, Ihr Herz geraubt mit selbstisch eitlen Lehren, Dass meiner nicht mehr denkend, harten Sinns, Sie achtlos hoert der Nahverwandten Worte! Hero (von ihr wegtretend). Ich aber will mit heiterm Sinne wandeln Hier an der Goettin Altar, meiner Frau. Das Rechte tun, nicht weil man mir's befahl, Nein, weil es recht, weil ich es so erkannt. Und niemand soll mir's rauben und entziehn. (Mit starker Betonung.) Wahrhaftig! Der Sklave (der im Hintergrunde auf einem Schemmel stehend, den Busch durchsucht, strauchelnd). Ah! Hero (umschauend). Was ist? Mutter. So siehst du nicht? Unschuldig fromme Voegel stoeren sie Und nehmen aus ihr Nest. So reissen sie Das Kind auch von der Mutter, Herz vom Herzen, Und haben des ihr Spiel. O weh mir, weh! Hero. Du zitterst, du bist bleich. Mutter. O seh ich doch Mein eignes Los. Priester (zu dem Diener, der das Nest in ein Koerbchen gelegt, auf dem oben die bruetende Taube sichtbar ist). Geh nur und trag es fort! (Der Diener geht.) Hero. Halt du' und setz es ab, wenn's jene kraenkt. Gib sag ich! (Sie hat dem Diener das Koerbchen abgenommen.) Armes Tier, was zitterst du? Sieh, Mutter, es ist heil. (Die Taube streichelnd.) Bist du erschrocken? (Sie setzt sich auf den Stufen der Bildsaeule links im Vorgrunde nieder, das Koerbchen in den Haenden; indem sie bald durch Emporheben die Taube zum Fortfliegen anlockt, bald betrachtend und untersuchend sich mit ihr beschaeftigt.) Priester (zum Diener). Was ist? Befahl ich nicht? (Der Diener weist entschuldigend auf Hero.) Priester (zu ihr tretend). Bist du so neu im Dienst, Dass du nicht weisst was Brauches hier und Sitte? Mutter (rechts im Vorgrunde stehend). Mein Herz vergeht. O jammervoller Anblick! Priester (zu ihr hinuebersprechend). Nun also denn zu dir. Schwachmuetig Weib, Was kommst du her, zu stoeren diese Stunde? Und staunst ob dem was du doch laengst gewusst, Der heil'gen Ordnung dieses Goetterhauses. Kein Vogel baut beim Tempel hier sein Nest, Nicht girren ungestraft im Hain die Tauben, Die Rebe kriecht um Ulmen nicht hinan, All was sich paart bleibt ferne diesem Hause, Und jene dort fuegt heut sich gleichem Los. Hero (die Taube streichelnd). Du armes Tier, wie streiten sie um uns! Priester. Scheint dir das schwer, und zitterst du darob? Was willst du? soll sie heim? Komm hier, und nimm sie! Was braucht die Goettin dein und deines Kinds? Nicht ehrt man hier die ird'sche Aphrodite, Die Mensch an Menschen knuepft wie Tier an Tier, Die Himmlische, dem Meeresschaum entstiegen, Einend den Sinn, allein die Sinne nicht, Der Eintracht alles Wesens hohe Mutter, Geschlechtlos, weil sie selber das Geschlecht, Und himmlisch, weil sie stammt vom Himmel oben. Was braucht die Goettin dein und deines Kinds? Geh hin und bette sie in Niedrigkeit, In der du selbst, dir selbst zur Qual, dich abmuehst. Sie sei die Magd des Knechtes der sie freit, Statt hier auf lichter Bahn, nach eignem Ziel, Die einz'ge sie des duerftigen Geschlechts, Ein Selbst zu sein, ein Wesen, eine Welt. Allein du willst es, sie ist frei, hier nimm sie! Bist du die Mutter doch! Du, Hero, folge! Die Torheit ruft. Folg ihr als Mensch, als Weib! Hero (aufstehend, zur Taube). Da gilt es denn zu reden, kleines Ding! (Das Koerbchen dem Diener gebend.) Du nimm's und trag es hin, und gib ihm Freiheit, Die Freiheit wie das Tier sie kennt und wuenscht. (Diener ab.) Du aber Ohm, schilt meine Mutter nicht, Denn fromm ist ihre Meinung und sie liebt mich. Uns andre lass nur schweigen, Stille, Gute! Hat er doch recht und tut nur was ihm Pflicht. Ich soll mit dir? Bleib du bei mir! O Mutter! Wenn dich die Deinen quaelen, komm zu mir. Hier ist kein Krieg, hier schlaegt man keine Wunden, Die Goettin grollet nicht, und dieser Tempel Sieht immerdar mich an mit gleichem Blick. Kennst du das Glueck des stillen Selbstbesitzes? Du hast es nie gekannt; drum sei nicht neidisch! Nein frohen Mutes folge mir zum Fest! Heut stolz im Siegerschritt, und kommt der Morgen, Einfoermig still, den Wasserkrug zur Hand, Beschaeftigt, wie bisher, an den Altaeren; Und fort so Tag um Tag. Willst du, so komm! Sieh nur: sonst trag ich dich, denn ich bin stark. Allein sie weicht. Sie laechelt. Siehst du Ohm? (Halblaut.) Gib nur das Zeichen nun. Du aber folge, Die Zeit verrinnt, man ruestet schon das Fest. (Im Gehen, taendelnd.) Und siehst du erst den Schmuck, die reichen Kleider, Und was man all mir Herrliches bereitet, Du sollst wohl selbst-- (Ein paar Schritte voraus und dann zurueckkehrend.) Und eile mir ein wenig! (Beide nach der rechten Seite ab.) Vater. Nun Bruder aber rasch-- Priester. Rasch, und warum? Was lange dauern soll sei lang erwogen. Wuesst' ich sie schwach, noch jetzt entliess' ich sie. Vater. Allein bedenk! Priester. Zugleich bedenk ich wirklich, Dass heilsam feste Noetigung der Abschluss Von jedem irdisch wankem, wirrem Tun. Du waehltest ewig unter Moeglichkeiten Waer' nicht die Wirklichkeit als Grenzstein hingesetzt. Die freie Wahl ist schwacher Toren Spielzeug. Der Tuecht'ge sieht in jedem Soll ein Muss Und Zwang, als erste Pflicht, ist ihm die Wahrheit. (Zu den Dienern gewendet.) Das Fest beginnt. Naukleros' Stimme (hinter der Szene). Hierher nur, hier! Priester. Was ist? Tempelhueter. Zwei Fremdlinge, des langen Harrens muede, Sie bahnen selbst durch Buesche sich den Weg. - Kehrt ihr zurueck?--Dieselben sind es, Herr, Die heute morgens schon am Gittertor-- Auch dort von rueckwaerts waechst des Volkes Drang, Das murrend nur ertraegt die Zoegerung. Priester. Weis jene dort zurueck. (Der Tempelhueter nach der linken Seite ab.) Ihr andern oeffnet (Zu mehreren Dienern, die nach und nach vom Hintergrunde her eingetreten sind.) Die aeussern Pforten nach dem Weg zur Stadt. (Zu seinem Bruder.) Goenn nur indes ein Wort des Danks den Goettern, Die Nachruhm dir in deinem Kind erweckt. (Der Alte steht an seinem Stabe gegen den Tempel geneigt.) Lasst ein das Volk und haltet Ordnung, hoert ihr? Dass Roheit nicht die schoene Feier stoere. Auch ueber euch wacht sorglich, eben heut; Die Lust hat ihren Tag, so wie die Sonne, Doch auch wie jene einen Abend: Reue. Tempelhueter (hinter der Szene). Nein, sag ich, nein. Naukleros (ebenso). So hoert doch, lieber Herr! Priester. Tut eure Pflicht, du Bruder aber komm! (Beide nach der rechten Seite ab.) Der Tempelhueter (auftretend). Hier steh ich, hier. Und wagst du's, kuehner Knabe, Und setzest ueber mich hin deinen Fuss? Naukleros (der gleichfalls sichtbar geworden ist). Nicht ueber euch, doch, seht ihr, neben euch. Und also bin ich hier. Leander komm! (Leander tritt auf.) Tempelhueter O Jugenduebermut! Ward euch nicht kund--? Naukleros. Nichts ward uns kund; denn Fremde sind wir, Herr, Und kommen von Abydos' naher Kueste Nach Sestos her, um euer Fest zu schaun. Tempelhueter. Doch lehrt man Sittsamkeit nicht auch bei euch? Naukleros. Wohl lehrt man sie, zugleich mit andern Spruechen, Als: sei nicht bloed! sonst kehrst du hungrig heim. Tempelhueter. Ich aber-- Naukleros. Seht, indes ihr hier euch abmueht Um uns, die zwei, stroemt dort das Volk in Haufen. Tempelhueter. Zurueck da! Hoert ihr wohl? (Er wendet sich nach dem Hintergrunde und ordnet das Volk, das von der linken Seite, nahe den Stufen des Tempels, hereindringt.) Naukleros (zu Leander). Was zerrst du mich? Wir sind nun einmal da. Wer wagt gewinnt. Hier ist der beste Platz. Fest auf den Sockel Setz ich den Fuss. Lass sehn, wer mich vertreibt. Und sieh mir um nach all der Herrlichkeit! Das Gotteshaeuslein dort, das Tor, die Saeulen; So was erblickst du nimmermehr daheim. Schau! einen Altar setzt man in die Mitte, Wohl um zu opfern drauf.--Doch wornach schaust du? Blickt er zu Boden nicht! Nu, bei den Goettern! Befaellt er hier dich auch, der alte Truebsinn? Ich aber sage dir-- (Das Volk hat sich nach und nach, der linken Seite entlang, geordnet, bis dahin wo die beiden Freunde stehen.) Naukleros (umschauend). Nun guter Freund, Ihr draengt gar scharf. (Zu Leander.) Hoerst du? ich sage dir: Weisst du nicht heute abend klein und gross Mir zu erzaehlen was sich hier begab, Und trinkst nicht einen grossen Becher Wein Lautjubelnd drauf, sind wir geschiedne Leute. Denn all der duestre Sinn--Allein, sieh dort! Die beiden Maedchen. Schau! es sind dieselben Die heute frueh wir sahn am Gittertor. Sie blinzeln her. Gefaellt dir eine? Sprich! (Janthe und eine zweite Dienerin haben einen tragbaren Altar gebracht und stellen ihn, rechts im Vorgrunde, vor der Bildsaeule Amors nieder.) Janthe (waehrend des Zurechtstellens ihrer Gefaehrtin zufluesternd). Dort sind sie. Rechts der Blonde, Groessere. Der Braune scheint betruebt. Was fehlt ihm nur? Naukleros. Absichtlich zoegern sie. Hui, welch ein Blick! Tempelhueter (nach vorn kommend, zu den Maedchen). Ei ja, und nun auch ihr! Das findet sich. (Die Maedchen gehen.) (Zu den Juenglingen.) Ihr scheint mir rasch zu allem was verwehrt. Naukleros. Je, wie's nun kommt. Wer zweifelt, der verliert. (Man hat einen zweiten Altar gebracht, der links vor Hymenaeus' Bildsaeule hingestellt wird. Ein dritter stand schon frueher an den Stufen in der Mitte.) Tempelhueter. Ihr gebt nur Raum! Der Altar soll dort hin. Naukleros. Hab ich erst Raum, so teil ich gerne mit. Tempelhueter. Und seid nur sittig und vermesst euch nichts. (Musik von Floeten beginnt.) Der Zug beginnt. Zurueck! Lasst frei die Mitte! (Das Volk ordnend, das auf der linken Seite sich in Reihen stellt.) Naukleros. Sie kommen, schau! Betrachte mir's mit Fleiss! Und naht die Priesterin, streif an ihr Kleid, Das soll den Truebsinn heilen, sagt man. Hoerst du? (Unter Musik von Floeten kommt der Zug von der rechten Seite her auf die Buehne. Opferknaben mit Gefaessen. Die Oberhaeupter von Sestos. Tempeldienerinnen, darunter Janthe. Priester. Hero mit Mantel und Kopfbinde an der Seite ihres Oheims. Ihre Eltern folgen.) Gesang. Mutter der Sterblichen, Himmelsbewohnerin, Neig uns ein guenstiges, Schirmendes Aug'! (Die Begleiter des Zuges stellen sich zur rechten Seite auf, den Reihen des Volkes gegenueber. Der mittlere Teil der Buehne ist leer.) Die Priester (indem sie sich aufstellen). Den Goettern Ehrfurcht! Das Volk (antwortend). Glueck mit uns! Naukleros. Dort kommt die Priesterin. Ein schoenes Weib. Komm, lass uns knien. Doch nein, vorher noch schau mir Querueber hier dem Fussgestell nach rueckwaerts, Wie sie die Weihen ueben, was sie tun. Hero (im Hintergrunde, bei dem dort stehenden tragbaren Altare stehend. Vor ihr knien zwei Opferknaben, Rauchwerk in reichen Gefaessen haltend). Ein neuer Sproessling deines alten Hauses. Sei ihm geneigt, und mehr als er verdient. (Sie giesst Rauchwerk in die Flamme und geht dann nach vorn, der Priester zu ihrer Linken, hinter ihm die Eltern. Der Tempelhueter in einiger Entfernung.) Die Priester. Den Goettern Ehrfurcht! Das Volk. Glueck mit uns! Naukleros. Sie kommen naeher. Nun, Leander, knie! (Sie knien. Leander hart an der Bildsaeule des Hymenaeus, Naukleros etwas zurueck. Auch das uebrige Volk kniet.) (Hero ist zu Amors Bildsaeule gekommen und giesst Rauchwerk in die Flamme des danebenstehenden Altars, der Priester ihr zur Seite.) Hero. Der du die Liebe gibst, nimm all die meine. Dich gruessend nehm ich Abschied auch von dir. (Sie entfernt sich.) Die Priester. Den Goettern Ehrfurcht! Das Volk. Glueck mit uns! Hero (an der Bildsaeule des Hymenaeus stehend). Dein Bruder sendet mich-- Naukleros (leise zu Leander). Siehst du nicht auf? Leander (der gerade vor sich hin auf den Boden gesehen hat, hebt jetzt das Haupt empor). Priester. Was ist? Du stockst. Hero. Herr, ich vergass die Zange. Priester. Du haeltst sie in der Hand. Hero. Der du die Liebe-- Priester. So hiess der erste Spruch. Lass nur! Zum Opfer! (Hero giesst Rauchwerk ins Feuer. Eine lebhaftere Flamme zuckt empor) Zuviel!--Doch gut!--Nun noch zum Tempel! Komm! (Sie entfernen sich. In die Mitte der Buehne gekommen, sieht Hero, als nach etwas Fehlendem an ihrem Schuh, ueber die rechte Schulter zurueck. Ihr Blick trifft dabei auf die beiden Juenglinge. Die Eltern kommen ihr entgegen. Die Musik ertoent von neuem.) (Der Vorhang faellt.) Zweiter Aufzug (Tempelhain zu Sestos. Auf der linken Seite nach rueckwaerts eine Ruhebank von Gebuesch umgeben.) Naukleros (von der linken Seite auftretend). Leander komm! und eile mir doch nur! Leander (der von derselben Seite sichtbar wird). Hier bin ich, sieh! Naukleros. So rasch? Ei doch! Man denke! Wie lange noch, sag an! fuehr ich, zur Strafe Fuer ein Vergehn, derzeit noch unbekannt Und unbegangen auch, dem Knaben gleich Der seinen blinden Herrn die Strasse leitet, Ringsum dich durch der Menschen laute Staedte, Von Fest zu Fest, vom Markte zum Altar, Den Ort ausforschend, der dir Frohsinn braechte? Wie lang sitz ich, von Sprechen mued', dir gegenueber Und forsch in deinem Aug', dem leid'gen Blick, Ob's angeglommen, ob erwacht die Lust? Und les ein ewig neues: nein, nein, nein! Wenn deine Mutter starb, wer kann da helfen? War's gut und recht, dass du, ein wackrer Sohn, Und ihr, der Tiefbekuemmerten zu Willen, Am Strand des Meeres wohntest, fern der Stadt Und Menschen fern, nur Kindespflichten uebend; Nun, da sie tot, was haelt dich laenger ab Den Gleichen als ein Gleicher zu gehoeren Mitfuehlend ihre Sorgen, ihre Lust? Wein um die Gute, rauf dein braunes Haar, Allein dann kehre zu den Freuden wieder, Die sie dir goennt, die du ihr laenger goenntest. Sag ich nicht recht? und was ist deine Meinung? Nun? Leander. Ich bin mued'. Naukleros. Ei ja, der grossen Plage! Den ganzen Tag, am fremden Ort, umgeben Von fremden Menschen, froehlichen Gesichtern, Sich durchzuhelfen und zu schaun, zu hoeren, Einmal zu sprechen gar. Ei, gute Goetter, Wer hielte das wohl aus? Leander (der sich gesetzt hat). Und krank dazu. Naukleros. Krank? Sei du unbesorgt! Das gibt sich wohl. Sei du erst heim in deiner dumpfen Huette, Vom Meer bespuelt, wo rings nur Sand und Wellen Und truebe Wolken, die mit Regen draeun. Hab erst das gute Kleid da von den Schultern, Und umgehuellt dein derbes Schifferwams. Dann sitz am Strand, den langen Tag verangelnd, Tauch dich ins Meer, der Fische Neid im Schwimmen, Lieg abends erst--so fand ich dich ja einst-- Im Ruderkahn, das Antlitz ueber dir, Des Koerpers Last vertraut den breiten Schultern, Indes das Fahrzeug auf den Wellen schaukelt; So lieg gestreckt und schau mir nach den Sternen, Und denk--an deine Mutter, die noch eben Zur rechten Zeit dich, sterbend, frei gemacht; An sie; an Geister, die dort oben wohnen; An--denk ans Denken; denk vielmehr an nichts! Sei nur erst dort; und Freund, was gilt die Wette? Du fuehlst dich wohl, fuehlst wieder dich gesund. Nun aber komm, denn fernab liegt die Heimat, Die Zeit verrinnt, die Freunde kehren heim. Leander. Es ist so schattig hier. Lass uns noch weilen! Leicht findet sich ein Kahn. Ich rudre dich. Naukleros. Ei rudern, ja! Wie glaenzt ihm da das Auge! Am Steuer sitzend, ausgestreckt die Hand, Die prallen Arme vor und rueckwaerts fuehrend, Jetzt so, dann so, und fort auf feuchtem Pfad! Da fuehlst du dich ein Held, ein Gott, ein Mann; Fuer andres mag man einen andern suchen. Doch, schoener Freund, nicht nur ums Rudern bloss, Hier fraegt es sich um andre, ernstre Dinge. Wir stehen, wiss es, auf verbotnem Grund, Im Tempelhain, der jedem sich verschliesst, Als nur am Tag des Fests, von dem wir kehren. Sonst streifen Waechter durch die gruenen Buesche, Die fahen jeden, den ihr Auge trifft, Und stellen ihn dem Priester ihres Tempels, Der ihn bestraft, leicht mit dem Aeussersten. Sprichst du? Leander. Ich sagte nichts. Naukleros. Drum also komm! Um Mittag endet sie des Festes Freiheit Und fast schon senkrecht trifft der Sonne Pfeil. Mich luestet nicht, ob deines traegen Zauderns, Den Kerkern einzuwohnen dieser Stadt. Hoerst du?