Project Gutenberg's Der Kaufmann von Venedig, by William Shakespeare Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Der Kaufmann von Venedig Author: William Shakespeare Translator: August Wilhelm von Schlegel Release Date: December, 2004 [EBook #7043] [Yes, we are more than one year ahead of schedule] [This file was first posted on February 27, 2003] [Date last updated: January 6, 2006] Edition: 10 Language: German Character set encoding: ASCII *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DER KAUFMANN VON VENEDIG *** This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Der Kaufmann von Venedig William Shakespeare Uebersetzt von August Wilhelm von Schlegel Personen: Der Doge von Venedig Prinz von Marokko und Prinz von Arragon, (Freier der Porzia) Antonio, (der Kaufmann von Venedig) Bassanio, (sein Freund) Solanio, Salarino und Graziano, (Freunde des Antonio) Lorenzo, (Liebhaber der Jessica) Shylock, (ein Jude) Tubal, (ein Jude, sein Freund) Lanzelot Gobbo, (Shylocks Diener) Der alte Gobbo, (Lanzelots Vater) Salerio, (ein Bote von Venedig) Leonardo, (Bassanios Diener) Balthasar und Stephano, (Porzias Diener) Porzia, (eine reiche Erbin) Nerissa, (ihre Begleiterin) Jessica, (Shylocks Tochter) Senatoren von Venedig, Beamte des Gerichtshofes, Gefangenwaerter, Bediente und andres Gefolge Die Szene ist teils zu Venedig, teils zu Belmont, Porzias Landsitz. Erster Aufzug Erste Szene Venedig. Eine Strasse (Antonio, Salarino und Solanio treten auf) Antonio. Fuerwahr, ich weiss nicht, was mich traurig macht; Ich bin es satt; ihr sagt, das seid ihr auch. Doch wie ich dran kam, wie mir's angeweht, Von was fuer Stoff es ist, woraus erzeugt, Das soll ich erst erfahren. Und solchen Dummkopf macht aus mir die Schwermut, Ich kenne mit genauer Not mich selbst. Salarino. Eur Sinn treibt auf dem Ozean umher, Wo Eure Galeonen, stolz besegelt, Wie Herrn und reiche Buerger auf der Flut, Als waeren sie das Schaugepraeng der See, Hinwegsehn ueber kleines Handelsvolk, Das sie begruesset, sich vor ihnen neigt, Wie sie vorbeiziehn mit gewebten Schwingen. Solanio. Herr, glaubt mir, haett ich soviel auf dem Spiel, Das beste Teil von meinem Herzen waere Bei meiner Hoffnung auswaerts. Immer wuerd ich Gras pfluecken, um den Zug des Winds zu sehn; Nach Haefen, Reed' und Damm in Karten gucken, Und alles, was mich Unglueck fuerchten liess Fuer meine Ladungen, wuerd ohne Zweifel Mich traurig machen. Salarino. Mein Hauch, der meine Suppe kuehlte, wuerde Mir Fieberschauer anwehn, daecht ich dran, Wieviel zur See ein starker Wind kann schaden. Ich koennte nicht die Sanduhr rinnen sehn, So daecht ich gleich an Seichten und an Baenke, Saeh meinen "reichen Hans" im Sande fest, Das Haupt bis unter seine Rippen neigend, Sein Grab zu kuessen. Ging ich in die Kirche Und saeh das heilige Gebaeu' von Stein, Sollt ich nicht gleich an schlimme Felsen denken, Die an das zarte Schiff nur ruehren duerfen, So streut es auf den Strom all sein Gewuerz Und huellt die wilde Flut in meine Seiden. Und kurz, jetzt eben dies Vermoegen noch, Nun gar keins mehr? Soll ich, daran zu denken, Gedanken haben und mir doch nicht denken, Dass solch ein Fall mich traurig machen wuerde? Doch sagt mir nichts; ich weiss, Antonio Ist traurig, weil er seines Handels denkt. Antonio. Glaubt mir, das nicht; ich dank es meinem Glueck: Mein Vorschuss ist nicht (einem) Schiff vertraut, Noch (einem) Ort; noch haengt mein ganz Vermoegen Am Gluecke dieses gegenwaertgen Jahrs; Deswegen macht mein Handel mich nicht traurig. Solanio. So seid Ihr denn verliebt? Antonio. Pfui, pfui! Solanio. Auch nicht verliebt? Gut denn, so seid Ihr traurig, Weil Ihr nicht lustig seid; Ihr koenntet eben Auch lachen, springen, sagen: Ihr seid lustig, Weil Ihr nicht traurig seid. Nun, beim zweikoepfgen Janus! Natur bringt wunderliche Kaeuz ans Licht: Der drueckt die Augen immer ein und lacht Wie 'n Starmatz ueber einen Dudelsack; Ein andrer von so saurem Angesicht, Dass er die Zaehne nicht zum Lachen wiese, Schwuer Nestor auch, der Spass sei lachenswert. (Bassanio, Lorenzo und Graziano kommen.) Hier kommt Bassanio, Euer edler Vetter, Graziano und Lorenzo; lebt nun wohl, Wir lassen Euch in besserer Gesellschaft. Salarino. Ich waer geblieben, bis ich Euch erheitert; Nun kommen wertre Freunde mir zuvor. Antonio. Sehr hoch steht Euer Wert in meiner Achtung; Ich nehm es so, dass Euch Geschaefte rufen Und Ihr den Anlass wahrnehmt, wegzugehn. Salarino. Guten Morgen, liebe Herren! Bassanio. Ihr lieben Herrn, wann lachen wir einmal? Ihr macht euch gar zu selten: muss das sein? Salarino. Wir stehen Euch zu Diensten, wann's beliebt. (Salarino und Solanio ab.) Lorenzo. Da Ihr Antonio gefunden habt, Bassanio, wollen wir Euch nun verlassen. Doch bitt ich, denkt zur Mittagszeit daran, Wo wir uns treffen sollen. Bassanio. Rechnet drauf. Graziano. Ihr seht nicht wohl, Signor Antonio; Ihr macht Euch mit der Welt zuviel zu schaffen: Der kommt darum, der muehsam sie erkauft. Glaubt mir, Ihr habt Euch wunderbar veraendert. Antonio. Mir gilt die Welt nur wie die Welt, Graziano; Ein Schauplatz, wo man eine Rolle spielt, Und mein' ist traurig. Graziano. Lasst den Narrn mich spielen, Mit Lust und Lachen lasst die Runzeln kommen Und lasst die Brust von Wein mir lieber gluehn, Als haermendes Gestoehn das Herz mir kuehlen. Weswegen sollt ein Mann mit warmem Blut Dasitzen wie sein Grosspapa, gehaun In Alabaster? Schlafen, wenn er wacht? Und eine Gelbsucht an den Leib sich aergern? Antonio, ich will dir etwas sagen; Ich liebe dich, und Liebe spricht aus mir: Es gibt so Leute, deren Angesicht Sich ueberzieht gleich einem stehnden Sumpf, Und die ein eigensinnig Schweigen halten, Aus Absicht, sich in einen Schein zu kleiden Von Weisheit, Wuerdigkeit und tiefem Sinn; Als wenn man spraeche: Ich bin Herr Orakel; Tu ich den Mund auf, ruehr sich keine Maus. O mein Antonio, ich kenne deren, Die man deswegen bloss fuer Weise haelt, Weil sie nichts sagen; spraechen sie, sie braechten Die Ohren, die sie hoerten, in Verdammnis, Weil sie die Brueder Narren schelten wuerden. Ein andermal sag ich dir mehr hievon; Doch fische nicht mit so truebselgem Koeder Nach diesem Narren-Gruendling, diesem Schein. Komm, Freund Lorenzo!