--Noch immer nicht!--Nun, gute Goetter! Kehrt euch von ihm, wie er von euch sich wendet! Da lehnt er, weich, mit mattgesenkten Gliedern. Ein Junge, schoen, wenngleich nicht gross, und braun. Die finstern Locken ringeln um die Stirn; Das Auge, wenn's die Wimper nicht verwehrt, Sprueht heiss wie Kohle, frisch nur angefacht; Die Schultern weit; die Arme derb und tuechtig, Von prallen Muskeln ruendlich ueberragt; Kein Amor mehr, doch Hymens treues Bild. Die Maedchen sehn nach ihm; doch er--Ihr Goetter! Wo blieb die Seele fuer so art'gen Leib? Er ist--wie nenn ich's--furchtsam, toericht, bloed! Ich bin doch auch ein ruestiger Gesell, Mein gelbes Haar gilt mehr als noch so dunkles, Und, statt der Inderfarbe die ihn braeunt, Lacht helles Weiss um diese derben Knochen, Bin groesser, wie's dem Meister wohl geziemt. Und doch, gehn wir zusammen unters Volk, In Maedchenkreis, beim Fest, bei Spiel, bei Tanz; Mich trifft kein Aug', und ihn verschlingen sie. Das winkt, das nickt, das lacht, das schielt, das kichert. Und ihm gilt's, ihm. Sie sind nun mal vernarrt In derlei dumpfe Traeumer, bloede Schlucker. Er aber--Ei, er merkt nun eben nichts. Und merkt er's endlich: Hei, was wird er rot! Sag, guter Freund, ist das nur Zufall bloss, Wie, oder weisst du, dass du zehnmal huebscher Mit solcher Erdbeerfarbe auf den Wangen? Nur heut im Tempel. Gute Goetter, war's nicht, Als ob die Erde aller Wesen Fuelle Zurueckgeschlungen in den reichen Schoss Und Maedchen draus gebildet, nichts als Maedchen? Aus Thrazien, dem reichen Hellespont Vermengten sich die Scharen; bunte Blumen, So Ros' als Nelke, Tulpe, Veilchen, Lilie, - Ein Gaensebluemchen auch wohl ab und zu-- Im ganzen ein begeisternd froher Anblick: Ein wallend Meer, mit Haeuptern, weissen Schultern Und runden Hueften an der Wellen Statt. Nun frag' ihn aber einer, was er sah, Ob's Maedchen waren oder wilde Schwaene; Er weiss es nicht, er ging nur eben hin. Und doch war er's, nach dem sie alle blickten. Die Priestrin selbst. Ein herrlich prangend Weib! Die besser tat, am heutigen frohen Tag Der Liebe Treu' zu schwoeren ewiglich, Als ihr sich zu entziehn, so arm als karg. Der Anmut holder Zoegling und der Hoheit. Des Adlers Aug', der Taube suesses Girren, Die Stirn so ernst, der Mund ein holdes Laecheln, Fast anzuschauen wie ein fuerstlich Kind, Dem man die Krone aufgesetzt, noch in der Wiege. Und dann; was Schoenheit sei, das frag du mich. Was weisst du von des Nackens stolzem Bau, Der breit sich anschliesst reichgewundnen Flechten; Den Schultern, die beschaemt nach rueckwaerts sinkend, Platz raeumen den begabtern, reichen Schwestern, Den feinen Knoecheln und dem leichten Fuss, Und all den Schaetzen so beglueckten Leibes? Was weisst du? sag ich, und du sahst es nicht. Doch sie sah dich. Ich hab es wohl bemerkt. Wie wir da knieten, rueckwaerts ich, du vorn, Am Standbild Hymens, des gewalt'gen Gottes, Und sie nun kam, des Opferrauchs zu streun. Da stockte sie, die Hand hing in der Luft; Nach dir hinschauend stand sie zoegernd da, Ein, zwei, drei kurze, ew'ge Augenblicke. Zuletzt vollbrachte sie ihr heilig Werk. Allein noch scheidend sprach ein tiefer Blick, Im herben Widerspruch des frost'gen Tages, Der sie auf ewiglich verschliesst der Liebe: "Es ist doch schad'" und: "Den da moecht' ich wohl!" Gelt, laechelst doch? und schmeichelt dir, du Schlucker. Verbirgst du dein Gesicht? Fort mit den Fingern! Und heuchle nicht, und sag nur: ja. (Er hat ihm die Hand von den Augen weggezogen.) Doch, Goetter! Das sind ja Traenen. Wie? Leander! Weinst? Leander (der aufgestanden ist). Lass mich und quael mich nicht! Und sprich nicht ohne Achtung Von ihrem Hals und Wuchs.--O ich bin dreifach elend! Naukleros. Leander! elend? Gluecklich! Bist verliebt. Leander. Was sprachst du? Ich bin krank. Es schmerzt die Brust. Nicht etwa innerlich. Von aussen. Hier! Hart an den Knochen. Ich bin krank, zum Tod. Naukleros. Ein Tor bist du, doch ein beglueckter Tor! Nun, Goetter, Dank, dass ihr ihn heimgesucht! Nun schont ihn nicht mit euern heissen Pfeilen, Bis er mir ruft: Halt ein! es ist genug; Ich will erdulden was die Menschen leiden! Nun Freund, gib mir die Hand! Nun erst mein Freund; Zu spaet bekehrt durch allzu suesse Wonnen. Du Neugeborner, Gluecklicher!--Doch halt! Ein garstiger Fleck auf unsers Jubels Kleide.-- Komm mit zurueck zur Stadt! dort sind die Maedchen, Die wir beim Fest gesehn, noch all versammelt. Dort sieh dich um, verlieb dich wie du magst. Denn Freund, die Jungfrau, die dich jetzt erfuellt, Ist Priesterin und hat an diesem Tag Gelobt dem Manne sich auf ewig zu entziehn. Und streng ist was ihr droht, wenn sie's vergass, Und was dem Manne, der's mit ihr vergessen. Leander. Ich wusst' es ja. Komm Nacht! Und so ist's aus. Naukleros. Aus? Wieder aus? Und eh' es noch begann? Warum und wie? Friedfertiger Gesell, Wagst du so wenig an die hoechste Wonne? Und sagst mir das mit zuckend fahlen Wangen Und schlotterndem Gebein, und meinst ich glaub's? Nun sollst du bleiben. Hier! Und sollst sie sprechen. Wer weiss ist ihr Geluebd' so eng und fest Und laesst sich loesen, folgt alsbald die Reue; Wer weiss ist deine Liebe selbst so heiss, Als jetzt sie scheint. Doch was es immer sei: Du sollst nicht zagen, wo zu handeln not. Zum mindsten kenne dein Geschick, und trag's, Und lerne scheiden von den Knabenjahren. Wir sind hier fremd. Komm mit! Wer darf uns tadeln, Wenn wir des Wegs verfehlen, fragen, gehn? Zuletzt gelangen wir ins Haus, zum Tempel, Und stehn vor ihr, und hoeren was sie spricht. Dort kommt ein Maedchen mit dem Wasserkrug In ein und andrer Hand. Die lass uns fragen. Sie weiss wohl-- Doch! Leander! Sohn des Gluecks! Was zerrst du mich? Bleib hier! Sie selber ist's, Die Jungfrau, sie, die neue Priesterin. Nach Wasser geht sie aus der heiligen Quelle, Das liegt ihr ob. Ergreif den Augenblick Und sprich! Nicht allzukuehn, nicht furchtsam. Hoerst du? Ich will indes rings forschen durch die Buesche, Ob alles ruhig, und kein Lauscher nah. Komm hier! Und sag ich: jetzt! so tritt hervor Und sprich.--Doch nun vor allem still.--Komm hier! (Sie ziehen sich zurueck.) Hero (ohne Mantel, ungefaehr wie zu Anfang des ersten Aufzuges gekleidet, kommt mit zwei leeren Wasserkruegen von der linken Seite des Vorgrundes. Sie geht quer aber die Buehne und singt). Da sprach der Gott: Komm her zu mir, In meine Wolken, Neben mir. (Leander ist, von Naukleros leicht angestossen, einige Schritte vorgetreten. Dort bleibt er, gesenkten Hauptes, stehen.) (Hero geht auf der rechten Seite des Vorgrundes ab.) Naukleros (nach vorn kommend). Nun denn, es sei! Du hast es selbst gewollt. Kannst du das Glueck nicht fassen und erringen, So lern entbehren es. Und besser ist's. Heisst sie nicht gottgeweiht? und ihr zu nahn Droht Untergang. Auch war's halb Scherz nur, Dass ich dir riet ein Aeusserstes zu tun. Doch macht mich's toll, den Menschen anzusehn, Der wuenscht und hofft, und dem nicht Muts genug, Die Hand zu strecken nach des Sieges Krone. Doch ist es besser so. Glueck auf, mein Freund! Dein zaghaft Herz, es fuehrte diesmal sichrer, Als Nestors Klugheit und Achillens Mut. Nun aber komm und lass uns heim. Doch niemals Vermiss dich mehr-- Leander. Sie kehrt zurueck. Naukleros. Ei doch! Folg du! Leander. Ich nicht. Naukleros. Was sonst? Leander. Ihr nahen. Sprechen. Oh! (Sie treten wieder zurueck.) Hero (kommt zurueck, einen Krug auf dem Kopfe tragend, den zweiten am Henkel in der herabhaengenden rechten Hand). (Sie singt.) Sie aber streichelt Den weichen Flaum. (Stehenbleibend und sprechend.) Mein Oheim meint ich soll das Lied nicht singen Von Leda und dem Schwan. (Weitergehend.) Was schadet's nur? (Wie sie in die Mitte der Buehne gekommen, stuerzt Leander ploetzlich hervor, sich, gesenkten Hauptes, vor ihren Fuessen niederwerfend.) Hero. Ihr Goetter, was ist das? Bin ich erschrocken! Die Kniee beben, kaum halt ich den Krug. (Sie setzt die Kruege ab.) Ein Mann. Ein zweiter. Fremdlinge was wollt ihr Von mir, der Priestrin, in der Goettin Hain? Nicht unbewacht bin ich und unbeschuetzt. Erheb ich meine Stimme, nahen Waechter Und lassen euch den Uebermut bereun. So geht weil es noch Zeit, und nehmt als Strafe Bewusstsein mit, und dass es euch misslang. Naukleros. O Jungfrau, nicht zu schaed'gen kamen wir, Vielmehr um Heilung tiefverborgnen Schadens, Der mir den Freund ergriff, ihn, den du siehst. Der Mann ist krank. Hero. Was sagst du mir's? Geht zu den Priestern in Apollens Tempel, Die heilen Kranke. Naukleros. Solche Krankheit nicht. Denn wie sie ihn befiel, beim Fest, in eurem Tempel, Verlaesst sie ihn auch nur am selben Ort. Hero. Beim heut'gen Fest? Naukleros. Beim Fest. Aus deinen Augen. Hero. Meint ihr es also, und erkuehnt euch des? Doch wusst' ich's ja: frech ist der Menge Sinn, Und ehrfurchtslos, und ohne Scheu und Sitte. Ich geh, und dienstbar nahe Maenner send ich Nach meinen Kruegen dort, die, weilt ihr noch, Euch sagen werden, dass ihr euch vergingt. Naukleros. Nicht also geh! Betracht ihn erst den Juengling, Den du so schwer mit harten Worten schiltst. Leander (zu ihr emporblickend). O bleib! Hero. Du bist derselbe, seh ich wohl, Der heut beim Fest an Hymens Altar kniete. Doch schienst du damals sittig mir und fromm, Mir tut es leid, dass ich dich anders finde. Leander (der aufgestanden ist, mit abhaltender Gebaerde). O anders nicht! O bleib! Hero (zu Naukleros). Was will er denn? Naukleros. Ich sagt' es ja: er haengt an deinem Blick, Und Tod und Leben sind ihm deine Worte. Hero. Du hast dich schlimm beraten, guter Juengling, Und nicht die richt'gen Pfade ging dein Herz. Denn deut ich deine Meinung noch so mild, So scheint es, dass du mein mit Neigung denkst. Ich aber bin der Goettin Priesterin, Und ehelos zu sein heisst mein Geluebd'. Auch nicht gefahrlos ist's um mich zu frein, Dem drohet Tod, der des sich unterwunden. Drum lasst mir meinen Krug und geht nur fort; Mich sollt' es reun, wenn Uebles ihr erfuehrt. (Sie greift nach den Kruegen.) Leander. Nun denn, so senkt in Meersgrund mich hinab! Hero. Du armer Mann, du dauerst mich, wie sehr. Naukleros. Bei Mitleid nicht, o Priestrin, bleibe stehn! Sei hilfreich ihm, dem Juengling, der dich liebt. Hero. Was kann ich tun? Du weisst ja alles nun. Naukleros. So gib ein Wort ihm mindstens, das ihn heilt. Komm hier! Die Buesche halten ab des Spaehers Auge. Ich setze dir in Schatten deinen Krug; Und so komm her und goenn uns nur ein Wort. Willst du nicht sitzen hier? Hero. Es ziemt sich nicht. Naukleros. Tu's aus Erbarmen mit des Juenglings Leiden! Hero (zu Leander). So setz dich auch! Naukleros. Ja hier. Und du zur Seite. (Leander sitzt in der Mitte, den Leib an einen Baumstamm zurueckgelehnt, die Haende im Schoss, gerade vor sich niedersehend. Hero und Naukleros zu beiden Seiten, etwas vorgerueckt, so dass sie sich wechselseitig im Auge haben.) Hero (zu Naukleros). Ich sagt' es schon und wiederhol es nun: Niemand der lebt begehr' um mich zu werben, Denn gattenlos zu sein heisst mich mein Dienst. Noch gestern, wenn ihr kamt, da war ich frei, Doch heut versprach ich's, und ich halt es auch. (Zu Leander.) Birg nicht das Aug' in deine Hand, o Juengling! Nein, frischen Mutes geh aus diesem Hain. Goenn einem andern Weibe deinen Blick, Und freu dich dessen, was uns hier versagt. Leander (aufspringend). So moege denn die Erde mich verschlingen, Sich mir verschliessen all was schoen und gut, Wenn je ein andres Weib und ihre Liebe-- Hero (zu Naukleros). Sag ihm, er soll es nicht. Was nuetzt es ihm? Was nuetzt es mir? Wer mag sich selber quaelen? Er ist so schoen, so jugendlich, so gut, Ich goenn ihm jede Freude, jedes Glueck. Er kehre heim-- Leander. Ich heim? Hier will ich wurzeln, Mit diesen Baeumen stehen Tag und Nacht Und immer schaun nach jenes Tempels Zinnen. Hero. Des Ortes Waechter fangen, schaed'gen ihn. Sag ihm's!-- (Zu Leander.) Und, guter Juengling, kehrst du heim, So lass des Lebens Mueh' und buntes Treiben So viel verwischen dir als allzuviel, Das andere bewahr! So will ich auch. Und kehrt ums Jahr und jedes naechste Jahr Zurueck das heut'ge Fest, so komm du wieder. Stell dich im Tempel, dass ich dich mag sehn. Mich soll es freun, wenn ich dich ruhig finde. Leander (zu ihren Fuessen stuerzend). O himmlisch Weib! Hero. Nicht so. Das ziemt uns nicht. Und sieh! Mein Oheim kommt. Er wird mich schelten, Und zwar mit Recht, warum gab ich euch nach. Naukleros. Nimm deinen Krug und lass daraus mich trinken, Am besten deutet so sich unser Tun. Leander (ihn wegstossend). Nicht du; ich, ich! Hero (ihm den Krug hinhaltend, aus dem er kniend trinkt). So trink! und jeder Tropfen Sei Trost, und all dies Nass bedeute Glueck. (Der Priester kommt.) Priester. Was schaffst du dort? Hero. Sieh nur, ein kranker Mann! Priester. Nicht deines Amtes ist der Kranken Heilung. Sie moegen gehen in Apollens Tempel, Dort heilt der Priester Schar. Hero. So sagt' ich auch. Priester. Allein vor allem, ob nun krank, gesund Der Goettin Hain, der Priesterwohnung Naehe Betritt kein Mann, kein Fremder ungestraft. Entlass ich euch, verdankt es meiner Huld. Ein zweites Mal verfielt ihr dem Gesetz. Naukleros. Doch sah ich erst nur viele dort versammelt Im Tempel und im Hain, so Mann als Frauen. Priester. Die Zeit des Fests gibt solchem Einlass Raum, Vom Morgen bis zum Mittag waehrt die Freiheit. Naukleros. Nun denn, die Sonne steht noch nicht so hoch; Sie brennt und blitzt, doch lange nicht im Scheitel. Priester. Des sei du froh und nuetze diese Frist. Denn wenn die Sonn' auf ihres Wandels Zinne Mit durst'gen Zuegen auf die Schatten trinkt, Dann toenen her vom Tempel krumme Hoerner Dem Feste Schluss, dir kuendigend Gefahr. Auch seid ihr aus Abydos sagt man mir, Und wenig wohlgesinnt das Volk uns jener Stadt. Beim Fischzug, und wo irgend sonst im Meer Erhebt es Streit mit Sestos' frommen Buergern. Auch das bedenkt, und dass der oft Gekraenkte Sich doppelt raecht, wenn lang er es verschob. Naukleros. Ich aber denke: Mann, Herr, gegen Mann! So hielt ich's gegen Sestos' frommes Volk. Auch: stellen sie uns nach auf diesen Kuesten, Wir zahlen's ihnen jenseits, dort, bei uns. Priester. Nicht ziemt es mir, dir Wort zu stehn und Rede. Was not tut ward gesagt, von anderm schweig! (Zu Hero.) Du aber nimm den Krug und komm! (Da die Juenglinge ihr helfen wollen.) Lass nur! Dort gehen Dienerinnen. (Er winkt nach links in die Szene.) Und so folg! Im Tempel harrt noch mancherlei zu tun. (Hero an der Hand fuehrend, nach der linken Seite ab.) Janthe (die indessen gekommen ist). Was habt ihr angerichtet, schoene Fremde? Ich sah euch wohl von fern. Nun aber eilt! Wer hiess euch auch mit euerm raschen Werben Der Priestrin nahn, die schon dem Dienst geweiht? Waer' ich ein Mann, ich suchte gleich fuer gleich. (Mit den Kruegen ab.) Naukleros (dem Priester nachsprechend). Selbstsuecht'ger, Eigenmaecht'ger, Strenger, Herber! So schliessest du die holde Schoenheit ein, Entziehst der Welt das Glueck der warmen Strahlen Und schmueckst mit heil'gem Vorwand deine Tat? Seit wann sind Goetter neidisch missgesinnt? Daheim auch ehrt man Himmlische, bei uns; Doch heiter tritt Zeus' Priester unters Volk, Umgeben von der Seinen frohen Scharen, Und segnet andre, ein Gesegneter. Ihr aber habt's ererbt von Morgen her, Den schnoeden Dienst missguenst'ger Indusknechte Und huellet euch in Greuel und in Nacht. Doch ist's nun so. Drum komm, Ungluecklicher! Leander. Ungluecklich! Meinst du mich? Naukleros. Wen sonst?--Nun, mindstens Genuegsam denn! Komm mit! Leander. Hier bin ich. Naukleros. Wie? Betrachtest dir nicht einmal noch den Ort, Von dem du nun auf immer-- Leander. Immer? Naukleros. Nicht? So wolltest du--? Wie meinst du das? Sag an! Leander. Horch! Toent das Zeichen nicht? Wir muessen fort! Naukleros. Rueckhaelt'ger, was verbirgst du deinen Sinn? Du willst doch nicht an diesen Ort zurueck, Wo Kerker, Unheil, Tod-- Leander. Fuerwahr, das Zeichen! Die Freunde kehren heim. Komm, lass uns mit! Mein Leben sei nur aermlich, sprachst du selbst; Wenn's nun so wenig, gaeb' ich's nicht um viel? Was noch geschieht; wer weiss es?--Und wer sagt's? (Schnell ab.) Naukleros. Leander! Hoere doch!--Befasse sich nur eins Mit derlei frost'gen Jungen! Frostig? Ei, Das Beispiel lehrt's. Doch will ich dich wohl hueten! Und kehrst du mir zurueck, eh' ich's gebilligt, Soll man--So warte doch!--Hoerst du?--Leander! (Unter Haendewinken und Gebaerden des Zurueckhaltens ihm folgend.) (Der Vorhang faellt.) Dritter Aufzug (Gemach im Innern von Heros Turm. Auf der rechten Seite des Hintergrundes in einer weiten Bruestung das hoch angebrachte Bogenfenster, zu dem einige breite Stufen emporfuehren. Daneben ein hohes Lampengestell. Gegen die linke Seite des Hintergrundes die schmale Tuere des Haupteinganges. Eine zweite, durch einen Vorhang geschlossene Tuer auf der rechten Seite des Mittelgrundes. Auf derselben Seite nach vorn ein Tisch, daneben ein Stuhl mit niedrer Ruecklehne.) (Nach dem Aufziehen des Vorhanges kommt ein Diener, hoch in der Hand eine Lampe tragend, die er auf den Kandelaber stellt und dann geht.) (Unmittelbar hinter ihm der Oberpriester mit Hero. Sie hat den Mantel um die Schultern wie zu Ende des ersten Aufzuges.) Priester. Des Dienstes heil'ge Pflichten sind vollbracht, Der Abend sinkt; so komm denn in dein Haus, Von heut an dein, der Priestrin stille Wohnung. Hero (um sich blickend). Hier also, hier! Priester. So ist's. Und wie der Turm, In dessen Innern sich dein Wohnsitz woelbt, Am Ufer steht des Meers, getrennt, allein, Durch Gaenge nur mit unserm Haus verbunden-- Auf festen Mauern senkt er sich hinab, Bis wo die See an seinen Fuessen brandet, Indes sein Haupt die Wolken Nachbar nennt, Weit schauend ueber Meer und Luft und Land-- So wirst du fuerder stehn, getrennt, vereint, Den Menschen wie den Himmlischen verbuendet; Dein selber Herr und somit auch der andern, Ein doppel-lebend, auserkornes Wesen, Und gluecklich sein. Hero. Hier, also hier! Priester. Sie haben, Ich seh es, die Geraete dir versammelt, Mit denen man der Priester Wohnung schmueckt. Hier Rollen reich mit weisem Wort beschrieben, Dort Brett und Griffel, haltend Selbst-gedachtes. Dies Saitenspiel sogar, ein altes Erbstueck Von deines Vaters Schwester und der meinen, Einst Priesterin wie du an diesem Ort. An Blumen fehlt es nicht. Hier liegt der Kranz, Den du getragen bei der heut'gen Weihe. Du findest alles was den Sinn erhebt, Nicht Wuensche weckt und Wuensche doch befriedigt, Den Goettern dienend, ihnen aehnlich macht. (Auf die Seitentuere zeigend.) Dies andere Gemach, es birgt dein Lager. Dasselbe das die Kommende empfing Am ersten Tag, vor sieben langen Jahren. Das wachsen dich gesehn und reifen, bluehn, Und weise werden, still und fromm und gut. Dasselbe das um rotgeschlafne Wangen Die Traeume spielen sah von einem Glueck, Das nun verwirklicht--doch du traeumst auch jetzt. Hero. Ich hoere guter Ohm. Priester. Gesteh ich dir's? Ich dachte dich erfreuter mir am Abend Des sel'gen Tags, der unser Wuenschen kroent. Was wir gestrebt, gehofft, du hast, du bist es; Und statt entzueckt, find ich dich stumm und kalt. Hero. Du weisst, mein Ohm, wir sind nicht immer Herr Von Stimmungen, die kommen, wandeln, gehn, Sich selbst erzeugend und von nichts gefolgt. Das Hoechste, Schoenste, wenn es nun erscheint, Indem es anders kommt, als wir's gedacht, Erschreckt beinah, wie alles Grosse schreckt. Doch goenne mir nur eine Nacht der Ruh', Des Sinnens, der Erholung, und, mein Ohm, Du wirst mich finden, die du sonst gekannt. Der Ort ist still, die Luefte atmen kaum; Hier ebben leichter der Gedanken Wogen, Der Stoerung Kreise fliehn dem Ufer zu, Und Sammlung wird mir werden, glaube mir. Priester. Sammlung? Mein Kind, sprach das der Zufall bloss? Wie, oder fuehltest du des Wortes Inhalt, Das du gesprochen, Wonne meinem Ohr? Du hast genannt den maecht'gen Weltenhebel Der alles Grosse tausendfach erhoeht, Und selbst das Kleine naeher rueckt den Sternen. Des Helden Tat, des Saengers heilig Lied, Des Sehers Schaun, der Gottheit Spur und Walten, Die Sammlung hat's getan und hat's erkannt, Und die Zerstreuung nur verkennt's und spottet. Spricht's so in dir? Dann, Kind, Glueck auf! Dann wirst du wandeln hier, ein selig Wesen. Des Staubes Wuensche weichen scheu zurueck; Und wie der Mann, der abends blickt gen Himmel, Im Zwielicht noch, und nichts ersieht als Grau, Farbloses Grau, nicht Nacht und nicht erleuchtet; Doch schauend unverwandt, blinkt dort ein Stern Und dort ein zweiter, dritter, hundert, tausend, Die Ahnung einer reichen, gotterhellten Nacht, Ihm nieder in die feuchten, sel'gen Augen. Gestalten bilden sich und Nebel schwinden, Der Hintergrund der Wesen tut sich auf, Und Goetterstimmen, halb aus eigner Brust Und halb aus Hoehn, die noch kein Blick ermass-- Hero. Du weisst, mein Ohm, nicht also kuehnen Flugs Erhebt sich mir der Geist. So viel nicht hoffe! Allein was not, und was mir auferlegt, Gedenk ich wohl zu tun. Des sei gewiss. Priester. Wohlan auch das. Ist's gleich nicht gut und recht, Beim Anfang einer Bahn das Ziel so nah, So aermlich nahe sich das Ziel zu setzen. Doch sei's, fuer jetzt. Nur noch dies eine merk: Bei allem was dir bringt die Flucht der Tage, Den ersten Anlass meid! Wer taten-kraeftig Ins rege Leben stuerzt, wo Mensch den Menschen draengt, Er mag Gefahr mit blankem Schwerte suchen, Je haertrer Kampf, so ruehmlicher der Sieg. Doch wessen Streben auf das Innre fuehrt, Wo Ganzheit nur des Wirkens Fuelle foerdert, Der halte fern vom Streite seinen Sinn, Denn ohne Wunde kehrt man nicht zurueck, Die noch als Narbe mahnt in trueben Tagen. Der Strom, der Schiffe traegt und Wiesen waessert, Er mag durch Felsen sich und Klippen draengen, Vermischen sich mit seiner Ufer Grund, Er foerdert, nuetzt, ob klar, ob trueb verbreitet: Allein der Quell, der Mond und Sterne spiegelt, Zu dem der Pilger naht mit durst'gem Mund, Die Priesterin, zu sprengen am Altar; Der wahre rein die ewig lautern Wellen, Und nur bewegt, ist ihm auch schon getruebt. Und so schlaf wohl! Bedarfst du irgend Rat, Such ihn bei mir, bei deinem zweiten Vater. Doch stiessest du des Freundes Rat zurueck, Du faendest auch in mir den Mann, der willig, Das eigne Blut aus diesen Adern goesse, (Mit ausgestrecktem Arm.) Wuesst' er nur einen Tropfen in der Mischung, Der Unrecht birgt und Unerlaubtes hegt. (Er geht nach der Mitteltuere.) Hero (nach einer Pause). Ich merke wohl, der Vorfall in dem Hain Mit jenen Fremden hat mir ihn verstimmt. Und, wahrlich, er hat recht. Gesteh ich's nur! Wenn ich nicht Hero war, nicht Priesterin, Den Himmlischen zu frommen Dienst geweiht, Der Juengere, der Braungelockte, Kleinre, Vielleicht gefiel er mir.--Vielleicht?--Je nun! Ich weiss nunmehr, dass, was sie Neigung nennen, Ein Wirkliches, ein zu Vermeidendes, Und meiden will ich's wohl.--Ihr guten Goetter! Wie vieles lehrt ein Tag, und ach, wie wenig Gibt und vergisst ein Jahr.--Nun, er ist fern, Im ganzen Leben seh ich kaum ihn wieder, Und so ist's abgetan.--Wohl gut! (Sie nimmt den Mantel ab.) Hier liege du! Mit wie verschiednem Sinn, Nahm morgens ich, leg ich dich abends hin. Ein Leben huellst du ein in deine Falten. Bewahre was du weisst, ich leg es ab mit dir. Doch was beginnen nun? Ich kann nicht schlafen. (Die Lampe ergreifend und in die Hoehe haltend.) Beseh ich mir den Ort?--Wie weit!--wie leer! Genug werd ich dich schaun manch langes Jahr, Gern spar ich was du beutst fuer kuenft'ge Neugier. Horch!--Es war nichts.--Allein, allein, allein! (Sie hat die Lampe seitwaerts aufs Fenster gestellt und steht dabei.) Wie ruhig ist die Nacht! Der Hellespont Laesst Kindern gleich die frommen Wellen spielen; Sie fluestern kaum, so still sind sie vergnuegt. Kein Laut, kein Schimmer rings. Nur meine Lampe Wirft bleiche Lichter durch die dunkle Luft. Lass mich dich ruecken hier an diese Staebe! Der spaete Wanderer erquicke sich An dem Gedanken, dass noch jemand wacht, Und bis zu fernen Ufern jenseits hin Sei du ein Stern und strahle durch die Nacht. Doch wuerdest du bemerkt. Drum komm nur schlafen, Du bleiche Freundin mit dem stillen Licht. (Sie traegt die Lampe.) Und wie ich loesche deinen sanften Strahl, So moege loeschen auch was hier noch flimmert, Und nie mehr zuend' es neu ein neuer Abend an. (Sie hat die Lampe auf den Tisch gesetzt.) So spaet noch wach?--Ei Mutter, bitte, bitte! Nein, Kinder schlafen frueh!--Nun denn, es sei! (Sie nimmt das Geschmeide aus dem Haar und singt dabei mit halber Stimme.) Und Leda streichelt Den weichen Flaum. Das ew'ge Lied! Wie kommt's mir nur in Sinn? Nicht Goetter steigen mehr zu wuesten Tuermen, Kein Schwan, kein Adler bringt Verlassnen Trost. Die Einsamkeit bleibt einsam und sie selbst. (Sie hat sich gesetzt.) Auch eine Leier legten sie hierher. Ich habe nie gelernt darauf zu spielen. Ich wollte wohl, ich haett's!--Gedanken, bunt Und wirr durchkreuzen meinen Sinn, In Toenen loesten leichter sie sich auf. Ja denn, du schoener Juengling, still und fromm! Ich denke dein in dieser spaeten Stunde, Und mit so glatt verbreitetem Gefuehl, Dass kein Vergehn sich birgt in seine Falten. Ich will dir wohl, erfreut doch, dass du fern; Und reichte meine Stimme bis zu dir, Ich riefe gruessend: Gute Nacht! Leander (im Hintergrunde von aussen am Fenster erscheinend). Gut Nacht! Hero. Ha, was ist das?--Bist, Echo, du's, die spricht? Suchst du mich heim in meiner Einsamkeit? Sei mir gegruesst, o schoene Nymphe! Leander. Nymphe, Sei mir gegruesst! Hero. Das ist kein Widerhall! Ein Haupt!--Zwei Arme!--Ha, ein Mann im Fenster! Er hebt sich, kommt! Schon kniet er in der Bruestung. Zurueck! Du bist verloren, wenn ich rufe. Leander. Nur einen Augenblick vergoenne mir! Die Steine broeckeln unter meinen Fuessen; Erlaubst du nicht, so stuerz ich wohl hinab. Ein Weilchen nur, dann klimm ich gern zurueck. (Er laesst sich ins Gemach herein.) Hero. Dort steh und reg dich nicht!