--Lebt so lange wohl, Ich schliesse meine Predigt nach der Mahlzeit. Lorenzo. Gut, wir verlassen Euch bis Mittagszeit. Ich muss von diesen stummen Weisen sein, Denn Graziano laesst mich nie zum Wort. Graziano. Gut, leiste mir zwei Jahre noch Gesellschaft, So kennst du deiner Zunge Laut nicht mehr. Antonio. Lebt wohl! Ich werd ein Schwaetzer Euch zulieb. Graziano. Dank, fuerwahr! denn Schweigen ist bloss zu empfehlen An geraeucherten Zungen und jungfraeulichen Seelen. (Graziano und Lorenzo ab.) Antonio. Ist das nun irgend was? Bassanio. Graziano spricht unendlich viel nichts, mehr als irgendein Mensch in ganz Venedig. Seine vernuenftigen Gedanken sind wie zwei Weizenkoerner in zwei Scheffel Spreu versteckt; Ihr sucht den ganzen Tag, bis Ihr sie findet, und wenn Ihr sie habt, so verlohnen sie das Suchen nicht. Antonio. Gut, sagt mir jetzt, was fuer ein Fraeulein ist's, Zu der geheime Wallfahrt Ihr gelobt, Wovon Ihr heut zu sagen mir verspracht? Bassanio. Euch ist nicht unbekannt, Antonio, Wie sehr ich meinen Gluecksstand hab erschoepft, Indem ich glaenzender mich eingerichtet, Als meine schwachen Mittel tragen konnten. Auch jammr' ich jetzt nicht, dass die grosse Art Mir untersagt ist; meine Sorg ist bloss, Mit Ehren von den Schulden loszukommen, Worin mein Leben, etwas zu verschwendrisch, Mich hat verstrickt. Bei Euch, Antonio, Steht meine groesste Schuld, an Geld und Liebe, Und Eure Liebe leistet mir Gewaehr, Dass ich Euch meine Plaen eroeffnen darf, Wie ich mich loese von der ganzen Schuld. Antonio. Ich bitt Euch, mein Bassanio, lasst mich's wissen; Und steht es, wie Ihr selber immer tut, Im Angesicht der Ehre, seid gewiss: Ich selbst, mein Beutel, was ich nur vermag, Liegt alles offen da zu Euerm Dienst. Bassanio. In meiner Schulzeit, wenn ich einen Bolzen Verloren hatte, schoss ich seinen Bruder Von gleichem Schlag den gleichen Weg; ich gab Nur besser acht, um jenen auszufinden, Und, beide wagend, fand ich beide oft. Ich fuehr Euch dieses Kinderbeispiel an, Weil das, was folgt, die lautre Unschuld ist. Ihr lieht mir viel, und wie ein wilder Junge Verlor ich, was Ihr lieht; allein, beliebt's Euch, Noch einen Pfeil desselben Wegs zu schiessen, Wohin der erste flog, so zweifl ich nicht, Ich will so lauschen, dass ich beide finde. Wo nicht, bring ich den letzten Satz zurueck Und bleib Eur Schuldner, dankbar fuer den ersten. Antonio. Ihr kennt mich und verschwendet nur die Zeit, Da Ihr Umschweife macht mit meiner Liebe. Unstreitig tut Ihr jetzt mir mehr zu nah, Da Ihr mein Aeusserstes in Zweifel zieht, Als haettet Ihr mir alles durchgebracht. So sagt mir also nur, was ich soll tun, Wovon Ihr wisst, es kann durch mich geschehn, Und ich bin gleich bereit: deswegen sprecht! Bassanio. In Belmont ist ein Fraeulein, reich an Erbe, Und sie ist schoen und, schoener als dies Wort, Von hohen Tugenden; von ihren Augen Empfing ich holde, stumme Botschaft einst. Ihr Nam' ist Porzia; minder nicht an Wert Als Catos Tochter, Brutus' Porzia. Auch ist die weite Welt des nicht unkundig, Denn die vier Winde wehn von allen Kuesten Beruehmte Freier her; ihr sonnig Haar Wallt um die Schlaef ihr wie ein goldnes Vlies; Zu Kolchos' Strande macht es Belmonts Sitz, Und mancher Iason kommt, bemueht um sie. O mein Antonio! haett ich nur die Mittel, Den Rang mit ihrer einem zu behaupten, So weissagt mein Gemuet so guenstig mir, Ich werde sonder Zweifel gluecklich sein. Antonio. Du weisst, mein saemtlich Gut ist auf der See; Mir fehlt's an Geld und Anstalt, eine Summe Gleich bar zu heben; also geh, sieh zu, Was in Venedig mein Kredit vermag: Den spann ich an bis auf das aeusserste, Nach Belmont dich fuer Porzia auszustatten. Geh, frage gleich herum, ich will es auch, Wo Geld zu haben; ich bin nicht besorgt, Dass man uns nicht auf meine Buergschaft borgt. (Beide ab.) Zweite Szene Belmont. Ein Zimmer in Porzias Hause (Porzia und Nerissa kommen) Porzia. Auf mein Wort, Nerissa, meine kleine Person ist dieser grossen Welt ueberdruessig. Nerissa. Ihr wuerdet es sein, bestes Fraeulein, wenn Euer Ungemach in ebenso reichem Masse waere, als Euer gutes Glueck ist. Und doch, nach allem, was ich sehe, sind die ebenso krank, die sich mit allzuviel ueberladen, als die bei nichts darben. Es ist also kein mittelmaessiges Los, im Mittelstande zu sein. Ueberfluss kommt eher zu grauen Haaren, aber Auskommen lebt laenger. Porzia. Gute Sprueche, und gut vorgetragen. Nerissa. Gut befolgt waeren sie besser. Porzia. Waere tun so leicht als wissen, was gut zu tun ist, so waeren Kapellen Kirchen geworden und armer Leute Huetten Fuerstenpalaeste. Der ist ein guter Prediger, der seine eignen Ermahnungen befolgt;--ich kann leichter zwanzig lehren, was gut zu tun ist, als einer von den zwanzigen sein und meine eignen Lehren befolgen. Das Gehirn kann Gesetze fuer das Blut aussinnen; aber eine hitzige Natur springt ueber eine kalte Vorschrift hinaus. Solch ein Hase ist Tollheit, der junge Mensch, dass er weghuepft ueber das Netz des Krueppels guter Rat. Aber dies Vernuenfteln hilft mir nicht dazu, einen Gemahl zu waehlen.--O ueber das Wort (waehlen!) Ich kann weder waehlen, wen ich will, noch ausschlagen, wen ich nicht mag: so wird der Wille einer lebenden Tochter durch den letzten Willen eines toten Vaters gefesselt. Ist es nicht hart, Nerissa, dass ich nicht (einen) waehlen und auch keinen ausschlagen darf? Nerissa. Euer Vater war allzeit tugendhaft, und fromme Maenner haben im Tode gute Eingebungen: also wird die Lotterie, die er mit diesen drei Kaestchen von Gold, Silber und Blei ausgesonnen hat, dass der, welcher seine Mitgift trifft, Euch erhaelt, ohne Zweifel von niemand recht getroffen werden als von einem, der Euch recht liebt. Aber welchen Grad von Zuneigung fuehlt Ihr gegen irgendeinen der fuerstlichen Freier, die schon gekommen sind? Porzia. Ich bitte dich, nenne sie her; wie du sie nennst, will ich sie beschreiben, und von meiner Beschreibung schliesse auf meine Zuneigung. Nerissa. Zuerst ist da der neapolitanische Prinz. Porzia. Das ist ein wildes Fuellen, in der Tat. Er spricht von nichts als seinem Pferde und bildet sich nicht wenig auf seine Talente ein, dass er es selbst beschlagen kann. Ich fuerchte sehr, seine gnaedige Frau Mutter hat es mit einem Schmied gehalten. Nerissa. Ferner ist da der Pfalzgraf. Porzia. Er tut nichts wie stirnrunzeln, als wollt er sagen: "Wenn Ihr mich nicht haben wollt, so lassts!" Er hoert lustige Geschichten an und laechelt nicht. Ich fuerchte, es wird der weinende Philosoph aus ihm, wenn er alt wird, da er in seiner Jugend so unhoeflich finster sieht. Ich moechte lieber