--Unsel'ger, Was fuehrte dich hierher? Leander (im Hintergrunde nahe beim Eingange stehenbleibend). Ich sah dein Licht Mit hellem Glanze strahlen durch die Nacht. Auch hier war's Nacht und sehnte sich nach Licht. Da klomm ich denn herauf. Hero. Wer dein Genosse? Wer hielt die Leiter dir, bot Arm und Hilfe? Leander. Nicht Leiter fuehrte mich, noch aeussre Hilfe. Den Fuss setzt' ich in lockrer Steine Fugen, An Ginst und Efeu hielt sich meine Hand. So kam ich her. Hero. Und wenn du, gleitend, stuerztest? Leander. So war mir wohl. Hero. Und wenn man dich erblickt? Leander. Man hat wohl nicht. Hero. Des heil'gen Ortes Hueter Die Wache gehen sie zu dieser Zeit. Unseliger! Ward dir denn nicht geboten, Bat ich nicht selbst? du solltest kehren heim. Leander. Ich war daheim, doch liess mir's keine Ruh'; Da warf ich mich ins Meer und schwamm herueber. Hero. Wie? Von Abydos' weitentlegner Kueste? Zwei Ruderer ermuedeten der Fahrt. Leander. Du siehst, ich hab's vermocht. Und wenn ich starb, Der ersten Welle Raub, erliegend, sank; War's eine Spanne naeher doch bei dir, Und also suessrer Tod. Hero. Dein Haar ist nass Und nass ist dein Gewand. Du zitterst auch. Leander. Doch zittr' ich nicht vor Frost; mich schuettert Glut. (Im Begriff, immer im Hintergrunde bleibend, sich auf ein Knie niederzulassen.) Hero. Lass das, und bleib! Ruh dich ein Weilchen aus, Denn bald, und du musst fort. So war's mein Licht, Die Lampe, die dir Richtung gab und Ziel? Du mahnst mich recht, sie kuenftig zu verbergen. Leander. O tu es nicht! O Herrin, tu es nicht! Ich will ja nicht mehr kommen, wenn du zuernst, Doch dieser Lampe Schein versag mir nicht! Als diese Nacht ich schlaflos stieg vom Lager, Und, oeffnend meiner Huette niedre Tuer, Aus jenem Dunkel trat in neues Dunkel, Da lag das Meer vor mir mit seinen Kuesten, Ein schwarzer Teppich, ungeteilt, zu schaun, Wie eingehuellt in Trauer und in Gram. Schon gab ich mich dem wilden Zuge hin! Da, am Gesichtskreis flackert hell empor Ein kleiner Stern, wie eine letzte Hoffnung Zu goldnen Faeden tausendfach gesponnen, Umzog der Schein, ein Netz, die truebe Welt: Das war dein Licht, war dieses Turmes Lampe. In maecht'gen Schlaegen schwoll empor mein Herz, Nicht halten wollt' es mehr in seinen Banden; Ans Ufer eilt' ich, stuerzte mich ins Meer, Als Leitstern jenen Schimmer stets im Auge. So kam ich her, erreichte diese Kueste. Ich will nicht wiederkommen, wenn du zuernst, Doch raube nicht den Stern mir meiner Hoffnung, Verhuelle nicht den Trost mir dieses Lichts. Hero. Du guter Juengling, halt mich nicht fuer hart, Weil ich nur schwach erwidre deine Meinung. Doch kann's nicht sein, ich sagt' es dir ja schon. Ich bin verlobt zu einem strengen Dienst, Und liebeleer heischt man die Priesterin. Ehgestern, wenn du kamst, war ich noch frei, Nun ist's zu spaet. Drum geh und kehr nicht wieder! Leander. Man nennt ja mild die Sitten deines Volks, Sind sie so streng, und drohen sie so viel? Hero. Die Meder und die Baktrer, fern im Osten, Sie toeten jene, die, der Sonne Priestrin, Das Aug' auf den geliebten Juengling warf. Mein Volk, nicht also mordbegier'gen Sinns, Es schonet zwar das Leben der Verirrten, Allein stoesst aus sie, und verachtet sie, Zugleich ihr ganzes Haus und all die Ihren. Das kann nicht sein mit Hero, fuehlst du wohl. Drum also geh, und trage was du musst. Leander. So soll ich fort? Hero. Du sollst. Doch nicht denselben Pfad, Der dich hierhergefuehrt, er scheint gefaehrlich. Durch jene Pforte geh, und folg dem Gang, Der dich ins Freie fuehrt. (Mit erregter Aufmerksamkeit einen Augenblick innehaltend.) Doch hab mir acht, Denn--Horch!--Bei aller Goetter Namen! Ich hoere Tritte hierwaerts durch den Gang. Man kommt! Sie nahn! Unsel'ge Stunde! Weh! Leander. Ist hier kein Ort, der schuetzend mich verbirgt? Ha, dort hinein. (Auf die Seitentuere zugehend.) Hero. Betraetst du mein Gemach? Hier bleib! Hast du's gewagt, lass sie dich finden, stirb! Ich selber will hinein. Leander. Sie nahen. Hero (nach der Seitentuere hinzeigend). Hier! Geh nur hinein! Und nimm die Lampe mit! Lass es hier dunkel sein! Hoerst du? Nur schnell! Allein nicht vorwaerts dring, bleib nah der Tuer! Schnell, sag ich, schnell! Leander. Du aber? Hero. Still! und fort! (Leander hat die Lampe ergriffen und geht durch die Seitentuere ab. Das Gemach ist dunkel.) Hero. Nun, Goetter, waltet ihr in eurer Milde! (Sie senkt sich in den Stuhl, mit halbem Leibe sitzend, so dass das linke herabgesenkte Knie beinahe den Boden beruehrt, die Augen mit der Hand verhuellt, die Stirne gegen den Tisch gelernt.) Des Tempelhueters Stimme (von aussen). Ist hier noch jemand wach? Janthe (ebenso). Du siehst ja, alles dunkel. (Die Tuere wird halb geoeffnet.) Tempelhueter. Doch sah ich Licht. Janthe. Das schien dir wohl nur so. Auch wohnt die Priestrin hier, du weisst es selbst. Tempelhueter. Doch was ich sah lass ich mir nicht bestreiten (Die Tuere schliesst sich.) Und kommt der Tag, soll es sich weisen, ob-- (Die Worte verhallen, die Tritte entfernen sich.) Hero. O Scham und Schmach! Leander (aus der Seitentuere tretend). So sind sie fort?--Wo weilst du? Bist, Jungfrau, du noch hier? (Er beruehrt, suchend, ihre Schulter.) Hero (emporfahrend). Wo ist das Licht? Die Lampe, wo? Bring erst die Lampe sag ich! (Leander geht zurueck.) O alles Unheil auf mein schuldig Haupt! Leander (der mit der Lampe zurueckkommt). Hier ist dein Licht. (Er setzt es hin.) Und dank mit mir den Goettern--! Hero (rasch aufstehend). Dank, sagst du? Dank? Wofuer? Dass du noch lebst? Das all dein Glueck? Entsetzlicher! Verruchter! Was kamst du her? nichts denkend als dich selbst, Und stoerst den Frieden meiner stillen Tage, Vergiftest mir den Einklang dieser Brust? O haette doch verschlungen dich das Meer, Als du den Leib in seine Wogen senktest! Waer', abgeloest, entglitten dir der Stein, An dem du dich, den Turm erklimmend, hieltst, Und du--Entsetzlich Bild!--Leander, oh--! Leander. Was ist? Was schiltst du nicht? Hero. Leander, hoerst du? Kehr nicht den Weg zurueck, auf dem du kamst, Gefahrvoll ist der Pfad.--Entsetzlich, greulich! Was ist es, das den Menschen so umnachtet, Und ihn entfremdet sich, dem eignen Selbst Und fremdem dienstbar macht?--Als sie nun kamen, Drei Schritte fern, und nun mich fanden, sahn; Ich zitterte,--doch nicht um mich!--Verkehrtheit! Ich zitterte fuer ihn! Leander. Und darf ich's glauben? Hero. Lass das! Beruehr mich nicht!--Das ist nicht gut, Was so verkehrt die innerste Natur, Ausloescht das Licht, das uns die Goetter gaben, Dass es uns leite, wie der Stern des Pols Den Schiffer fuehrt. Leander. Das nennst du schlimm? Und alle Menschen preisen's hochbeglueckt, (Er kniet vor ihr.) Und Liebe nennen sie's. Hero. Du armer Juengling! So kam denn bis zu dir das bunte Wort, Und du, du sprichst es nach und nennst dich gluecklich? (Sein Haupt beruehrend.) Und musst doch schwimmen durch das wilde Meer, Wo jede Spanne Tod; und kommst du an, Erwarten Spaeher dich und wilde Moerder (Mit einem Blick nach rueckwaerts zusammenfahrend.) Leander (der aufspringt). Was ist? Hero. O jeder Laut duenkt mich ein Haeschertritt! Die Kniee zittern. Leander. Hero, Hero, Hero! Hero. Lass das! Beruehr mich nicht! Du musst nun fort! Ich selber leite dich den sichern Pfad. Denn, wenn sie kaemen, dich hier faenden, fingen-- (Sich an der Lehne des Stuhles festhaltend.) Leander (nach einer kleinen Pause). Und darf ich, Jungfrau, wiederkommen? Hero. Du!? Leander. So meinst du: nie? in aller Zukunft nie? Kennst du das Wort und seinen grausen Umfang? Dann auch: Du warst um mich besorgt. Weisst du? Ich muss zurueck durchs brausend wilde Meer, Wirst du nicht glauben, dass ich sank und starb, Bleibt kundlos dir mein Weg? Hero. Send einen Boten mir! Leander. Ich habe keinen Boten als mich selbst. Hero. Nun denn, du holder Bote; komm denn, komm! Allein nicht hier an diesen Todesort. Am Ufer Streckt eine Zunge sandig sich ins Meer. Dort komm nur hin, verbirg dich in den Bueschen; Voruebergehend hoer ich was du sprichst. Leander. Die Lampe aber hier, lass sie mir leuchten, Die Wege sie mir zeigen meines Gluecks. Wann aber komm ich wieder? Jungfrau sprich! Hero. Am Tag des naechsten Fests. Leander. Du scherzest wohl! Sag, wann? Hero. Wenn neu der Mond sich fuellt. Leander. Bis dahin schleichen zehen lange Tage! Traegst du die Ungewissheit bis dahin? Ich nicht! Ich werde fuerchten, dass man uns bemerkt, Du wirst mich tot in deinem Sinne schaun; Und zwar mit Recht! Denn raubt mich nicht das Meer, So toetet Sorge mich, die Angst, der Schmerz. Sag: uebermorgen; sag: nach dreien Tagen. Die naechste Woche sag! Hero. Komm morgen denn! Leander. O Seligkeit! o Glueck! Hero. Und kehrst du heim, Leander, Das Meer durchschwimmend, naechtig, wie du kamst; So wahre dieses Haupt, und diesen Mund, Und diese meine Augen. Hoerst du wohl? Versprich es mir! (Da er sie umfassen will, zuruecktretend.) Nein, nein!--Nun aber folge! Ich leite dich! (Sie geht nach dem Tische, die Lampe zu holen.) Leander (ihr mit den Augen folgend). O herrlich, himmlisch Weib! Hero. Was kommst du nicht? Leander. Und soll ich also darbend Verlassen diesen sel'gen Goetterort? Kein Zeichen deiner Huld, kein armes Pfand Fort mit mir tragen, meiner Sehnsucht Labung? Hero. Wie meinst du das? Leander. Nicht mindestens die Hand?-- Und dann!--Sie legen Lipp' an Lippe, Ich sah es wohl, und fluestern so sich zu, Was zu geheim fuer die geschwaetz'ge Luft. Mein Mund sei Mund, der deine sei dein Ohr! Leih mir dein Ohr fuer meine stumme Sprache! Hero. Das soll nicht sein! Leander. Muss ich so viel? du nichts? Ich in Gefahr und Tod, du immer weigernd? (Kindisch trotzend.) Ich werde sinken, kehr ich trauernd heim. Hero. Du, frevle nicht! Leander. Und du gewaehr! Hero. Wenn du dann gehst. Leander (auf ein Knie niedersinkend.) Gewiss! Hero. Und mir nicht streitest, Dass ich zu leicht die Wange dir beruehrt; Nein, dankbar bist vielmehr und fromm dich fuegst. Leander. Du zoegerst noch! Hero. Die Arme falte rueckwaerts, Wie ein Gefangener, der Liebe, mein Gefangner. Leander. Sieh, es geschah. Hero (das Licht auf den Boden stellend). Die Lampe soll's nicht sehn. Leander. Du kommst ja nicht! Hero. Bist du so ungeduldig? So soll auch nie--Und doch, wenn's dich beglueckt. So nimm und gib! (Sie kuesst ihn rasch.) Nun aber musst du fort! Leander (aufspringend). Hero! Hero. Nein, Nein! (Zur Tuere hinauseilend.) Leander. Wenn ich dir flehe. Hero! Verwuenscht! neidisches Glueck! (An der Tuere horchend.) Doch hoer ich Tritte, Es sind die ihren, naehern sich der Tuer, Leis auf den Zehn.--So kommt sie wieder?--Goetter! (Der Vorhang faellt.) Vierter Aufzug (Offner Platz, im Hintergrunde das Meer. Rueckwaerts auf der linken Seite Heros Turm mit einem halb gegen das Meer gerichteten Fenster und einem schmalen Eingange, zu dem einige Stufen emporfuehren. Daneben am Ufer einige hochgewachsene Straeucher. Nach vorn auf derselben Seite laufen Schwibboegen und Saeulen, die Naehe von Wohnungen bezeichnend. Die rechte Seite frei mit Baeumen. Quer in die Buehne hineinstehend eine steinerne Ruhebank.) (Nach dem Aufziehen des Vorhanges hoert man hinter der Szene) Die Stimme des Tempelhueters. Hierher, hierher, ihr Diener dieses Hauses! (Dann tritt Hero ganz vorne rechts auf.) Hero. Er ist hinueber. Allen Goettern Dank! War's doch, als haette sich das All verschworen Ihn hier zu halten bis zum lichten Tag. Ein Gehen war und Kommen ohne Ruh'. Und er stand da, im Winkel still geduckt. Da endlich kam der guenst'ge Augenblick.-- Nun, er ist fort, und ich bin wieder ruhig. (Auf derselben Seite, mehr nach rueckwaerts, kommt der Tempelhueter, ein Horn am Bande um den Leib, und einen Spiess auf der linken Schulter, ihr bei jeder Bewegung folgend.) Tempelhueter. Du sahst ihn wohl? Hero. Wen doch? Tempelhueter. Den fremden Mann. Er sprang nur jetzt ins Meer. Hero. Nur jetzt? so rasch? Tempelhueter. Drei Schritte kaum von dir. Hero. Und sah ihn nicht? (Sie geht auf den Turm zu.) Tempelhueter. Wohl sahst du ihn, und musstest wohl ihn sehn! Hero (weitergehend). Muss ich? Bin ich denn Waechter so wie du? Tempelhueter. Nicht Waechter.--Zwar, wenn Waechter ist, wer wacht: Du wachtest ziemlich lang bei deiner Lampe. Hero. Ei, dass du alles siehst! Tempelhueter. Wohl seh ich, wohl! (Der Priester kommt von der linken Seite.) Priester. Find ich hier Streit? Hero (auf den Stufen des Turms). Der Mann da ist nicht klug. Tempelhueter. Wollt' ich nur reden, ei! Hero. Er spricht und spricht! Ich geh! Priester. Wohin? Hero. In Turm. Priester. Was dort? Hero. Zu schlafen. (Ab in den Turm.) Tempelhueter. Zu schlafen, ja! nachdem sie lang gewacht! Priester. Was war denn hier? Tempelhueter (Heron nachsprechend). Und nennst du mich nicht klug? Weil ich ein Diener nur, ihr hohen Stamms? Meinst du, die Klugheit erbe eben fort Vom Vater auf den Sohn, wie Geld und Gut? Ei, klug genug, und schlau genug, und wachsam! (Er stoesst den Spiess in den Boden.) Priester. Soll ich erfahren denn? Tempelhueter (noch immer Heron nachsprechend). Ei ja, ja doch! Priester. Du leistest, merk ich, selber dir Gesellschaft. Ich goenne sie, und ueberlass dich ihr. Tempelhueter. Herr! Eben sprang ein Mann vom Ufer in die Flut. Priester. Das also war's? Tempelhueter. Und Hero stand nicht fern. Priester. Er sprang wohl auch, stand ich in seiner Naehe. Tempelhueter. Und dort in jenem Turme brannte Licht Die ganze Nacht. Priester. Das sollte freilich nicht. Doch Hero weiss wohl kaum, dass wir vermeiden, Durch Licht und Flamme, Boesgesinnten, Feinden, Den Weg zu zeigen selber durch die Klippen, Mit denen sich die Kueste guertend schuetzt. Drum warne sie! Tempelhueter. Ei, dass sie meiner spottet! Sie wusst' es wohl, und dennoch brannte Licht, Das macht: sie wachte, Herr. Priester. So? Tempelhueter. Bis zum Morgen. Und oben war's so laut und doch so heimlich, Ein Fluestern und ein Rauschen hier und dort; Die ganze Gegend schien erwacht, bewegt. Im dichtsten Laub ein sonderbares Regen, Wie Windeswehn, und wehte doch kein Wind. Die Luft gab Schall, der Boden toente wider Und was getoent und widerklang war: nichts. Das Meer stieg rauschend hoeher an die Ufer, Die Sterne blinkten, wie mit Augen winkend, Ein halbenthuellt Geheimnis schien die Nacht. Und dieser Turm war all des dumpfen Treibens Und leisen Regens Mittelpunkt und Ziel. Wohl zwanzigmal eilt' ich an seinen Fuss, Nun, meinend, nun das Raetsel zu enthuellen, Und sah hinan; nichts schaut' ich, als das Licht, Das fort und fort aus Heros Fenster schien. Ein einzig Mal lief wie ein Mannesschatten Vom Meeresufer nach dem Turme zu; Ich folg und, angelangt, war wieder nichts, Nur Rauschen rings und Regen, wie zuvor. Priester. Scheint's doch, des ganzen Wunders voller Inhalt, Mit Ursach' und mit Wirkung, lag in dir. Tempelhueter. Ei, Herr, und warum brannte denn das Licht, Die ganze Nacht, bis kurz, wie ich berichtet? Als mich der Spuk zum Rasen halb gebracht, Trat ich ins Innre des Gebaeudes, jenseits, Wo an den Turm der Diener Wohnung schliesst. Da faellt Janthe mir zuerst ins Auge, Gekleidet und geschmueckt, als waer's am Tag. Priester. Des Raetsels Loesung bietet sich von selbst. Frag du das Maedchen. Ruf sie her! Du kennst sie, Und weisst, wie oft sie Stoerung schon gebracht. Tempelhueter. So dacht' ich auch, und schalt sie tuechtig aus. Allein das Licht an jenem, jenem Fenster. Und dann: als kurz ich vor im Haine ging, Springt, hup! ein Mann ins brausend schaeum'ge Meer. Und in demselben Augenblick tritt Hero, Drei Schritte kaum entfernt, aus dem Gebuesch. Priester. Wenn du vermuten willst, such andern Stuetzpunkt, Nur was dir aehnlich treffe dein Verdacht. Tempelhueter. Nur was mir aehnlich? Ei, ich seh es kommen! Dem Diener sei nicht Urteil, noch Verstand. Priester. Ruf mir Janthen! Tempelhueter. Aber, Herr, das Licht! Priester. Janthen, sag ich dir! Tempelhueter. Und jener Mann, Der sprang ins Meer, und gen Abydos schwamm? Priester. Wie sagst du? Gen Abydos? Tempelhueter. Wohl! Priester. Abydos? Ruf mir Janthen! Tempelhueter. Wohl! Priester. Und Heron sage-- (Eine Rolle aus dem Busen ziehend.) Gib ihr dies Schreiben, das von ihren Eltern Nur eben kam, und das--Vielmehr, lass nur!