an einen Totenkopf mit dem Knochen im Munde verheiratet sein als an einen von diesen. Gott beschuetze mich vor beiden! Nerissa. Was sagt Ihr denn zu dem franzoesischen Herrn, Monsieur le Bon? Porzia. Gott schuf ihn, also lasst ihn fuer einen Menschen gelten. Im Ernst, ich weiss, dass es suendlich ist, ein Spoetter zu sein; aber er! Ja doch, er hat ein besseres Pferd als der Neapolitaner; eine bessere schlechte Gewohnheit, die Stirn zu runzeln, als der Pfalzgraf; er ist jedermann und niemand. Wenn eine Drossel singt, so macht er gleich Luftspruenge; er ficht mit seinem eigenen Schatten. Wenn ich ihn naehme, so naehme ich zwanzig Maenner; wenn er mich verachtete, so vergaebe ich es ihm: denn er moechte mich bis zur Tollheit lieben, ich werde es niemals erwidern. Nerissa. Was sagt Ihr denn zu Faulconbridge, dem jungen Baron aus England? Porzia. Ihr wisst, ich sage nichts zu ihm, denn er versteht mich nicht, noch ich ihn. Er kann weder Lateinisch, Franzoesisch, noch Italienisch; und Ihr duerft wohl einen koerperlichen Eid ablegen, dass ich nicht fuer einen Heller Englisch verstehe. Er ist eines feinen Mannes Bild--aber ach! wer kann sich mit einer stummen Figur unterhalten? Wie seltsam er gekleidet ist! Ich glaube, er kaufte sein Wams in Italien, seine weiten Beinkleider in Frankreich, seine Muetze in Deutschland und sein Betragen allenthalben. Nerissa. Was haltet Ihr von dem schottischen Herrn, seinem Nachbar? Porzia. Dass er eine christliche Nachbarnliebe an sich hat, denn er borgte eine Ohrfeige von dem Englaender und schwor, sie wiederzubezahlen, wenn er imstande waere; ich glaube, der Franzose ward sein Buerge und unterzeichnete fuer den andern. Nerissa. Wie gefaellt Euch der junge Deutsche, des Herzogs von Sachsen Neffe? Porzia. Sehr abscheulich des Morgens, wenn er nuechtern ist, und hoechst abscheulich des Nachmittags, wenn er betrunken ist. Wenn er am besten ist, so ist er wenig schlechter als ein Mensch, und wenn er am schlechtesten ist, wenig besser als ein Vieh. Komme das Schlimmste, was da will, ich hoffe, es soll mir doch gluecken, ihn loszuwerden. Nerissa. Wenn er sich erboete zu waehlen und waehlte das rechte Kaestchen, so schluegt Ihr ab, Eures Vaters Willen zu tun, wenn Ihr abschluegt, ihn zu nehmen. Porzia. Aus Furcht vor dem Schlimmsten bitte ich dich also, setze einen Roemer voll Rheinwein auf das falsche Kaestchen; denn wenn der Teufel darin steckt, und diese Versuchung ist von aussen daran, so weiss ich, er wird es waehlen. Alles lieber, Nerissa, als einen Schwamm heiraten. Nerissa. Ihr braucht nicht zu fuerchten, Fraeulein, dass Ihr einen von diesen Herren bekommt; sie haben mir ihren Entschluss eroeffnet, welcher in nichts anderm besteht, als sich nach Hause zu begeben und Euch nicht mehr mit Bewerbungen laestig zu fallen, Ihr muesstet denn auf eine andre Weise zu gewinnen sein als nach Eures Vaters Vorschrift in Ansehung der Kaestchen. Porzia. Sollte ich so alt werden wie Sibylla, will ich doch so keusch sterben wie Diana, wenn ich nicht dem letzten Willen meines Vaters gemaess erworben werde. Ich bin froh, dass diese Partei Freier so vernuenftig ist; denn es ist nicht einer darunter, nach dessen Abwesenheit mich nicht sehnlichst verlangt, und ich bitte Gott, ihnen eine glueckliche Reise zu verleihn. Nerissa. Erinnert Ihr Euch nicht, Fraeulein, von Eures Vaters Lebzeiten eines Venezianers, eines Studierten und Kavaliers, der in Gesellschaft des Marquis von Montferrat hierher kam? Porzia. Ja ja, es war Bassanio: so, denke ich, nannte er sich. Nerissa. Ganz recht, Fraeulein. Von allen Maennern, die meine toerichten Augen jemals erblickt haben, war er einer schoenen Frau am meisten wert. Porzia. Ich erinnre mich seiner wohl und erinnre mich, dass er dein Lob verdient. (Ein Diener kommt.) Nun, was gibt es Neues? Bedienter. Die vier Fremden suchen Euch, Fraeulein, um Abschied zu nehmen; und es ist ein Vorlaeufer von einem fuenften da, vom Prinzen von Marokko, der Nachricht bringt, dass sein Herr, der Prinz, zu Nacht hier sein wird. Porzia. Koennte ich den fuenften mit so gutem Herzen willkommen heissen, als ich den vier andern Lebewohl sage, so wollte ich mich seiner Ankunft freuen. Hat er das Gemuet eines Heiligen und das Gebluet eines Teufels, so wollte ich lieber, er weihte mich, als er freite mich. Komm, Nerissa.--Geht voran, Bursch.--Derweil wir die Pforte hinter einem Freier verschliessen, klopft ein andrer an die Tuer. (Alle ab.) Dritte Szene Venedig. Ein oeffentlicher Platz (Bassanio und Shylock treten auf) Shylock. Dreitausend Dukaten--gut. Bassanio. Ja, Herr, auf drei Monate. Shylock. Auf drei Monate--gut. Bassanio. Wofuer, wie ich Euch sagte, Antonio Buerge sein soll. Shylock. Antonio Buerge sein soll--gut. Bassanio. Koennt Ihr mir helfen? Wollt Ihr mir gefaellig sein? Soll ich Eure Antwort wissen? Shylock. Dreitausend Dukaten, auf drei Monate, und Antonio Buerge. Bassanio. Eure Antwort darauf? Shylock. Antonio ist ein guter Mann. Bassanio. Habt Ihr irgendeine Beschuldigung des Gegenteils wider ihn gehoert? Shylock. Ei nein, nein, nein!--Wenn ich sage, er ist ein guter Mann, so meine ich damit, versteht mich, dass er vermoegend ist. Aber seine Mittel stehen auf Hoffnung; er hat eine Galeone, die auf Tripolis geht, eine andre nach Indien. Ich hoere ferner auf dem Rialto, dass er eine dritte zu Mexiko hat, eine vierte nach England--und so hat er noch andre Auslagen in der Fremde verstreut. Aber Schiffe sind nur Bretter, Matrosen sind nur Menschen; es gibt Landratten und Wasserratten, Wasserdiebe und Landdiebe--ich will sagen, Korsaren, und dann haben wir die Gefahr von Wind, Wellen und Klippen.--Der Mann ist bei alledem vermoegend--dreitausend Dukaten--ich denke, ich kann seine Buergschaft annehmen. Bassanio. Seid versichert, Ihr koennt es. Shylock. Ich will versichert sein, dass ich es kann; und damit ich versichert sein kann, will ich mich bedenken. Kann ich Antonio sprechen? Bassanio. Wenn es Euch beliebt, mit uns zu speisen. Shylock. Ja, um Schinken zu riechen, von der Behausung zu essen, wo euer Prophet, der Nazarener, den Teufel hineinbeschwor. Ich will mit euch handeln und wandeln, mit euch stehen und gehen, und was dergleichen mehr ist; aber ich will nicht mit euch essen, mit euch trinken, noch mit euch beten. Was gibt es Neues auf dem Rialto?