-- Sag ihr, dass ich die Dienerin beschied. (Der Tempelhueter ab in den Turm.) Priester. Abydos! Was ist's, dass dieser Name mich durchfaehrt? War aus Abydos nicht das Fremdenpaar, Das juengst im Hain--Wahnsinn, es nur zu denken! Und doch! Ist nicht das Juenglingsalter kuehn, Und bleibt nicht gern auf halbem Wege stehn, Vor allem wo Verbotnes lockt. Wenn sie Versucht, das Abenteuer zu bestehn, Das mein Dazwischentritt gestoert, und Hero, Unwissend truege sie des Wissens Schuld, Nebstdem, dass sie noch jung und neu im Leben, Noch unbelehrt zu meiden die Gefahr, Ja zu erkennen sie.--Genug, genug! In meinem Innern reget sich ein Gott, Und warnt mich, zu verhueten, eh's zu spaet! (Der Tempelhueter ist zurueckgekommen.) Priester. Nun? Tempelhueter. Hero haelt Janthen noch bei sich. Die Priestrin ruht, gelehnt auf weichen Pfuehl, Das Maedchen kniet vor ihr, und spricht und taendelt. Man laesst dich bitten, Herr-- Priester. Sie zoegern, wie? Heiss du Janthen Augenblicks mir nahn. Tempelhueter (sich nach rueckwaerts bewegend). Nur aber-- Priester. Und wenn still auch sonst und klug! Der Wahnsinn der das kluge Weib befaellt, Tobt heft'ger als der Torheit wildstes Rasen. (Janthe kommt.) Tempelhueter. Ei komm nur immer, komm nur, du Geschmueckte! Hier fraegt man dich, warum so spaet du wachst. Priester. Von allem was sich Schlimmes je begab In diesem Haus, fand ich dich immer wissend, Belehrt durch Mitschuld, oder Neugier mindstens. Nun meldet man, dass sich in dieser Nacht Verdaechtig Treiben hier am Turm geregt, Auch fand dich dieser Mann, da alles schlief, Noch wachend und gekleidet in den Gaengen. Drum steh ihm Red' und sage was du weisst. (Er entfernt sich.) Janthe. Bei allen Goettern, Herr-- Priester (zuruecksprechend). Lass du die Goetter! Und sorg erst wie den Menschen du genuegst. Janthe. Nichts weiss ich ja; ich hoerte nur Bewegung, Ein Kommen und ein Gehn. Die Nacht war schwuel; Da lauscht' ich vor der Tuer, und ging dann schlafen. Tempelhueter. So nennst du: vor der Tuer, zwei Treppen hoch? Ich fand dich in dem Gang vor Heros Kammer. Janthe. Ich war so bang, allein; da wollt' ich Hero fragen, Ob sie gehoert, und ob ihr bang wie mir? Priester (sich wieder naehernd). Ich aber sage dir: du sollst gestehn! Denn dass du weisst, zeigt mir dein aengstlich Zagen. (Hero kommt.) Hero. Was ist denn nur? Warum berief man uns? Priester. Hier ist Janthe, die du kennst, gleich mir. Sie wird beschuldigt, dass bei naecht'gem Dunkel-- Hero. Man tut ihr wohl zuviel! Priester. So weisst du--? Hero. Herr! Ich weiss nur, dass der Mensch gar gern beschuldigt, Und vollends dieser Mann ist wirren Sinns. Priester. Doch ist's gewiss. Ein Fremder war am Turm. Hero (nach einer Pause). Nun Herr, vielleicht der ueberird'schen einer! Du sprachst ja selbst: in altergrauer Zeit Stieg oft ein Gott zu sel'gen Menschen nieder. Zu Leda kam, zum fuerstlichen Admet, Zur strengverwahrten Danae ein Gott: Warum nicht heut? Zu ihr; zu uns, zu wem du willst. (Sie geht auf die Ruhebank zu.) Priester. Sprach das der Spott? und duenkt das Heil'ge dir--? (Zu Janthen.) Nun Toerin, oder Schuldige, gesteh! Janthe. Frag doch nur Hero selbst. Sie wohnt im Turm; War dort Geraeusch, vernahm sie es wohl auch. Priester (sich Hero naehernd). Hoerst du? Hero (die sich gesetzt hat, halb singend, den Kopf in die Hand gestuetzt). Sie war so schoen, Ein Koenigskind. (Sprechend.) Nun lichter Schwan, flogst du zu lichten Sternen? Priester. Hero! Hero (emporfahrend). Was ist? Wer fasst mich an? Was willst du? Priester. Hast du vergessen schon? Hero. Nicht doch! ich weiss Was man beschuldigt jene, ohne Grund. Sei du nicht bange, Janthe, frohen Muts! Wenn alle dich verliessen, alle sie, In meiner Brust lebt dir ein warmer Anwalt. (Sie kuessend.) Wenn sie dich quaelen, Gute, komm zu mir! Nun aber geh, sie spotten dein und meiner. Priester. Bleib noch! (Janthe zieht sich zurueck.) Priester (zu Hero). Du liebtest nie das Maedchen sonst. Woher der Anteil nun? Hero (die aufgestanden ist). Was fraegst du mich? Sie ist gekraenkt, braucht's da noch andern Grund? Priester. Doch wem galt jene naechtig dunkle Stoerung? Hero. Warum denn ihr? Priester. Wem sonst? Hero. Die Luefte wissen's; Doch sie verschweigen's auch. Priester. Nun denn, zu dir. Man sah In deinem Turme Licht die ganze Nacht. Tu das nicht mehr. Hero. Wir haben Oel genug. Priester. Doch sieht's das Volk und deutet's wie es mag. Hero. Mag's denn! Priester. Auch riet ich dir den Schein zu meiden, Den Schein sogar; viel mehr noch wahren Anlass. Hero. Wir meiden ihn, doch meidet er auch uns? Priester. Sprichst aus Erfahrung du? Hero. Was ist die Zeit? Wie lang ist noch bis Abend? Priester. Und warum? Hero. Gesteh ich's, ich bin mued'. Priester. Weil du gewacht? Hero. So ist's. Der Wind kommt uns von Osten denk ich, Und ruhig ist die See. Nun, gute Nacht! Priester. Am hohen Tage? Hero, Hero, Hero! Hero. Was willst du, Ohm? Priester. Hab Mitleid mit dir selbst! Hero. Ich sehe wohl, um mich geht manches vor, Das mich betrifft, und nah vielleicht und naechst, Doch fass ich's nicht und duester ist mein Sinn. Ich will darueber denken. Priester. Halt vorerst!! --Du kannst noch nicht zurueck in deine Wohnung! Erst harrt noch--ein und anderes Geschaeft. Hero. Geschaeft? Priester (streng). Geschaeft!-- (Gemildert.) Des neuen Amtes Buerde. Im Tempel ist--Und doch--Vergass ich's denn? Von deinen Eltern kam ein Brief--Vielmehr: Man meldet mir, ein Bote deiner Eltern, Von ihnen scheidend noch zu uns gesendet, Sei angelangt am oestlich aeussern Tor, Das abschliesst unsern heiligen Bezirk. Allein die Fischer, die am Meere wohnen, Misstrauisch jedem Fremden, und vielleicht Der Stoerungen schon kundig dieser Nacht, Sie wehren ihm den Eintritt bis zu uns. Ich goenne dir die Freude, geh du hin, Und sprich den Mann und hoere was er bringt. Hero. So muss ich selbst--? Priester. Treibt dich Verlangen nicht? Botschaft von deinen Eltern, dann-- Hero. Ich gehe. Priester. Du findest wohl den Mann bei jenen Huetten, Doch waer' es nicht, und haett' er sich entfernt, So wirst du mir schon weiter wandeln muessen, Bis du-- Hero. Es soll geschehn. Priester. Tritt nur indes Bei unsers Hauses wackerm Schaffer ein, Von dort aus sende Diener, die ihn suchen. Und--einmal da, lass dir den Vorrat zeigen, Den man dort sammelt fuer der Goettin Dienst. Das letzte Fest liess unsern Tempel nackt. Es fehlt an Weihrauch, Opfergerste, Linnen; Kannst du davon mir bringen, dank ich dir's. Hero. Dann aber kehr ich heim. Priester. Gewiss! Wenn du Der Pilgerruh' erst einen Blick gegoennt, Die dort ganz nah auf schlanken Saeulen steht. Vielleicht birgt unser Mann sich dort zumeist. Auch haben Waller sich, so heisst's versammelt, Die ferne her zu unserm Tempel ziehn. Tritt unter sie und sprich ein nuetzlich Wort. Den Opfern die sie bringen wohne bei. Und hast du so dein heilig Amt vollbracht-- Es waere denn, der Rueckweg goennte Zeit-- Hero. Genug, o Herr! Beinah sagt' ich: zuviel. (Einschmeichelnd.) Gesteh ich dir's; ich bliebe lieber hier. Priester (ruhig). Doch muss es sein. Hero. Muss es? Nun so gescheh's. Priester. Nimm nur die neue Freundin mit, Janthen, Die dir so sehr gefaellt. Das kuerzt den Weg. Hero. Hast du doch recht, und also will ich tun. Janthe komm, und leite mich den Pfad. Dein froh Gespraech lass uns den Weg verkuerzen. Und werd ich mued', so leih mir deinen Arm. Du aber stille Wohnung lebe wohl! Eh' noch der Abend graut, seh ich dich wieder! Wo bist du? Ah!--Sei heute Hero du Und denke, sprich fuer mich. Ein andermal Bin ich Janthe gern! Und sei nicht graemlich. Hoerst du? (Janthens Nacken umschlingend ab.) Priester. Zaehm ich den Grimm in meiner tiefsten Brust? Kein Zweifel mehr, die Zeichen treffen ein!-- Ein Mann dem Tempel nah, und Hero weiss es. Und einer war's von jenen Juenglingen, Leander und Naukleros hiessen sie, Die, aus Abydos, ich im Haine traf. Ob aber schon seit lang mit Heuchlerkunst, Sie mir's verbirgt; ob nun erst, heute, jetzt erst?--Naukleros und Leander! Welcher war's? (Die flachen Haende vor sich hingestreckt.) In gleichen Schalen waeg ich euer Los. Die Namen beide aehnlichen Gehalts, Die Zahl der Laute gleich in ein und anderm, Desselben Anspruchs jeder auf das Glueck: Indes der eine doch ein Lebender, Beseelter, Sein Freund ein Toter ist, schon jetzo tot. Denn weil sie fern, leg ich die Schlingen aus, Die ihn verderben, kehrt der Kuehne wieder. Unseliger, was strecktest du die Hand Nach meinem Kind, nach meiner Goetter Eigen? (Nach rueckwaerts gewendet.) Ha Alter du noch hier? Lass uns hinauf. Erforschen jedes Zeichen, das der Tat Der noch verhuellten, dunkeln Fusstritt zeigt. Kommt dann die Nacht und siehst du wieder Licht-- Und doch wer weiss, ob wir uns nicht getaeuscht? Ist Zutraun blind, sieht Argwohn leicht zuviel: Zum mindesten befehl ich dir zu zweifeln, Bis ich dir sage: glaub's! Erschrick nicht, Alter! Geh nur voran und oeffne jene Tuer. (Der Alte geht dem Turme zu.) Priester (im Begriff ihm zu folgen). Fortan sei Ruh'! Der Torheit Werk vergeh'! Der Morgen find' es nicht. Es sei gewesen. (Mit dem Diener in den Turm ab.) (Kurze Gegend. Rechts im Vorgrunde Leanders Huette. Daneben ein Baum mit einem Votivbilde.) Naukleros (kommt und bleibt vor der Huette stehen, mit dem Fuss auf den Boden stampfend). Leander, hoer! Machst du nicht auf?--Leander! Bis jetzt hat meine Sorgfalt ihn bewahrt. Ich liess ihn gestern abends in der Huette Und heute tat, die Nachbarn sagen's, Sich noch nicht auf die festverschlossne Tuer. Doch gilt's zu wachen noch, zu hueten, sorgen. Was aber zoegert er? Es ist schon spaet. Hat allzu grosser Schmerz--? Wie, oder gar? Vergass vielleicht den Gram und seine Leiden? Und traeumt nun langgestreckt? Leander! Ho! Langschlaefer, Ohnesorg! Beim Sonnengott! Machst du nicht auf, so spreng ich dir die Tuer! Mit alle dem duenkt's mich doch sonderbar. (Er sieht durch die Spalte.) (Leander tritt links im Hintergrunde auf.) Leander. Huhup! (Er zieht sich wieder zurueck.) Naukleros (rasch umgewendet). Wer da?--Freund oder Feind? Leander (vortretend). Ha, ha! Erschreckt? (Er traegt einen Stab in der Hand und unter dem Arm ein Schleiertuch, dessen eines Ende er waehrend des Folgenden in eine Schleife bindet.) Naukleros. Du selbst? und also spoettisch Genueber deinem Meister deinem Herrn? Und dann?--Was duenkt mir denn?--Wo kommst du her? Verliess ich dich nicht abends in der Huette? Und heute,--sieh, ich weiss, die Nachbarn sagen's-- Ging noch nicht auf die festverschlossne Tuer. Wo kommst du her? und wie? (Er greift mit der Hand hin um Leanders Beschaeftigung zu unterbrechen.) Leander (zurueckziehend). Mein Stab! Mein Wimpel, ei! Naukleros. Dein Haar ist feucht, die schweren Kleider kleben. Du warst im Meer. Leander. Wie buendig schliesst der Mann! (Er geht waehrend des Folgenden nach rueckwaerts zum Baume und legt Stab und Schleier auf einer Erderhoehung unter dem Goetterbilde nieder.) Naukleros (seinen Bewegungen folgend). Im Meer!--Weshalb?--Du warst doch nicht?--Leander! Weisst du? Sie senden Spaeher aus von Sestos, An unserm Ufer hat man ihrer schon gesehn. Wenn nun so weit, bis ueber Meeresgrenze Ihr Argwohn reicht, um wieviel strenger denkst du Das jenseits dir bewacht, uns feind von je? Der waer' ein Tor, der irgend es versuchte, Zu stuerzen sich ins aufgespannte Netz. Dann aber: wie? Leander (der wieder zurueckgekommen ist, nach rueckwaerts sprechend). Bewahre mir's, du Gott! Naukleros. Noch einmal: wie? Du weisst, ich brach das Steuer Von deinem Kahn, und alle Nachbarn hielten Auf mein Gesuch die Nachen unterm Schloss. Wenn nun zu Schiffe nicht, wie sonst? Denn schwimmend, Leander schwimmend--Kennst du auch den Raum, Der trennt Abydos' Strand von Sestos' Kueste? Kein Lebender kommt lebend drueben an, Denn hielte auch die Kraft, so starren Klippen, Die reichen rings, soweit das Ufer reicht, Kein Ruheplatz, noch Anfurt, keine Stelle, Die sichre Landung beut. Leander. Sieh nur! so schroff? Naukleros. Nun ja, ein Ort ist zwischen scharfen Klippen, Dort mag ein Glueckskind, das ihn nicht verfehlt, In finstrer Nacht, dort mag dem Land er nahn. Ein Turm steht da, voreinst zum Schutz gebaut; Jetzt wohnt die Priesterjungfrau drin, die einst wir Im Haine sahn. Du wohl seitdem--Leander! Birg nicht dein Aug'! Zu spaet! Denn es gestand. Nun, du warst dort heut nacht, statt hier zu ruhn, Fandst gluecklich aus den einz'gen Platz der Landung, Und standst am Turm, den feuchten Blick empor, Liebaeugelnd mit dem Licht in ihrer Kammer. Sahst ihre Schatten an den Waenden fliehn, Beglueckt, um hoehern Preis nicht, als den Tod, Im Uebermass von so viel Glueck zu schwelgen. Leander. Armseliger! Naukleros. Auch das! Die Schildrung war zu schwach. Du sahst sie, sprachst mit ihr, fandst Haus und Pforte Geoeffnet, unbewacht, tratst ein-- Leander (sich in seine Arme werfend). Naukleros! Fuehlst du den Kuss? Und weisst du, wer ihn gab? Naukleros. Lass ab! Dein Kuss ist Tod. Leander. So furchtsam? Naukleros feig? Naukleros. Nun ja, ich seh es wohl, wir haben, Die Plaetze haben wir getauscht. Ich furchtsam, Du kuehn; Leander frohen Muts, Naukleros-- Ich werde doch nicht gar noch weinen sollen? Wohlan, geh in den Tod! Nur eines, Ein einziges versprich mir: Dieses Mal, Diesmal such mir ihn nicht. Bleib fern von Sestos. Damit, wenn du nun daliegst bleich und kalt, Ich mir nicht sagen muesse: Du warst's, du, Der treulos seine Freundespflicht versaeumt, Ihm selber wies die todgeschwellten Fruechte, Selbst wob das Netz, das klammernd ihn umfing. (Ein Knie zur Erde gebeugt.) Leander! Leander. Bist du krank? Was kommt dir an? Naukleros. Hast du doch recht, und fuerder auch kein Wort! Wer spraech' auch wohl zum brandend tauben Meer, Zum lauten Sturm, dem wilden Tier der Wueste, Das achtlos folgt der angebornen Gier. Darum kein Wort! Nur, denkst du irgend noch Der Freundschaft, die uns einst-- Leander. Naukleros, einst? Naukleros. Lass das! Es spricht die Tat. Schein ich dir irgend Noch eines kleinen, armen Dienstes wert: Tu mir die Lieb' und oeffne jene Tuer. Leander. Wozu? Naukleros. Ich bitte dich! Leander. Der Schluessel, weisst du, Liegt unterm Stein. Naukleros. Tu's selbst! Leander (der die Tuere der Huette geoeffnet hat). Es ist geschehn. Naukleros. Wohlan! Und dass ich dankbar mich erweise: Geh dort hinein! Leander. Ich nicht! Naukleros. Du sollst! Du musst! Der Staerkre war ich stets, der Aeltre bin ich, Und jetzt staehlt Sorge dreifach meinen Arm. (Leander anfassend.) So fass ich dich, so halt ich dich, so drueck ich Dich an den Grund. Gehorchst du wohl? Leander (mit gebrochenen Knien). Halt ein! Naukleros (ihn loslassend). Armseliger! von Lieb' und Wellen matt! Und nun hinein! Leander (zurueckweichend). Fuerwahr! ich werde nicht! Naukleros (ihn anfassend und zurueckdraengend). Du wirst, du sollst, du musst! Leander. Lass ab! Naukleros. Vergebens! (Er hat ihn in die Tuere gedraengt, die er jetzt rasch an sich zieht.) Nun zu die Tuer! (Er dreht den Schluessel.) Und schwimm du kuenftig wieder! Ich will als Schliesser selbst dir Nahrung bringen. Doch dass du nicht entkommst, bin ich dir gut. Leander (von innen). Naukleros! Naukleros. Nein! Leander. Ein Woertchen nur! Naukleros. Nicht eins! Leander. Doch wenn mein Heil, mein Leben dran geknuepft, Dass du mich hoerst? Naukleros. Was also waer' es denn? Leander. Nur eine Spanne weit mach auf die Tuer! Mein Dasein ist bedroht, wenn du's verweigerst. Naukleros. Nun, Handbreit oeffn' ich denn. (Zurueckprallend.) Ha, was ist das? (Leander stuerzt aus der Huette, das Haupt mit einem Helme bedeckt, den Schild am Arme, ein blosses Schwert in der Hand.) Leander. Komm an! komm an! Warum nicht haeltst du mich? Noch ist mir meines Vaters Helm und Schwert, Und Tod draeut jedem, der sich widersetzt. Tor, der du bist! und denkst du den zu halten, Den alle Goetter schuetzen, leitet ihre Macht? Was mir bestimmt, ich will's, ich werd's erfuellen: Kein Sterblicher haelt Goetterwalten auf. Ihr aber, die ihr rettend mich beschirmt Durch Wellennacht: (Er kniet.) Poseidon, maechtiger Gott! Der du die Wasser legtest an die Zuegel, Den Tod mir scheuchtest von dem feuchten Mund. Zeus, maechtig ueber allen, hehr und gross! Und Liebesgoettin, du, die mich berief, Den kundlos Neuen, lernend zu belehren Die Unberichteten was dein Gebot. Steht ihr mir bei und leitet wie bisher! (Aufstehend und Schild und Schwert von sich werfend, den Helm noch immer auf dem Haupte.) Drum keine Waffen! Euer Schutz genuegt. Mit ihm geharnischt, wie mit ehrner Wehr, Stuerz ich mich kuehn in Mitte der Gefahren. (Schnell den Stab mit dem Schleiertuche aufnehmend und die dareingeknuepfte Schleife an die Spitze des Stabes befestigend, indes er das andere Ende mit der Hand daran festhaelt.) Und dieses Tuch, geraubt von heil'ger Stelle, Schwing ich als Wimpel in vermessner Hand. Es weist den Weg mir durch die Wasserwueste, Und laesst ein Gott erreichen mich die Kueste, Pflanz ich, ein Sieger, es auf den erstiegnen Strand. Erlieg ich, sei's durch Euch! und also fort! (Das Tuch flaggenartig schwingend.) Amor und Hymen, ziehet ihr voran, Ich komm, ich folg, und waere Tod der Dritte! (Er eilt fort.) Naukleros. Er ist von Sinnen! Hoerst du nicht? Leander! (Die Waffen aufnehmend.) Noch geb ich ihn nicht auf. Die Freunde samml' ich. Wir halten ihn, und waer' es mit Gewalt. Dort schleicht ein Mann, gehuellt in dunkeln Mantel, Ein Spaeher jenes Tempels schon vielleicht. Ich meid ihn, folge jenem. O mein Freund! (Er zieht sich ausweichend nach der entgegengesetzten Seite zurueck.) (Platz vor Heros Turm wie zu Anfang dieses Aufzuges.) (Hero kommt, die Hand auf Janthens Schulter gelegt. Diener mit Gefaessen folgen.) Hero. Tragt die Gefaesse nur hinauf zu meinem Ohm! Sagt ihm!--Ihr wisst ja selbst.--Ich bleibe hier. (Sie setzt sich.) War dieser Mann doch, meiner Eltern Bote, Wie Hoffnung, wie das Glueck. Man sucht's, es flieht, Und laesst uns so zurueck. Janthe. Du gingst so rasch. Hero. Nun, ich bin wieder da. Janthe. Willst du nicht lieber Hinauf in dein Gemach? Hero. Nein, nein, nur hier. Ist's noch nicht Abend? Janthe. Kaum. Hero (den Kopf in die Hand gestuetzt). Nu, nu! Ei nu! (Der Tempelhueter kommt von der linken Seite.) Tempelhueter. So bist du hier? Wir harrten deiner laengst. Hero. Laengst also, laengst? Ich glaub ihr spottet mein! Ging ich nicht unverweilt, den Boten suchend, Der ewig mir entschwand, jetzt hier nun dort. Mit Absicht tatet ihr's. Weiss ich warum? Tempelhueter. Der Bote kam auf andern Wegen her, Du warst kaum fort. Er ist bei deinem Ohm. Hero. Und ihr liesst unberichtet mich? Doch immer! Ein andermal will ich wohl klueger sein. Tempelhueter. Dein Oheim harrt im Tempel. Hero. So? Er wird noch harren, denn ich bleibe hier. Tempelhueter. Doch er befahl-- Hero. Befahl er dir, so tu's! Ich denke kuenftig selbst mir zu gebieten. Geh nur! (Zu Janthen.) Du immer auch. Janthe. Befiehlst du irgend sonst? Hero. Ich nicht. Und doch! wenn's selber dir gefaellt. Geh nur hinauf, bereite mir die Lampe, Giess Oel noch zu, genug fuer viele Zeit. Und kommt die Nacht.--Allein das tu ich selbst. (Die beiden gehen.) Hero. Und kommt die Nacht--Sie bricht ja wirklich ein. Da ist mein Turm, dort fluestern leise Wellen; Und gestern war er da, und heut versprach er. War's gestern auch? Mich deucht es waer' so lang. Mein Haupt ist schwer, die wirren Bilder schwimmen. Des Tages Glut, die Sorge jener Nacht, Die keine Nacht, ein Tag in Angst und Wachen-- Das liegt wie Blei auf meinem trueben Sinn. Und doch ein lichter Punkt in all dem Dunkel: Er kommt. Gewiss? Nur noch dies eine Mal! Dann bleibt er fern.--Wer weiss? Auf lange Zeit. Und spaet erst, spaet--Ich muss nur wachsam sein! (Den Kopf in die Hand lehnend.) (Der Priester kommt mit dem Tempelhueter.) Priester. So kommt sie nicht? (Der Tempelhueter zeigt schweigend auf die Ruhende.) Priester (zu ihr tretend). Hero! Hero (aufschreckend). Bist du's, mein Freund? Priester. Ich bin's, und bin dein Freund. Hero (aufstehend). Sei mir gegruesst! Priester. Der Bote deiner Eltern weisst du wohl-- Hero. Ich weiss. Priester. Er brachte Briefe mit, sie liegen In deinem Turmgemach. Holst du sie nicht? Hero. Auf Morgen les ich sie. Priester. Nicht heut? Hero. Nicht jetzt. Priester. Zu wissen wie sie leben, reizt dich nicht? Hero. Nur kurz ist's, dass sie schieden, sie sind wohl. Priester. Bist du so sicher des? Hero. Ich bin es, Herr! Aufs Zeugnis einer seligen Empfindung, Die mich durchstroemt, mein Wesen still verklaert, Dass alle, die mir teuer, froh und wohl. Priester. Wie oft taeuscht ein Gefuehl! Hero. Was taeuschte nie? Bleibt mir die Wahl, waehl ich die suessre Taeuschung. Priester. Wo ist Janthe? Hero. Eben ging sie hin. Priester. Nach den Ereignissen der letzten Zeit, Kann sie nicht weilen mehr in unserm Hause. Hero. Ich sagte dir, du tust dem Maedchen unrecht. Priester. Doch wie erweisest du's? Hero. Ich glaub es so. Priester. Auf ein Gefuehl auch? Hero. Auch auf ein Gefuehl. Priester. Doch ich will Klarheit, und Janthe scheide. Hero. Verzeih! Du weisst, das kann nicht ohne mich, Die Maedchen sind der Priesterin befohlen, Und meine Rechte kenn ich so wie meine-- Ich kenne, Herr, mein Recht. Priester. Wie meine Pflichten; Du wolltest sagen so. Hero. Ich wollte, Herr; Und sag es jetzt: auch meine Pflichten kenn ich, Wenn Pflicht das alles, was ein ruhig Herz, Im Einklang mit sich selbst und mit der Welt, Dem Recht genueber stellt der andern Menschen. Priester. Dem Recht der Goetter nicht? Hero. Lass uns nicht kluegeln! Gib deinem Bruder und dir selbst sein Teil: Die Goetter sind zu hoch fuer unsre Rechte. Priester. Du bist gereift. Hero. Nun, Herr, die Sonne scheint, Und auch der Mond laesst wachsen Gras und Kraut. Priester. Da du so streng ob deinen Rechten haeltst, So muss ich bitten dich, mir zu verzeihn, Dass ich erbrochen deiner Mutter Schreiben. Hero. Was mein ist, ist auch dein. Priester. Ich wollte wohl, Du laesest diesen Brief, ob einer Warnung Die er enthaelt. Hero. Gewiss, ich werde: Morgen. Priester. Nein, heut. Waer's nicht zuviel, ich baete dich, Ihn jetzt zu holen, gleich. Hero. Du quaelst mich, Ohm. Allein damit du siehst--Ist's noch nicht Abend? Priester. Beinah. Hero. Ich hole denn das Schreiben, (Mit verbindlichem Ausdruck.) Damit du siehst, wie sehr ich dir zu Dienst. (Ab in den Turm.) Priester. Mein Innerstes bewegt sich, schau ich sie. So still, so klug, so Ebenmass in jedem; Und immer deucht es mir, ich muesst' ihr sagen: Blick auf! Das Unheil gaehnt, ein Abgrund neben dir! Und doch ist sie zu sicher und zu fest. Goenn ich ihr Zeit, und taucht ihr heller Sinn Auf aus den Fluten, die ihn jetzt umnachten, Denkt sie auf Mittel nur ihn zu erretten, Entzieht den Strafbarn unsrer Schlingen Haft, Und ist so mehr und sichrer denn verloren. Zwar, muss sie schuldig sein? Wenn ein Verwegner Das Unerlaubte tollkuehn unternahm-- Sei's auch, dass sie beruehrt nach Jugendart-- Muss im Verstaendnis sie ihm selbst die Zeichen, Die Mittel selbst ihm bieten seiner Tat? (Am Fenster des Turmes erscheint die Lampe.) Was dort? Die Lampe strahlt. Unselig Maedchen! Sie leuchtet deiner Strafe, deiner Schuld. (Der Tempelhueter kommt.) Tempelhueter. Siehst du das Licht? Priester. Ich seh's. Sprachst du die Fischer? Tempelhueter. Ja Herr. Sie rudern nicht, wie du befahlst, Heut nacht ins Meer, das hoch geht ohnehin. Priester. So besser denn! Du folge nun! Sie kommt. (Sie entfernen sich nach der linken Seite.) (Hero kommt zurueck mit einer Rolle.) Hero. Hier ist dein Brief. Nimmst du ihn nicht?--Ei ja! Wo ging' er mir nur hin?--Er kommt wohl wieder. (Sie steckt den Brief in den Guertel.) Wie schoen du brennst, o Lampe, meine Freundin! Noch ist's nicht Nacht, und doch geht alles Licht, Das rings umher die laute Welt erleuchtet, Von dir aus, dir, du Sonne meiner Nacht. Wie an der Mutter Brust haengt alles Wesen An deinem Umkreis, saugend deinen Strahl. Hier will ich sitzen, will dein Licht bewahren, Dass es der Wind nicht neidisch mir verloescht. Hier ist es kuehl, im Turme schwuel und schlaefrig, Die dumpfe Luft drueckt dort die Augen zu. Das aber soll nicht sein, es gilt zu wachen. (Sie sitzt.) Sie haben mich geplagt den langen Tag Mit Kommen und mit Gehn. Nicht absichtslos! Allein weshalb? warum? Ich weiss es nicht. (Den Kopf in die Hand gesenkt.) Doch immerhin! Drueckt erst nicht mehr die Stirn, Erkenn ich's wohl. Und dann--soll auch--wenn nur-- (Emporfahrend.) Was ist? Wer kommt?--Ich bin allein. Der Wind nur Weht schaerfer von der See.--So besser denn, Treibst du den Holden frueher ans Gestade. Die Lampe brennt noch hell. Pfui, wer wird traeumen? Hellauf und frisch! Der Liebe suesse Wacht. (Den Kopf wieder in die Hand gestuetzt.) Genau besehn, wollt' ich, er kaeme nicht. Ihr Argwohn ist geweckt, sie lauern, spaehn. Wenn sie ihn traefen--Mitleidsvolle Goetter! Drum waer' es besser wohl, er kaeme nicht. Allein er wuenscht's, er flehte, bat. Er will's. Komm immer denn, du guter Juengling, komm! Ich will dich hueten, wie der jungen Schar Die Glucke schuetzt, und niemand soll dir nahn, Niemand, als ich allein; und nicht zu schaed'gen; Bewahr! bewahr!--Ich bin doch mued'. Es schmerzt der Fuss. Loest niemand mir die Schuh? (Sie zieht einen Fuss auf die Ruhebank.) Hier drueckt es, hier. Hat mich ein Stein verletzt? (Auch den zweiten Fuss an sich ziehend, in halbliegender Stellung.) Wie suess, wie wohl!--Komm Wind der Nacht Und kuehle mir das Aug', die heissen Wangen! Kommst du doch uebers Meer, von ihm. Und, oh, dein Rauschen und der Blaetter Lispeln, Wie Worte klingt es mir: von ihm mir, ihm, von ihm. Breit aus die Schwingen, huelle sie um mich, Um Stirn und Haupt, den Hals, die mueden Arme, Umfass, umfang! Ich oeffne dir die Brust.-- Und kommt er, sag es an!--Leander--du?-- (Pause.) (Der Tempelhueter kommt lauschend auf den Zehen, hinter ihm der Priester, der am Eingange des Turmes stehenbleibt.) Tempelhueter (sich der Ruhebank naehernd, mit gedaempfter Stimme). Hero!--Sie schlaeft!-- Priester. Vom Turme strahlt das Licht. Der Goetter Sturm verloesche deine Flamme. (Er geht in den Turm.) Tempelhueter. Was sinnt er nur? Mir wird so bang und schwer. Wenn ich nicht sprach; und doch, wie konnt' ich anders? Dort gehen Maenner mit des Fischzugs Netzen. (Sich der rechten Seite naehernd.) Was schafft ihr dort? Ward euch denn nicht geboten, Zu bleiben heute nacht dem Meere fern In eurer Huetten festverschlossnen Raeumen? (Zurueckkommend.) Sie meinen, es gibt Sturm. Nun, Goetter, waltet! (Zum Turm emporblickend.) Die Lampe wird bewegt. Er selbst!