--Wer kommt da? (Antonio kommt.) Bassanio. Das ist Signor Antonio. Shylock (fuer sich). Wie sieht er einem falschen Zoellner gleich! Ich hass' ihn, weil er von den Christen ist, Doch mehr noch, weil er aus gemeiner Einfalt Umsonst Geld ausleiht und hier in Venedig Den Preis der Zinsen uns herunterbringt. Wenn ich ihm mal die Huefte ruehren kann, So tu ich meinem alten Grolle guetlich. Er hasst mein heilig Volk und schilt selbst da, Wo alle Kaufmannschaft zusammenkommt Mich, mein Geschaeft und rechtlichen Gewinn, Den er nur Wucher nennt. Verflucht mein Stamm, Wenn ich ihm je vergebe! Bassanio. Shylock, hoert Ihr? Shylock. Ich ueberlege meinen baren Vorrat; Doch, wie ich's ungefaehr im Kopfe habe, Kann ich die volle Summe von dreitausend Dukaten nicht gleich schaffen.--Nun, was tut's? Tubal, ein wohlbegueterter Hebraeer, Hilft mir schon aus.--Doch still! auf wieviel Monat Begehrt Ihr?--(Zu Antonio.) Geh's Euch wohl, mein werter Herr! Von Euer Edlen war die Rede eben. Antonio. Shylock, wiewohl ich weder leih noch borge, Um Ueberschuss zu geben oder nehmen, Doch will ich, weil mein Freund es dringend braucht, Die Sitte brechen.--Ist er unterrichtet, Wieviel Ihr wuenscht? Shylock. Ja, ja, dreitausend Dukaten. Antonio. Und auf drei Monat. Shylock. Ja, das vergass ich--auf drei Monat also. Nun gut denn, Eure Buergschaft! lasst mich sehn-- Doch hoert mich an; Ihr sagtet, wie mich duenkt, Dass Ihr auf Vorteil weder leiht noch borgt. Antonio. Ich pfleg es nie. Shylock. Als Jakob Labans Schafe huetete-- Er war nach unserm heilgen Abraham, Weil seine Mutter weislich fuer ihn schaffte, Der dritte Erbe--ja, ganz recht, der dritte-- Antonio. Was tut das hier zur Sache? Nahm er Zinsen? Shylock. Nein, keine Zinsen; was man Zinsen nennt, Das grade nicht; gebt acht, was Jakob tat: Als er mit Laban sich verglichen hatte, Was von den Laemmern bunt und sprenklicht fiele, Das sollte Jakobs Lohn sein, kehrten sich Im Herbst die bruenstgen Muetter zu den Widdern; Und wenn nun zwischen dieser wollgen Zucht Das Werk der Zeugung vor sich ging, so schaelte Der kluge Schaefer Euch gewisse Staebe, Und weil sie das Geschaeft der Paarung trieben, Steckt' er sie vor den geilen Muettern auf, Die so empfingen; und zur Laemmerzeit Fiel alles buntgesprengt und wurde Jakobs. So kam er zum Gewinn und ward gesegnet: Gewinn ist Segen, wenn man ihn nicht stiehlt. Antonio. Dies war ein Gluecksfall, worauf Jakob diente; In seiner Macht stand's nicht, es zu bewirken; Des Himmels Hand regiert' und lenkt' es so. Steht dies, um Zinsen gutzuheissen, da? Und ist Eur Gold und Silber Schaf und Widder? Shylock. Weiss nicht; ich lass es eben schnell sich mehren. Doch hoert mich an, Signor. Antonio. Siehst du, Bassanio, Der Teufel kann sich auf die Schrift berufen. Ein arg Gemuet, das heilges Zeugnis vorbringt, Ist wie ein Schalk mit Laecheln auf der Wange, Ein schoener Apfel, in dem Herzen faul. O wie der Falschheit Aussenseite glaenzt! Shylock. Dreitausend Dukaten--'s ist 'ne runde Summe. Drei Mond auf zwoelf--lasst sehen, was das bringt.-- Antonio. Nun, Shylock, soll man Euch verpflichtet sein? Shylock. Signor Antonio, viel und oftermals Habt Ihr auf dem Rialto mich geschmaeht Um meine Gelder und um meine Zinsen; Stets trug ich's mit geduldgem Achselzucken, Denn Dulden ist das Erbteil unsers Stamms. Ihr scheltet mich abtruennig, einen Bluthund, Und speit auf meinen juedischen Rockelor, Bloss weil ich nutze, was mein eigen ist. Gut denn, nun zeigt es sich, dass Ihr mich braucht. Da habt Ihr's; Ihr kommt zu mir, und Ihr sprecht: "Shylock, wir wuenschten Gelder." So sprecht Ihr, Der mir den Auswurf auf den Bart geleert Und mich getreten, wie Ihr von der Schwelle Den fremden Hund stosst; Geld ist Eur Begehren, Wie sollt ich sprechen nun? Sollt ich nicht sprechen: "Hat ein Hund Geld? Ist's moeglich, dass ein Spitz Dreitausend Dukaten leihn kann?" oder soll ich Mich buecken und in eines Schuldners Ton, Demuetig wispernd, mit verhaltnem Odem, So sprechen: "Schoener Herr, am letzten Mittwoch Spiet Ihr mich an; Ihr tratet mich den Tag; Ein andermal hiesst Ihr mich einen Hund; Fuer diese Hoeflichkeiten will ich Euch Die und die Gelder leihn." Antonio. Ich koennte leichtlich wieder so dich nennen, Dich wieder anspein, ja mit Fuessen treten. Willst du dies Geld uns leihen, leih es nicht Als deinen Freunden (denn wann nahm die Freundschaft Vom Freund Ertrag fuer unfruchtbar Metall?); Nein, leih es lieber deinem Feind; du kannst, Wenn er versaeumt, mit bessrer Stirn eintreiben, Was dir verfallen ist. Shylock. Nun seht mir, wie Ihr stuermt! Ich wollt Euch Liebes tun, Freund mit Euch sein, Die Schmach vergessen, die Ihr mir getan, Das Noetge schaffen und keinen Heller Zins Fuer meine Gelder nehmen; und Ihr hoert nicht: Mein Antrag ist doch liebreich. Antonio. Ja, das waer er. Shylock. Und diese Liebe will ich Euch erweisen. Geht mit mir zum Notarius, da zeichnet Mir Eure Schuldverschreibung; und zum Spass, Wenn Ihr mir nicht auf den bestimmten Tag An dem bestimmten Ort die und die Summe, Wie der Vertrag nun lautet, wiederzahlt: Lasst uns ein volles Pfund von Eurem Fleisch Zur Busse setzen, das ich schneiden duerfe Aus welchem Teil von Eurem Leib ich will. Antonio. Es sei, aufs Wort! Ich will den Schein so zeichnen Und sagen, dass ein Jude liebreich ist. Bassanio. Ihr sollt fuer mich dergleichen Schein nicht zeichnen: Ich bleibe dafuer lieber in der Not. Antonio. Ei, fuerchte nichts! Ich werde nicht verfallen; Schon in zwei Monden, einen Monat frueher Als die Verschreibung faellig, kommt gewiss Zehnfaeltig der Betrag davon mir ein. Shylock. O Vater Abraham! ueber diese Christen, Die eigne Haerte anderer Gedanken Argwoehnen lehrt! Ich bitt Euch, sagt mir doch Versaeumt er seinen Tag, was haett ich dran, Die mir verfallne Busse einzutreiben? Ein Pfund von Menschenfleisch, von einem Menschen Genommen, ist so schaetzbar, auch so nutzbar nicht Als Fleisch von Schoepsen, Ochsen, Ziegen. Seht, Ihm zu Gefallen biet ich diesen Dienst: Wenn er ihn annimmt, gut; wo nicht, lebt wohl! Und, bitt Euch, kraenkt mich nicht fuer meine Liebe. Antonio. Ja, Shylock, ich will diesen Schein dir zeichnen. Shylock. So trefft mich gleich im Hause des Notars, Gebt zu dem lustgen Schein ihm Anweisung; Ich gehe, die Dukaten einzusacken, Nach meinem Haus zu sehn, das in der Hut Von einem lockern Buben hinterblieb, Und will im Augenblicke bei Euch sein. Antonio. So eil dich, wackrer Jude.-- (Shylock ab.) Der Hebraeer Wird noch ein Christ; er wendet sich zur Guete. Bassanio. Ich mag nicht Freundlichkeit bei tueckischem Gemuete. Antonio. Kommt nur! Hiebei kann kein Bedenken sein, Laengst vor der Zeit sind meine Schiff herein. (Ab.) Zweiter Aufzug Erste Szene Belmont. Ein Zimmer in Porzias Hause (Trompetenstoss. Der Prinz von Marokko und sein Zug; Porzia, Nerissa und andre von ihrem Gefolge treten auf) Marokko. Verschmaehet mich ob meiner Farbe nicht, Die schattige Livrei der lichten Sonne, Die mich als nahen Nachbar hat gepflegt. Bringt mir den schoensten Mann, erzeugt im Norden, Wo Phoebus' Glut kaum schmelzt des Eises Zacken, Und ritzen wir uns Euch zulieb die Haut, Wes Blut am roetsten ist, meins oder seins. Ich sag Euch, Fraeulein, dieses mein Gesicht Hat Tapfre schon geschreckt; bei meiner Liebe schwoer ich, Die edlen Jungfraun meines Landes haben Es auch geliebt; ich wollte diese Farbe Nicht anders tauschen, als um Euren Sinn Zu stehlen, meine holde Koenigin. Porzia. Bei meiner Wahl lenkt mich ja nicht allein Die zarte Fordrung eines Maedchenauges; Auch schliesst das Los, woran mein Schicksal haengt, Mich von dem Recht des freien Waehlens aus. Doch, haette mich mein Vater nicht beengt, Mir auferlegt durch seinen Willen, dem Zur Gattin mich zu geben, welcher mich Auf solche Art gewinnt, wie ich Euch sagte: Ihr haettet gleichen Anspruch, grosser Prinz, Mit jedem Freier, den ich sah bis jetzt, Auf meine Neigung. Marokko. Habt auch dafuer Dank. Drum fuehrt mich zu den Kaestchen, dass ich gleich Mein Glueck versuche. Bei diesem Saebel, der Den Sophi schlug und einen Perserprinz, Der dreimal Sultan Soliman besiegt: Die wildsten Augen wollt ich ueberblitzen, Das kuehnste Herz auf Erden uebertrotzen, Die Jungen reissen von der Baerin weg, Ja, wenn er bruellt nach Raub, den Loewen hoehnen, Dich zu gewinnen, Fraeulein! Aber ach! Wenn Herkules und Lichas Wuerfel spielen, Wer tapfrer ist, so kann der bessre Wurf Durch Zufall kommen aus der schwaechern Hand; So unterliegt Alcides seinem Knaben, Und so kann ich, wenn blindes Glueck mich fuehrt, Verfehlen, was dem minder Wuerdgen wird, Und Grames sterben. Porzia. Ihr muesst Eur Schicksal nehmen, Es ueberhaupt nicht wagen, oder schwoeren, Bevor Ihr waehlet, wenn Ihr irrig waehlt, In Zukunft nie mit irgendeiner Frau Von Eh zu sprechen: also seht Euch vor! Marokko. Ich will's auch nicht, kommt, bringt mich zur Entscheidung. Porzia. Vorher zum Tempel; nach der Mahlzeit moegt Ihr Das Los versuchen. Marokko. Gutes Glueck also! Bald ueber alles elend oder froh. (Alle ab.) Zweite Szene Venedig. Eine Strasse (Lanzelot Gobbo kommt) Lanzelot. Sicherlich, mein Gewissen laesst mir's zu, von diesem Juden, meinem Herrn, wegzulaufen. Der boese Feind ist mir auf der Ferse und versucht mich und sagt zu mir: "Gobbo, Lanzelot Gobbo, guter Lanzelot", oder "Guter Gobbo", oder "Guter Lanzelot Gobbo, brauch deine Beine, reiss aus, lauf davon." Mein Gewissen sagt: "Nein, huete dich, ehrlicher Lanzelot; huete dich, ehrlicher Gobbo"; oder, wie obgemeldet, "ehrlicher Lanzelot Gobbo; lauf nicht, lass das Ausreissen bleiben." Gut, der ueberaus herzhafte Feind heisst mich aufpacken; "Marsch!" sagt der Feind; "fort!" sagt der Feind; "um des Himmels willen! fass dir ein wackres Herz", sagt der Feind, "und lauf". Gut, mein Gewissen haengt sich meinem Herzen um den Hals und sagt sehr weislich zu mir: "Mein ehrlicher Freund Lanzelot, da du eines ehrlichen Mannes Sohn bist", oder vielmehr eines ehrlichen Weibes Sohn; denn die Wahrheit zu sagen, mein Vater hatte einen kleinen Beigeschmack, er war etwas ansaeuerlich.--Gut, mein Gewissen sagt: "Lanzelot, weich und wanke nicht!"--"Weiche", sagt der Feind; "wanke nicht", sagt mein Gewissen. "Gewissen", sage ich, "dein Rat ist gut"; "Feind", sage ich, "dein Rat ist gut". Lasse ich mich durch mein Gewissen regieren, so bleibe ich bei dem Juden, meinem Herrn, der, Gott sei mir gnaedig! eine Art von Teufel ist. Laufe ich von dem Juden weg, so lasse ich mich durch den boesen Feind regieren, der, mit Respekt zu sagen, der Teufel selber ist. Gewiss, der Jude ist der wahre eingefleischte Teufel, und, auf mein Gewissen, mein Gewissen ist gewissermassen ein hartherziges Gewissen, dass es mir raten will, bei dem Juden zu bleiben. Der Feind gibt mir einen freundschaftlichen Rat; ich will laufen, Feind! meine Fersen stehen dir zu Gebote, ich will laufen. (Der alte Gobbo kommt mit einem Korbe.) Gobbo. Musje, junger Herr, Er da, sei Er doch so gut: wo gehe ich wohl zu des Herrn Juden seinem Hause hin? Lanzelot (beiseite). O Himmel! mein eheleiblicher Vater, der zwar nicht pfahlblind, aber doch so ziemlich stockblind ist und mich nicht kennt. Ich will mir einen Spass mit ihm machen. Gobbo. Musje, junger Herr, sei Er so gut: wo gehe ich zu des Herrn Juden seinem Hause hin? Lanzelot. Schlagt Euch rechter Hand an der naechsten Ecke, aber bei der allernaechsten Ecke linker Hand; versteht, bei der ersten naechsten Ecke schlagt Euch weder rechts noch links, sondern dreht Euch schnurgerade aus nach des Juden seinem Hause herum. Gobbo. Potz Wetterchen, das wird ein schlimmer Weg zu finden sein. Koennt Ihr mir nicht sagen, ob ein gewisser Lanzelot, der sich bei ihm aufhaelt, sich bei ihm aufhaelt oder nicht? Lanzelot. Sprecht Ihr vom jungen Monsieur Lanzelot? (Beiseite.) Nun gebt Achtung, nun will ich loslegen.--Sprecht Ihr vom jungen Monsieur Lanzelot? Gobbo. Kein Monsieur, Herr, sondern eines armen Mannes Sohn. Sein Vater, ob ich es schon sage, ist ein herzlich armer Mann und, Gott sei Dank, recht wohlauf. Lanzelot. Gut, sein Vater mag sein, was er will; hier ist die Rede vom jungen Monsieur Lanzelot. Gobbo. Eurem gehorsamen Diener und Lanzelot, Herr. Lanzelot. Ich bitte Euch demnach, alter Mann, demnach ersuche ich Euch: sprecht Ihr vom jungen Monsieur Lanzelot? Gobbo. Von Lanzelot, wenn's Eur Gnaden beliebt. Lanzelot. Demnach Monsieur Lanzelot. Sprecht nicht von Monsieur Lanzelot, Vater; denn der junge Herr ist (vermoege der Schickungen und Verhaengnisse und solcher wunderlichen Redensarten, der drei Schwestern und dergleichen Faechern der Gelahrtheit) in Wahrheit Todes verblichen oder, um es rund herauszusagen, in die Ewigkeit gegangen. Gobbo. Je, da sei Gott vor! Der Junge war so recht der Stab meines Alters, meine beste Stuetze.-- Lanzelot. Seh ich wohl aus wie ein Knittel oder wie ein Zaunpfahl, wie ein Stab oder eine Stuetze?