--Unselig Maedchen! Erwacht sie? Nein. So warnet dich kein Traum? (Hero macht aufatmend eine Bewegung und sinkt dann tiefer in Schlaf. Das Haupt gleitet aus der unterstuetzenden Hand und ruht auf dem Oberarm, indes der untere Teil schlaff hinabhaengt. Es ist dunkel geworden.) Tempelhueter. Mich schaudert. Weh! Haett' ich mein Oberkleid! (Der Priester kommt zurueck.) Priester. Wer spricht? Bist du's?--Komm mit, es sinkt die Nacht, Und bruetet ueber ungeschehnen Dingen. (Zu Hero hintretend.) Nun, Himmlische, nun waltet eures Amts! Die Schuldigen haelt Meer und Schlaf gebunden, Und so ist eures Priesters Werk vollbracht: Das Holz geschichtet und das Beil gezueckt, Wend ich mich ab. Trefft Goetter selbst das Opfer. (Indem er sich zum Fortgehen wendet faellt der Vorhang.) Fuenfter Aufzug (Platz vor Heros Turm, wie zum Schluss des vorigen Aufzuges. Es ist Morgen.) (Beim Aufziehen des Vorhanges steht Hero in der Mitte der Buehne, den herabgesunkenen Kopf in die Hand gestuetzt, vor sich hinstarrend. Janthe kommt.) Janthe. Stehst du noch immer da, gleich unbewegt, Und starrst auf (einen) Punkt? Komm mit ins Waeldchen! Die Luft hat ausgetobt, die See geht ruhig. Doch hoertest du den Aufruhr heute nacht? Hero. Ob ich gehoert? Janthe. Du warst so lang hier aussen. Zwar endlich hoert' ich Tritte ueber mir. Doch leuchtete kein Licht aus deiner Kammer. Hero. Kein Licht! Kein Licht! Janthe. Dich martert ein Geheimnis. Wenn du's vertrautest, leichter truegest du's. Hero. Errietst du's etwa schon und fraegst mich doch? Ich sollte wachen hier, doch schlief ich ein. Es war schon Nacht, da weckte mich der Sturm. Schwarz hing es um mich her; verloescht die Lampe. Mit losgerissnem Haar, vom Wind durchweht, Flog ich hinan. Kein Licht! nicht Trost und Hilfe, Lautjammernd, auf den Knien fand mich der Tag.-- Und doch, und dennoch! Janthe. Arme Freundin! Hero. Arm? Und dennoch! Sieh! die Goetter sind so gut! Ich schlief kaum ein, da loeschten sie das Licht. Beim ersten Strahl des Tags hab ich's besehn, Mit heissem, trocknen Aug' durchforscht' die Lampe: Kein Hundertteil des Oeles war verbrannt, Der Docht nur kaum geschwaerzt. Klar war es, klar: Kaum schlief ich ein, verloeschte schon das Licht. Die Goetter sind so gut! Geschah es spaeter, (Von ihr wegtretend, vor sich hin.) So gab der Freund sich hin dem wilden Meer, Der Sturm ereilte ihn, und er war tot. So aber blieb er heim, gelockt von keinem Zeichen, Und ist gerettet, lebt. Janthe. Du scheinst so sicher. Hero. Ich bin es, denn ich bin. Die Goetter sind so gut! Und was wir fehlten, ob wir uns versehn, Sie loeschen es mit feuchtem Finger aus, Und wehren dem Verderben seine Freude. Ich aber will so jetzt, als kuenft'ge Zeit Auch ihnen kindlich dankbar sein dafuer; Und manches was nicht recht vielleicht und gut Und ihnen nicht genehm, es sei verbessert; Zum mindesten entschieden, denn die Goetter, Sie sind dem festen, dem entschiednen hold. Nun aber, Maedchen, tritt dort an die Anfurt. Sieh, ob dein Aug' die Kueste mir erreicht, Das sel'ge Jenseits, wo--Schau gen Abydos! Ich hab's aus meinem Turm nur erst versucht, Doch lagen Nebel drauf. Nun ist's wohl hell. Willst du? (Sie setzt sich.) Janthe (nach dem Hintergrunde gehend). Doch sieh! es brach der Sturm den Strauch, Der dort am Fusse waechst des Turms, und, liegend, Verwehren seine Zweige mir den Tritt. Hero. Erheb die Zweige nur! Bist du so traeg? Janthe. Noch Tropfen haengen dran. (Mit dem Fusse am Boden hinstreifend.) Auch Tang und Meergras Warf aus die See.--Ei, Muscheln, buntes Spielzeug! Es pflegt der Sturm die Truemmer seines Zorns Hierherzustreun.--Das Ende eines Tuchs. Es ist so schwer. Ein Lastendes von rueckwaerts Haelt es am Boden fest.--Fuerwahr ein Schleier! Fast gleicht es jenen, die du selber traegst, Zu Schleifen eingebunden beide Enden, Nach Wimpelart. Sieh zu! vielleicht erkennst du's. Doch ist es feucht, sonst wuerf' ich dir's als Ball. Hero. Lass das Getaendel, lass! Erheb die Zweige. Janthe. Sie sind so schwer. O weh, mein gutes Kleid! Nun, denk ich, halt ich sie. Ei ja! sie weichen. Tritt selber nur herzu! Ich halte. Schau! (Sie hat die auf den Boden herabhaengenden Zweige zusammengefasst und emporgehoben. Leander liegt tot auf der Anfurt.) Hero (aufstehend). Ich komme denn!--Ein Mann!--Leander!--Weh! (Nach vorn zurueckeilend.) Betrogne und Betrueger, meine Augen! Ist's wirklich? wahr? Janthe (die mit Muehe ueber die Zweige nach rueckwaerts geblickt). O mitleidsvolle Goetter! (Der Priester kommt von der rechten Seite.) Priester. Welch Jammerlaut toent durch die stille Luft? Hero (zu Janthen). Lass los die Zweige, lass! (Janthe laesst die Zweige fallen, die Leiche ist bedeckt.) Hero (dem Priester entgegen, und bemueht ihm die Aussicht nach rueckwaerts zu benehmen). Mein Oheim, du?-- So frueh im Freien?--Doch der Tag ist schoen. Wir wollten eben beide--Freudig--froh!-- (Sie sinkt von Janthen unterstuetzt zu Boden.) Priester. Was war? Was ist geschehn? Janthe (mit Hero beschaeftigt, nach dem Strauche zeigend). O Herr! mein Herr! Priester. Erheb die Zweige! Schnell! (Es geschieht.) Gerechte Goetter! Ihr nahmt ihn an. Er fiel von eurer Hand! Janthe (noch immer die Zweige haltend). Erbarmt sich niemand? Nirgends Beistand, Hilfe? Priester. Lass dort und komm! (Indem er sie anfasst.) Hoerst du? und schweig! Entfaellt Ein einzig Wort von dem was du vernahmst (Sich von ihr entfernend, laut.) Ein Fremder ist der Mann, ein Unbekannter, Den aus das Meer an diese Kueste warf, Und jene Priestrin sank bei seiner Leiche, Weil es ein Mensch, und weil ein Mensch erblich. (Der Tempelhueter und mehrere Diener sind von der rechten Seite gekommen.) Priester. Am Strande liegt ein Toter. Geht, erhebt ihn! Dass seine Freunde kommen und ihn sehn. (Diener gehen auf den Strauch zu.) Priester. Nicht hier. Den Turm herum. Rechts an der Anfurt. (Diener auf der linken Seite ab. In der Folge sieht man durch die Blaetter Anzeichen ihrer Beschaeftigung. Endlich wird der Strauch emporgehoben und befestigt, wo dann der Platz leer erscheint.) Tempelhueter (leise). So ist's denn--? Priester. Schweig! Tempelhueter. Nur, Herr, um dir zu melden: Der aeltre jener beiden Juenglinge, Die du wohl kennst; wir fanden ihn am Strand, Trostlosen Jammers, suchend seinen Freund. Die Diener halten ihn. Priester. Fuehrt ihn herbei. Hat er die Freiheit gleich verwirkt, und mehr, Sei's ihm erlassen, bringt er jenen heim. (Tempelhueter nach der rechten Seite ab.) Priester (zu Hero, die sich mit Janthens Hilfe aufgerichtet und einige Schritte nach vorn gemacht hat). Hero! Hero. Wer ruft? Priester. Ich bin's. Du hoere mich! Hero (scheu nach rueckwaerts blickend, zu Janthe). Wo ist er hin? Janthe, wo? Janthe. O mir! Priester. Da's nun geschehn. Hero. Geschehen? Nein! Priester. Es ist! Die Goetter laut das blut'ge Zeugnis gaben, Wie sehr sie zuernen, und wie gross dein Fehl; So lass in Demut uns die Strafe nehmen; Das Heiligtum, es teile nicht die Makel, Und ew'ges Schweigen decke was geschehn. Hero. Verschweigen ich, mein Glueck und mein Verderben, Und frevelnd unter Frevlern mich ergehn? Ausschreien will ich's durch die weite Welt, Was ich erlitt, was ich besass, verloren, Was mir geschehn, und wie sie mich betruebt. Verwuenschen dich, dass es die Winde hoeren Und hin es tragen vor der Goetter Thron. Du warst's, du legtest tueckisch ihm das Netz, Ich zog es zu, und da war er verloren. Wo brachtet ihr ihn hin? ich will zu ihm! (Der Tempelhueter und mehrere Diener fuehren Naukleros herbei. Der Hueter geht gleich darauf nach der linken Seite ab.) Hero. Ha du! o Juengling! Suchst du deinen Freund? Dort lag er, tot! Sie tragen ihn von dannen. Naukleros. O Schmerz! Hero. Ringst du die Haende, da's zu spaet? Du staunst? Du klagst? Ja, laess'ger Freund! Er gab sich hin dem wildbewegten Meer, Beschuetzt von keinem Helfer, keinem Gott, Und tot fand ich ihn dort am Strande liegen. Und fragst du wer's getan? Sieh! dieser hier, Und ich, die Priesterin, die Jungfrau--So?-- Menanders Hero, ich, wir beide taten's. Mit schlauen Kuensten liess er mich nicht ruhn, Versagte mir Besinnen und Erholung; Ich aber trat in Bund mit ihm und schlief. Da kam der Sturm, die Lampe loescht' er aus, Das Meer erregt' er wild in seinen Tiefen, Da jener schwamm, von keinem Licht geleitet. Die schwarzen Wolken hingen in die See, Das Meer erklomm, des Schadens froh, die Wolken, Die Sterne loeschten aus, ringsum die Nacht. Und jener dort, der Schwimmer sel'ger Liebe Nicht Liebe fand er, Mitleid nicht im All. Die Augen hob er zu den Goettern auf, Umsonst! Sie hoerten nicht, wie? oder schliefen? Da sank er, sank. Noch einmal ob den Wogen, Und noch einmal, so stark war seine Glut. Doch allzumaechtig gegen ihn der Bund Von Feind und Freund, von Hassern und Geliebten. Das Meer tat auf den Schlund, da war er tot. O ich will weinen, weinen, mir die Adern oeffnen, Bis Traenen mich und Blut, ein Meer, umgeben; So tief wie seins, so grauenhaft wie seins, So toedlich wie das Meer, das ihn verschlungen. Naukleros. Leander, oh, mein mildgesinnter Freund! Hero. Sag: er war alles! Was noch uebrigblieb, Es sind nur Schatten; es zerfaellt; ein Nichts. Sein Atem war die Luft, sein Aug' die Sonne, Sein Leib die Kraft der sprossenden Natur, Sein Leben war das Leben, deines, meins, Des Weltalls Leben. Als wir's liessen sterben, Da starben wir mit ihm. Komm, laess'ger Freund, Komm, lass uns gehn mit unsrer eignen Leiche. Du hast zwei Kleider und dein Freund hat keins, Gib mir dein Kleid, wir wollen ihn bestatten. (Naukleros nimmt seinen Ueberwurf ab, Janthe empfaengt ihn.) Hero. Nur einmal noch beruehren seinen Leib, Den edlen Leib, so voll von warmem Leben. Von seinem Munde saugen Rat und Trost. Dann--ja, was dann?--Zu ihm! (Zum Tempelhueter, der zurueckgekommen ist.) Verweigerst du's? Ich will zu meinem Freund! Wer hindert's? du? (Sie macht eine heftige Bewegung, dann sinken Haupt und Arme kraftlos herab. Janthe will ihr beistehen.) Hero. Lass mich! Der Mord ist stark. Und ich hab ihn getoetet. (Ab nach der linken Seite.) Priester (zu Janthen). Folg ihr! (Janthe geht.) Priester (zu Naukleros). Du bleib! Dein Leben ist verwirkt, Doch schenk ich dir's, bringst heim du jenen Toten Und schweigst dein Leben lang. Kamst du allein? Naukleros. Mir folgten Freunde von der Kueste jenseits. Priester. Halt sie bereit.--Wo brachtet ihr ihn hin? Tempelhueter. Zum Tempel, Herr. Priester. Warum zum Tempel, sprich! Tempelhueter. So will's der Brauch. Priester. Will's so der Brauch, wohlan! Die Braeuche muss man halten, sie sind gut. Und nun zu ihr! Entfernt die Stoerung erst, Legt mild die Zeit den Balsam auf die Wunde. Ja, dies Gefuehl, im ersten Keim erstickt, Bewahrt vor jedem zweiten die Verlockte, Und heilig fuerderhin--Komm mit! Ihr folgt! (Alle ab.) (Das Innere des Tempels. Der Mittelgrund durch einen zwischen Saeulen herabhaengenden Vorhang geschlossen. Auf der rechten Seite des Vorgrundes eine Bildsaeule Amors, an deren Arm ein Blumenkranz haengt.) (Maedchen kommen mit Zurechtstellen von Opfergefaessen und Abnehmen von Blumengewinden beschaeftigt. Zwei davon naehern sich dem Vorhange.) (Janthe kommt.) Janthe. O lasst sie, lasst! Goennt ihr die kurze Ruh'! Wie mag sie trauern um den Teuern, Guten. Sie fand den Ort wo man ihn hingebracht Blindfuehlend aus, von niemanden belehrt, Und stuerzte auf die Knie und weinte laut, Mit ihres Atems Wehn, mit ihren Traenen Zum Leben ihn zu rufen ohne Furcht bemueht. Doch als er des nicht achtet, weil er tot, Da warf sie sich auf den Erblassten hin, Die teure Brust mit ihrer Brust bedeckend, Den Mund auf seinem Mund, die Hand in ihrer. Seitdem nun ist ihr Klagelaut verstummt, Doch, fuercht ich, sammelt sie nur neue Kraft Zu tieferm Jammer.--Nun, ich will auch nimmer Ein Lieb mir wuenschen, weder jetzt, noch sonst: Besitzen ist wohl schoen, allein verlieren! (Der Priester kommt mit dem Tempelhueter und Naukleros, dem mehrere Freunde folgen, von der rechten Seite.) Priester. Wo ist sie? Janthe. Dort! Priester. Zieht auf den Vorhang! Janthe. Herr--! Priester. Auf! sag ich, auf! Und haltet fern das Volk. (Der Vorhang wird aufgezogen, die Cella erscheint, zu der viele breite Stufen emporfuehren. Leander liegt querueber auf einem niedern Tragbette. Hero in einiger Entfernung auf den Stufen, halbliegend auf den rechten Arm gestuetzt, wie neugierig nach dem Toten hinblickend.) Priester. Hero! Hero. Wer ruft? Priester. Ich bin's. Komm hier! Hero. Warum? (Sie steht auf und tritt zu Fuessen der Tragbahre, den Toten immerfort betrachtend) Priester. Genug ward nun geklagt ob jenem Fremden! Was schaffst du dort? Hero. Ich sinne, Herr! Priester. Du sinnst? Hero. Was nur das Leben sei? Er war so jugendlich, so schoen, So ueberstroemend von des Daseins Fuelle, Nun liegt er kalt und tot. Ich hab's versucht, Ich legte seine Hand an meine Brust, Da fuehlt' ich Kaelte stroemen bis zum Sitz des Lebens; Im starren Auge gluehte keine Sehe. Mich schaudert. Weh! Priester. Mein starkes, wackres Maedchen. So wieder du mein Kind! (Zu Naukleros.) Du tritt hinzu! Erkennst du deinen Freund? Naukleros. Er ist's, er war's. Priester. Nun komm! Hero. Warum? Priester. Sie tragen ihn nun fort. Hero. Schon jetzt? Priester. So ist's. Hero. Wohin? Priester. Nach seiner Heimat. Hero. Gebt einen Mantel mir. Priester. Wozu? Hero. Ihm folgen. Ist er gleich tot, so war er doch mein Freund. Am Strande will ich wohnen wo er ruht. Priester. Unmoeglich! Du bleibst hier! Hero. Hier? Priester. Priestrin, hier. Hero. So lasst an unserm Ufer ihn begraben, Wo er verblieb, wo er, ein Toter, lag, Am Fusse meines Turms. Und Rosen sollen Und weisse Lilien, vom Tau befeuchtet, Aufsprossen wo er liegt. Priester. Auch das soll nicht. Hero. Wie? Nicht? Priester. Es darf nicht sein. Hero. Es darf nicht? Priester (stark). Nein. Hero. Nun denn, ich hab gelernt Gewaltigem mich fuegen! Die Goetter wollten's nicht, da raechten sie's. Nehmt ihn denn hin. Leb wohl, du schoener Juengling! Ich moechte gern noch fassen deine Rechte, Doch wag ich's nicht, du bist so eiseskalt. Als Zeichen nur, als Pfand beim letzten Scheiden Nimm diesen Kranz, den Guertel loes ich ab, Und leg ihn dir ins Grab. Du schoenes Bild, All was ich war, was ich besass, du hast es, Nimm auch das Zeichen, da das Wesen dein. Und so geschmueckt, leb wohl! (Einige naehern sich der Leiche.) Hero. Und dennoch, halt! Seid ihr so rasch?--Und dennoch, dennoch, nicht! (Zur Bahre tretend.) Nie wieder dich zu sehn, im Leben nie! Der du einhergingst im Gewand der Nacht Und Licht mir strahltest in die dunkle Seele, Aufbluehen machtest all' was hold und gut; Du fort von hier an einsam dunkeln Ort, Und nimmer sieht mein lechzend Aug' dich wieder. Der Tag wird kommen und die stille Nacht, Der Lenz, der Herbst, des langen Sommers Freuden, Du aber nie. Leander, hoerst du? nie! Nie, nimmer, nimmer, nie! (Sich an der Bahre niederwerfend und das Haupt in die Kissen verbergend.) Naukleros. Hab Mitleid, Herr! Priester. Ich (habe) Mitleid, Deshalb errett ich sie. (Zu Hero tretend.) Es ist genug. Hero (mit Beistand sich aufrichtend). Genug? Meinst du? genug!--Was aber soll ich tun? Er bleibt nicht hier, ich soll nicht mit. Ich will mit meiner Goettin mich beraten. Janthe, leite mich zu ihrem Thron. So lang beruehrt ihn nicht. (Zu Naukleros.) Versprich es mir! Gib mir die Hand darauf.--Ha, zuckst du? Gelt! Das tat mir der, dein Freund!--Du bist so warm. Wie wohl, wie gut!--Zu leben ist doch suess! Nun aber lass!--Wer waermt mir meine Hand? Janthe komm!--Doch erst zieh mir den Schleier Hinweg vom Aug'! Janthe. Kein Schleier deckt dein Haupt. Hero. Ja so!--Komm denn!--Und ihr beruehrt ihn nicht! Janthe (die Heron angefasst hat, zum Priester). O Herr, der Frost des Todes ist mit ihr! Priester. Ob Tod, ob Leben, weiss der Arzt allein. Janthe (Heron leitend). Sieh hier!--Heb nur den Fuss!--Du wankst. Nur hier! (Hero besteigt von Janthen gefuehrt, die Stufen. Ein Teil der Jungfrauen folgt ihr, sich in einer herablaufenden Reihe auf der rechten Seite aufstellend, die uebrigen treten unten auf die linke Seite, so dass die Tragbahre von ihnen verdeckt wird.) Priester (halblaut). Ihr bringt indes ihn fort. Naukleros. Bedenk! Priester. Es muss! Kehrt sie zurueck, sei jede Spur verschwunden. Dein Leben gilt's. Naukleros. Wohlan! (Seine Begleiter gehen von hinten herum und fassen die Tragbahre.) Hero (die von Janthen unterstuetzt, bereits die obern Stufen erstiegen, ruft in demselben Augenblicke, das Gesicht noch immer gegen die Cella gerichtet). Leander! (Rasch umgewendet, Haupt und Arme in die Luft geworfen.) Leander! Janthe (sie umfassend zu den Traegern). Halt! Priester. Nur fort! Janthe. Sie gleitet, sinkt! Setzt ab! in Doppelschlaegen pocht ihr Herz! Priester. Des Herzens Schlag ist Leben, Doppelschlag Verdoppelt Leben denn. Ihr tragt ihn fort! Der ist kein Arzt, der Krankendrohung scheut. (Man hat die Leiche zu der links gegen den Hintergrund befindlichen Pforte hinausgetragen. Der Priester folgt.) Janthe (bei Hero auf den Stufen kniend). Ist hier nicht Hilfe, Rettung? Sie vergeht. (Den Traegern nachsehend.) Schon nimmt sie auf die Woelbung. Die sein warten, Von jenseits kommen sie. Gedraenge, Fackelglanz. Die aeussre Pforte tut sich auf. Weh uns Sie donnert zu. Der Gang huellt sich in Dunkel. Sie haben, halten ihn. Er kommt nicht wieder. (Hero, die bisher halb sitzend an Janthes Knie gelehnt, gleitet jetzt herab und liegt auf den Stufen.) Janthe. Hero! O mir! Wer steht der Aermsten bei? Priester (zurueckkommend). Sie fuehren ihn mit sich, sie rudern fort. Bald trennt das Meer die unheilvoll Vereinten. Janthe (nach einer Pause aufstehend und herabkommend). Es braucht kein Meer, der Tod hat gleiche Macht, Zu trennen, zu vereinen. Komm und schau So sehn die Toten aus in diesen Landen. Priester. Spricht das der Wahnsinn? Janthe. Nein, er hoert's. Vorsicht'ger Tor, sieh deiner Klugheit Werke! Priester. Und gaelt's ihr Leben! Gaeb' ich doch auch meins, Um Unrecht abzuhalten. Doch es ist nicht. (Er eilt die Stufen hinauf, vor der Hingesunkenen kniend.) Janthe. Heisst nur die Maenner, die den Juengling tragen, Drauss' harren, es bedarf noch ihres Amts. Zwei Leichen und (ein) Grab. O goennt es ihnen! (Zum Priester, der die Stufen herabkommt.) Nun, Mann, du gehst? So gibst du sie denn auf? Bleib! Eine Dienerin begehrt der Freiheit, Ich kehre heim zu meiner Eltern Herd. (Der Priester geht, sich verhuellend, ab.) Du gehst und schweigst? Sei Strafe dir dies Schweigen! Ihr sorgt fuer sie, wie sonst ich selbst getan. Mich duldet's laenger nicht in eurem Hause. (Sie nimmt den Kranz von Amors Bildsaeule.) Hier diesen Kranz tragt mit der Bleichen fort. (Den Kranz nach der mit Hero beschaeftigten Gruppe hinwerfend, gegen die Bildsaeule sprechend.) Versprichst du viel, und haeltst du also Wort? (Der Vorhang faellt.) Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Des Meeres und der Liebe Wellen, von Franz Grillparzer. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DES MEERES UND DER LIEBE WELLEN *** This file should be named 7mlbw10.txt or 7mlbw10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7mlbw11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7mlbw10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. Most people start at our Web sites at: http://gutenberg.net or http://promo.net/pg These Web sites include award-winning information about Project Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). Those of you who want to download any eBook before announcement can get to them as follows, and just download by date. This is also a good way to get them instantly upon announcement, as the indexes our cataloguers produce obviously take a while after an announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext05 or ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext05 Or /etext04, 03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 Just search by the first five letters of the filename you want, as it appears in our Newsletters. Information about Project Gutenberg (one page) We produce about two million dollars for each hour we work. The time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our projected audience is one hundred million readers. If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! As of February, 2002, contributions are being solicited from people and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West Virginia, Wisconsin, and Wyoming. We have filed in all 50 states now, but these are the only ones that have responded. As the requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund raising will begin in the additional states. Please feel free to ask to check the status of your state. In answer to various questions we have received on this: We are constantly working on finishing the paperwork to legally request donations in all 50 states. If your state is not listed and you would like to know if we have added it since the list you have, just ask. While we cannot solicit donations from people in states where we are not yet registered, we know of no prohibition against accepting donations from donors in these states who approach us with an offer to donate. International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made deductible, and don't have the staff to handle it even if there are ways. Donations by check or money order may be sent to: PROJECT GUTENBERG LITERARY ARCHIVE FOUNDATION 809 North 1500 West Salt Lake City, UT 84116 Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment method other than by check or money order. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN [Employee Identification Number] 64-622154. Donations are tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund-raising will begin in the additional states. We need your donations more than ever! You can get up to date donation information online at: http://www.gutenberg.net/donation.html *** If you can't reach Project Gutenberg, you can always email directly to: Michael S. Hart Prof. Hart will answer or forward your message. We would prefer to send you information by email. **The Legal Small Print** (Three Pages) ***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. They tell us you might sue us if there is something wrong with your copy of this eBook, even if you got it for free from someone other than us, and even if what's wrong is not our fault. So, among other things, this "Small Print!" statement disclaims most of our liability to you. It also tells you how you may distribute copies of this eBook if you want to. *BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm eBook, you indicate that you understand, agree to and accept this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive a refund of the money (if any) you paid for this eBook by sending a request within 30 days of receiving it to the person you got it from. If you received this eBook on a physical medium (such as a disk), you must return it with your request. ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart through the Project Gutenberg Association (the "Project"). Among other things, this means that no one owns a United States copyright on or for this work, so the Project (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth below, apply if you wish to copy and distribute this eBook under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market any commercial products without permission. To create these eBooks, the Project expends considerable efforts to identify, transcribe and proofread public domain works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any medium they may be on may contain "Defects". Among other things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other eBook medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES But for the "Right of Replacement or Refund" described below, [1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES. If you discover a Defect in this eBook within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending an explanatory note within that time to the person you received it from. If you received it on a physical medium, you must return it with your note, and such person may choose to alternatively give you a replacement copy. If you received it electronically, such person may choose to alternatively give you a second opportunity to receive it electronically. THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE. Some states do not allow disclaimers of implied warranties or the exclusion or limitation of consequential damages, so the above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you may have other legal rights. INDEMNITY You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation, and its trustees and agents, and any volunteers associated with the production and distribution of Project Gutenberg-tm texts harmless, from all liability, cost and expense, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following that you do or cause: [1] distribution of this eBook, [2] alteration, modification, or addition to the eBook, or [3] any Defect. DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm" You may distribute copies of this eBook electronically, or by disk, book or any other medium if you either delete this "Small Print!" and all other references to Project Gutenberg, or: [1] Only give exact copies of it. Among other things, this requires that you do not remove, alter or modify the eBook or this "small print!" statement. You may however, if you wish, distribute this eBook in machine readable binary, compressed, mark-up, or proprietary form, including any form resulting from conversion by word processing or hypertext software, but only so long as *EITHER*: [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and does *not* contain characters other than those intended by the author of the work, although tilde (~), asterisk (*) and underline (_) characters may be used to convey punctuation intended by the author, and additional characters may be used to indicate hypertext links; OR [*] The eBook may be readily converted by the reader at no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent form by the program that displays the eBook (as is the case, for instance, with most word processors); OR [*] You provide, or agree to also provide on request at no additional cost, fee or expense, a copy of the eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC or other equivalent proprietary form). [2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this "Small Print!" statement. [3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the gross profits you derive calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. If you don't derive profits, no royalty is due. Royalties are payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation" the 60 days following each date you prepare (or were legally required to prepare) your annual (or equivalent periodic) tax return. Please contact us beforehand to let us know your plans and to work out the details. WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO? Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form. The Project gratefully accepts contributions of money, time, public domain materials, or royalty free copyright licenses. Money should be paid to the: "Project Gutenberg Literary Archive Foundation." If you are interested in contributing scanning equipment or software or other items, please contact Michael Hart at: hart@pobox.com [Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be they hardware or software or any other related product without express permission.] *END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*