--Kennt Ihr mich, Vater? Gobbo. Ach du liebe Zeit, ich kenne Euch nicht, junger Herr; aber ich bitte Euch, sagt mir, ist mein Junge--Gott hab ihn selig!--lebendig oder tot? Lanzelot. Kennt Ihr mich nicht, Vater? Gobbo. Lieber Himmel! ich bin ein alter blinder Mann, ich kenne Euch nicht. Lanzelot. Nun wahrhaftig, wenn Ihr auch Eure Augen haettet, so koenntet Ihr mich doch wohl nicht kennen; das ist ein weiser Vater, der sein eignes Kind kennt. Gut, alter Mann, ich will Euch Nachricht von Eurem Sohne geben. Gebt mir Euren Segen! Wahrheit muss ans Licht kommen. Ein Mord kann nicht lange verborgen bleiben, eines Menschen Sohn kann's; aber zuletzt muss die Wahrheit heraus. Gobbo. Ich bitte Euch, Herr, steht auf, ich bin gewiss, Ihr seid mein junge Lanzelot nicht. Lanzelot. Ich bitte Euch, lasst uns weiter keine Possen damit treiben, sondern gebt mir Euern Segen. Ich bin Lanzelot, Euer Junge, der da war, Euer Sohn, der da ist, Euer Kind, das da sein wird. Gobbo. Ich kann mir nicht denken, dass Ihr mein Sohn seid. Lanzelot. Ich weiss nicht, was ich davon denken soll; aber ich bin Lanzelot, des Juden Diener, und ich bin gewiss, Margrete, Eure Frau, ist meine Mutter. Gobbo. Ganz recht, ihr Name ist Margrete; ich will einen Eid tun, wenn du Lanzelot bist, so bist du mein eigen Fleisch und Blut. Gott im Himmelsthrone! was hast du fuer einen Bart gekriegt?--Du hast mehr Haar am Kinne, als mein Karrengaul Fritz am Schwanze hat. Lanzelot. Je, so laesst's ja, als ob Fritz sein Schwanz rueckwaerts wuechse; ich weiss doch, er hatte mehr Haar im Schwanze als im Gesicht, da ich ihn das letztemal sah. Gobbo. Herrje, wie du dich veraendert hast! Wie vertraegst du dich mit deinem Herrn? Ich bringe ihm ein Praesent; nun, wie vertragt ihr euch? Lanzelot. Gut, gut! aber fuer meine Person, da ich mich darauf gesetzt habe, davonzulaufen, so will ich mich nicht eher niedersetzen, als bis ich ein Stueck Weges gelaufen bin. Mein Herr ist ein rechter Jude; ihm ein Praesent geben! Einen Strick gebt ihm. Ich bin ausgehungert in seinem Dienst; Ihr koennt jeden Finger, den ich habe, mit meinen Rippen zaehlen. Vater, ich bin froh, dass Ihr gekommen seid. Gebt mir Euer Praesent fuer einen gewissen Herrn Bassanio, der wahrhaftig praechtige neue Livreien gibt. Komme ich nicht bei ihm in Dienst, so will ich laufen, soweit Gottes Erdboden reicht. Welch ein Glueck! da kommt er selbst. Macht Euch an ihn, Vater, denn ich will ein Jude sein, wenn ich bei dem Juden laenger diene. (Bassanio kommt mit Leonardo und andern Begleitern.) Bassanio. Das koennt Ihr tun--aber seid so bei der Hand, dass das Abendessen spaetestens um fuenf Uhr fertig ist. Besorgt diese Briefe, gebt diese Livreien in Arbeit und bittet Graziano, sogleich in meine Wohnung zu kommen. (Ein Bedienter ab.) Lanzelot. Macht Euch an ihn, Vater? Gobbo. Gott segne Euer Gnaden! Bassanio. Grossen Dank! Willst du was von mir? Gobbo. Da ist mein Sohn, Herr, ein armer Junge-- Lanzelot. Kein armer Junge, Herr, sondern des reichen Juden Diener, der gerne moechte, wie mein Vater spezifizieren wird-- Gobbo. Er hat, wie man zu sagen pflegt, eine grosse Deklination zu dienen-- Lanzelot. Wirklich, das Kurze und das Lange von der Sache ist: ich diene dem Juden und trage Verlangen, wie mein Vater spezifizieren wird-- Gobbo. Sein Herr und er (mit Respekt vor Euer Gnaden zu sagen) vertragen sich wie Katzen und Hunde-- Lanzelot. Mit einem Worte, die reine Wahrheit ist, dass der Jude, da er mir Unrecht getan, mich noetigt, wie mein Vater, welcher, so Gott will, ein alter Mann ist, notifizieren wird-- Gobbo. Ich habe hier ein Gericht Tauben, die ich bei Euer Gnaden anbringen moechte, und mein Gesuch ist-- Lanzelot. In aller Kuerze, das Gesuch interzediert mich selbst, wie Euer Gnaden von diesem ehrlichen alten Mann hoeren werden, der, obschon ich es sage, obschon ein alter Mann, doch ein armer Mann und mein Vater ist. Bassanio. Einer spreche fuer beide. Was wollt Ihr? Lanzelot. Euch dienen, Herr. Gobbo. Ja, das wollten wir Euch gehorsamst opponieren. Bassanio. Ich kenne dich, die Bitt ist dir gewaehrt; Shylock, dein Herr, hat heut mit mir gesprochen Und dich empfohlen; wenn's empfehlenswert, Aus eines reichen Juden Dienst zu gehn, Um einem armen Edelmann zu folgen. Lanzelot. Das alte Sprichwort ist recht schoen verteilt zwischen meinem Herrn Shylock und Euch, Herr: Ihr habt die Gnade Gottes, und er hat genug. Bassanio. Du triffst es; Vater, geh mit deinem Sohn. Nimm Abschied erst von deinem alten Herrn Und frage dich nach meiner Wohnung hin. (Zu seinen Begleitern.) Ihr, gebt ihm eine nettere Livrei Als seinen Kameraden; sorgt dafuer! Lanzelot. Kommt her, Vater.--Ich kann keinen Dienst kriegen; nein! ich habe gar kein Mundwerk am Kopfe.--Gut!-- (Er besieht seine flache Hand.) Wenn einer in ganz Italien eine schoenere Tafel hat, damit auf die Schrift zu schwoeren--Ich werde gut Glueck haben; ohne Umstaende, hier ist eine ganz schlechte Lebenslinie; hier ist 'ne Kleinigkeit an Frauen. Ach, fuenfzehn Weiber sind nichts! elf Witwen und neun Maedchen ist ein knappes Auskommen fuer (einen) Mann. Und dann, dreimal ums Haar zu ersaufen und mich an der Ecke eines Federbettes beinah tot zu stossen--das heisse ich gut davonkommen! Gut, wenn Glueck ein Weib ist, so ist sie doch eine gute Dirne mit ihrem Kram.--Kommt, Vater, ich nehme in (einem) Umsehn von dem Juden Abschied. (Lanzelot und der alte Gobbo ab.) Bassanio. Tu das, ich bitt dich, guter Leonardo; Ist dies gekauft und ordentlich besorgt, Komm schleunig wieder; denn zur Nacht bewirt ich Die besten meiner Freunde; eil dich, geh! Leonardo. Verlasst Euch auf mein eifrigstes Bemuehn. (Graziano kommt.) Graziano. Wo ist dein Herr? Leonardo. Er geht da drueben, Herr. (Leonardo ab.) Graziano. Signor Bassanio! Bassanio. Graziano! Graziano. Ich habe ein Gesuch an Euch. Bassanio. Ihr habt es schon erlangt. Graziano. Ihr muesst mir's nicht weigern; ich muss mit Euch nach Belmont gehen. Bassanio. Nun ja, so muesst Ihr--aber hoer, Graziano, Du bist zu wild, zu rauh, zu keck im Ton: Ein Wesen, welches gut genug dir steht Und Augen wie den unsern nicht missfaellt. Doch wo man dich nicht kennt, ja, da erscheint Es allzufrei; drum nimm dir Mueh und daempfe Mit ein paar kuehlen Tropfen Sittsamkeit Den fluechtgen Geist, dass ich durch deine Wildheit Dort nicht missdeutet werd und meine Hoffnung Zugrunde geht. Graziano. Signor Bassanio, hoert mich: Wenn ich mich nicht zu feinem Wandel fuege, Mit Ehrfurcht red und dann und wann nur fluche, Gebetbuch in der Tasche, Kopf geneigt; Ja, selbst beim Tischgebet so vors Gesicht Den Hut mir halt und seufz und Amen sage; Nicht allen Brauch der Hoeflichkeit erfuelle, Wie einer, der, der Grossmama zulieb, Scheinheilig tut: so traut mir niemals mehr. Bassanio. Nun gut, wir werden sehn, wie Ihr Euch nehmt. Graziano. Nur heute nehm ich aus; das gilt nicht mir, Was ich heut abend tu. Bassanio. Nein, das waer schade; Ich bitt Euch, lieber in den kecksten Farben Der Lust zu kommen; denn wir haben Freunde, Die lustig wollen sein. Lebt wohl indes, Ich habe ein Geschaeft. Graziano. Und ich muss zu Lorenzo und den andern, Doch auf den Abend kommen wir zu Euch. (Alle ab.) Dritte Szene Ein Zimmer in Shylocks Hause (Jessica und Lanzelot kommen) Jessica. Es tut mir leid, dass du uns so verlaesst; Dies Haus ist Hoelle, und du, ein lustger Teufel, Nahmst ihm ein Teil von seiner Widrigkeit. Doch lebe wohl; da hast du 'nen Dukaten! Und, Lanzelot, du wirst beim Abendessen Lorenzo sehn als Gast von deinem Herrn. Dann gib ihm diesen Brief, tu es geheim; Und so leb wohl, dass nicht etwa mein Vater Mich mit dir reden sieht. Lanzelot. Adieu!--Traenen muessen meine Zunge vertreten, allerschoenste Heidin! allerliebste Juedin! Wenn ein Christ nicht zum Schelm an dir wird, und dich bekommt, so truegt mich alles. Aber adieu! Diese toerichten Tropfen erweichen meinen maennlichen Mut allzusehr. (Ab.) Jessica. Leb wohl, du Guter! Ach wie gehaessig ist es nicht von mir, Dass ich des Vaters Kind zu sein mich schaeme; Doch, bin ich seines Blutes Tochter schon, Bin ich's nicht seines Herzens. O Lorenzo, Hilf mir dies loesen! treu dem Worte bleib! So werd ich Christin und dein liebend Weib. (Ab.) Vierte Szene Eine Strasse (Graziano, Lorenzo, Salarino und Solanio treten auf) Lorenzo. Nun gut, wir schleichen weg vom Abendessen, Verkleiden uns in meinem Haus und sind In einer Stunde alle wieder da. Graziano. Wir haben uns nicht recht darauf geruestet. Salarino. Auch keine Fackeltraeger noch bestellt. Solanio. Wenn es nicht zierlich anzuordnen steht, So ist es nichts und unterbliebe besser. Lorenzo. 's ist eben vier; wir haben noch zwei Stunden Zur Vorbereitung. (Lanzelot kommt mit einem Briefe.) Freund Lanzelot, was bringst du? Lanzelot. Wenn's Euch beliebt, dies aufzubrechen, so wird es gleichsam andeuten. Lorenzo. Ich kenne wohl die Hand; ja, sie ist schoen; Und weisser als das Blatt, worauf sie schrieb, Ist diese schoene Hand. Graziano. Auf meine Ehre, eine Liebesbotschaft. Lanzelot. Mit Eurer Erlaubnis, Herr. Lorenzo. Wo willst du hin? Lanzelot. Nun, Herr, ich soll meinen alten Herrn, den Juden, zu meinem neuen Herrn, dem Christen, auf heute zum Abendessen laden. Lorenzo. Da nimm dies; sag der schoenen Jessica, Dass ich sie treffen will.--Sag's heimlich! geh; (Lanzelot ab.) Ihr Herrn, Wollt ihr euch zu dem Maskenzug bereiten? Ich bin versehn mit einem Fackeltraeger. Salarino. Ja, auf mein Wort, ich gehe gleich danach. Solanio. Das will ich auch. Lorenzo. Trefft mich und Graziano. In einer Stund in Grazianos Haus. Salarino. Gut das, es soll geschehn. (Salarino und Solanio ab.) Graziano. Der Brief kam von der schoenen Jessica? Lorenzo. Ich muss dir's nur vertraun: sie gibt mir an, Wie ich sie aus des Vaters Haus entfuehre; Sie sei versehn mit Gold und mit Juwelen, Ein Pagenanzug liege schon bereit. Kommt je der Jud, ihr Vater, in den Himmel, So ist's um seiner holden Tochter willen; Und nie darf Unglueck in den Weg ihr treten, Es muesste denn mit diesem Vorwand sein, Dass sie von einem falschen Juden stammt. Komm, geh mit mir und lies im Gehn dies durch; Mir traegt die schoene Jessica die Fackel. (Beide ab.) Fuenfte Szene Vor Shylocks Hause (Shylock und Lanzelot kommen) Shylock. Gut, du wirst sehn mit deinen eignen Augen Des alten Shylocks Abstand von Bassanio. He, Jessica!--Du wirst nicht voll dich stopfen, Wie du bei mir getan--He, Jessica!-- Und liegen, schnarchen, Kleider nur zerreissen-- He, sag ich, Jessica! Lanzelot. He, Jessica! Shylock. Wer heisst dich schrein? Ich hab's dir nicht geheissen. Lanzelot. Euer Edlen pflegten immer zu sagen, ich koennte nichts ungeheissen tun. (Jessica kommt.) Jessica. Ruft Ihr? Was ist Euch zu Befehl? Shylock. Ich bin zum Abendessen ausgebeten. Da hast du meine Schluessel, Jessica. Zwar weiss ich nicht, warum ich geh; sie bitten Mich nicht aus Liebe, nein, sie schmeicheln mir; Doch will ich gehn aus Hass, auf den Verschwender Von Christen zehren.--Jessica, mein Kind, Acht auf mein Haus!--Ich geh recht wider Willen. Es braut ein Unglueck gegen meine Ruh, Denn diese Nacht traeumt ich von Saecken Geldes. Lanzelot. Ich bitte Euch, Herr, geht; mein junger Herr erwartet Eure Zukunft. Shylock. Ich seine auch. Lanzelot. Und sie haben sich verschworen.--Ich sage nicht, dass Ihr eine Maskerade sehen sollt; aber wenn Ihr eine seht, so war es nicht umsonst, dass meine Nase an zu bluten fing, auf den letzten Ostermontag des Morgens um sechs Uhr, der das Jahr auf den Tag fiel, wo vier Jahre vorher nachmittags Aschermittwoch war. Shylock. Was? gibt es Masken? Jessica, hoer an: Verschliess die Tuer, und wenn du Trommeln hoerst Und das Gequaek der quergehalsten Pfeife, So klettre mir nicht an den Fenstern auf; Steck nicht den Kopf hinaus in offne Strasse, Nach Christennarren mit bemaltem Antlitz Zu gaffen; stopfe meines Hauses Ohren-- Die Fenster, mein ich--zu und lass den Schall Der albern' Geckerei nicht dringen in Mein ehrbar Haus. Bei Jakobs Stabe schwoer ich: Ich habe keine Lust, zu Nacht zu schmausen; Doch will ich gehn.--Du Bursch, geh mir voran; Sag, dass ich komme. Lanzelot. Herr, ich will vorangehn. Guckt nur am Fenster, Fraeulein, trotz dem allem; Denn vorbeigehn wird ein Christ, Wert, dass ihn 'ne Juedin kuesst. (Ab.) Shylock. Was sagt der Narr von Hagars Stamme? he? Jessica. Sein Wort war: "Fraeulein, lebet wohl"--sonst nichts. Shylock. Der Laff ist gut genug, jedoch ein Fresser, 'ne Schnecke zum Gewinn und schlaeft bei Tag Mehr als das Murmeltier; in meinem Stock Baun keine Drohnen; drum lass ich ihn gehn Und lass ihn gehn zu einem, dem er moege Den aufgeborgten Beutel leeren helfen. Gut, Jessica, geh nun ins Haus hinein, Vielleicht komm ich im Augenblicke wieder. Tu, was ich dir gesagt, schliess hinter dir Die Tueren; fest gebunden, fest gefunden, Das denkt ein guter Wirt zu allen Stunden. (Ab.) Jessica. Lebt wohl, und denkt das Glueck nach meinem Sinn, Ist mir ein Vater, Euch ein Kind dahin. (Ab.) Sechste Szene Ebendaselbst (Graziano und Salarino kommen maskiert) Graziano. Dies ist das Vordach, unter dem Lorenzo Uns haltzumachen bat. Salarino. Die Stund ist fast vorbei. Graziano. Und Wunder ist es, dass er sie versaeumt; Verliebte laufen stets der Uhr voraus. Salarino. O zehnmal schneller fliegen Venus' Tauben, Den neuen Bund der Liebe zu versiegeln, Als sie gewohnt sind, unverbruechlich auch Gegebne Treu zu halten. Graziano. So geht's in allem; wer steht auf vom Mahl Mit gleicher Esslust, als er niedersass? Wo ist das Pferd, das seine lange Bahn Zurueckmisst mit dem ungedaempften Feuer, Womit es sie betreten? Jedes Ding Wird mit mehr Trieb erjaget als genossen. Wie aehnlich einem Wildfang und Verschwender Eilt das beflaggte Schiff aus heimscher Bucht, Geliebkost und gehetzt vom Buhler Wind! Wie aehnlich dem Verschwender kehrt es heim, Zerlumpt die Segel, Rippen abgewittert, Kahl, nackt, gepluendert von dem Buhler Wind! (Lorenzo tritt auf.) Salarino. Da kommt Lorenzo, mehr hievon nachher. Lorenzo. Entschuldigt, Herzensfreunde, den Verzug: Nicht ich, nur mein Geschaeft hat warten lassen. Wenn ihr den Dieb um Weiber spielen wollt, Dann wart ich auch so lang auf euch.--Kommt naeher! Hier wohnt mein Vater Jude--He! wer da? (Jessica oben am Fenster in Knabentracht.) Jessica. Wer seid Ihr? sagt's zu mehrer Sicherheit, Wiewohl ich schwoer, ich kenne Eure Stimme. Lorenzo. Lorenzo und dein Liebster. Jessica. Lorenzo sicher, und mein Liebster, ja! Denn wen lieb ich so sehr? Und nun, wer weiss Als Ihr, Lorenzo, ob ich Eure bin? Lorenzo. Der Himmel und dein Sinn bezeugen dir's. Jessica. Hier, fang dies Kaestchen auf, es lohnt die Mueh. Gut, dass es Nacht ist, dass Ihr mich nicht seht, Denn ich bin sehr beschaemt von meinem Tausch; Doch Lieb ist blind, Verliebte sehen nicht Die artgen Kinderein, die sie begehen; Denn koennten sie's, Cupido wuerd erroeten, Als Knaben so verwandelt mich zu sehn. Lorenzo. Kommt, denn Ihr muesst mein Fackeltraeger sein. Jessica. Was? muss ich selbst noch leuchten meiner Schmach? Sie liegt fuerwahr schon allzusehr am Tage. Ei, Lieber, 's ist ein Amt zum kundbar machen; Ich muss verheimlicht sein. Lorenzo. Das bist du, Liebe, Im huebschen Anzug eines Knaben schon. Doch komm sogleich, Die finstre Nacht stiehlt heimlich sich davon; Wir werden bei Bassanios Fest erwartet. Jessica. Ich mach die Tueren fest, verguelde mich Mit mehr Dukaten noch und bin gleich bei Euch. (Tritt zurueck.) Graziano. Nun! auf mein Wort! 'ne Goettin, keine Juedin. Lorenzo. Verwuenscht mich, wenn ich sie nicht herzlich liebe; Denn sie ist klug, wenn ich mich drauf verstehe, Und schoen ist sie, wenn nicht mein Auge truegt, Und treu ist sie, so hat sie sich bewaehrt. Drum sei sie, wie sie ist, klug, schoen und treu, Mir in bestaendigem Gemuet verwahrt. (Jessica kommt heraus.) Nun bist du da?--Ihr Herren, auf und fort! Der Maskenzug erwartet schon uns dort. (Ab mit Jessica und Salarino.) (Antonio tritt auf.) Antonio. Wer da? Graziano. Signor Antonio. Antonio. Ei, ei, Graziano, wo sind all die andern? Es ist neun Uhr, die Freund erwarten Euch. Kein Tanz zur Nacht, der Wind hat sich gedreht, Bassanio will im Augenblick an Bord; Wohl zwanzig Boten schickt ich aus nach Euch. Graziano. Mir ist es lieb, nichts kann mich mehr erfreun, Als unter Segel gleich die Nacht zu sein. (Beide ab.) Siebente Szene Belmont. Ein Zimmer in Porzias Hause (Trompetenstoss. Porzia und der Prinz von Marokko treten auf, beide mit Gefolge) Porzia. Geht, zieht beiseit den Vorhang und entdeckt Die Kaestchen saemtlich diesem edlen Prinzen.-- Trefft Eure Wahl nunmehr. Marokko. Von Gold das erste, das die Inschrift hat: "Wer mich erwaehlt, gewinnt, was mancher Mann begehrt." Das zweite, silbern, fuehret dies Versprechen: "Wer mich erwaehlt, bekommt soviel, als er verdient." Das dritte, schweres Blei, mit plumper Warnung: "Wer mich erwaehlt, der gibt und wagt sein Alles dran." Woran erkenn ich, ob ich recht gewaehlt? Porzia. Das eine fasst mein Bildnis in sich, Prinz: Wenn Ihr das waehlt, bin ich zugleich die Eure. Marokko. So leit ein Gott mein Urteil! Lasst mich sehn! Ich muss die Sprueche nochmals ueberlesen. Was sagt dies bleir'ne Kaestchen? "Wer mich erwaehlt, der gibt und wagt sein Alles dran." Der gibt--wofuer? fuer Blei? und wagt fuer Blei? Dies Kaestchen droht; wenn Menschen alles wagen, Tun sie's in Hoffnung koestlichen Gewinns. Ein goldner Mut fragt nichts nach niedern Schlacken, Ich geb also und wage nichts fuer Blei. Was sagt das Silber mit der Maedchenfarbe? "Wer mich erwaehlt, bekommt soviel, als er verdient." Soviel, als er verdient?--Halt ein, Marokko, Und waege deinen Wert mit steter Hand. Wenn du geachtet wirst nach deiner Schaetzung, Verdienest du genug, doch kann genug Wohl nicht soweit bis zu dem Fraeulein reichen. Und doch, mich aengsten ueber mein Verdienst, Das waere schwaches Misstraun in mich selbst. Soviel, als ich verdiene?--Ja, das ist Das Fraeulein; durch Geburt verdien ich sie, Durch Glueck, durch Zier und Gaben der Erziehung; Doch mehr verdien ich sie durch Liebe. Wie, Wenn ich nicht weiter schweift und waehlte hier? Lasst nochmals sehn den Spruch, in Gold gegraben: "Wer mich erwaehlt, gewinnt, was mancher Mann begehrt. Das ist das Fraeulein; alle Welt begehrt sie, Aus jedem Weltteil kommen sie herbei, Dies sterblich atmend Heilgenbild zu kuessen; Hyrkaniens Wuesten und die wilden Oeden Arabiens sind gebahnte Strassen nun Fuer Prinzen, die zur schoenen Porzia reisen; Das Reich der Wasser, dessen stolzes Haupt Speit in des Himmels Antlitz, ist kein Damm Fuer diese fremden Geister; nein, sie kommen Wie ueber einen Bach zu Porzias Anblick. Eins von den drein enthaelt ihr himmlisch Bild; Soll Blei es in sich fassen? Laestrung waer's, Zu denken solche Schmach; es waer zu schlecht, Im duestern Grab ihr Leichentuch zu panzern. Und soll ich glauben, dass sie Silber einschliesst, Von zehnmal minderm Wert als reines Gold? O suendlicher Gedanke! Solch ein Kleinod Ward nie geringer als in Gold gefasst. In England gibt's 'ne Muenze, die das Bild Von einem Engel fuehrt, in Gold gepraegt. Doch der ist drauf gedruckt; hier liegt ein Engel Ganz drin im goldnen Bett.--Gebt mir den Schluessel, Hier waehl ich, und geling es, wie es kann. Porzia. Da nehmt ihn, Prinz, und liegt mein Bildnis da, So bin ich Euer. (Er schliesst das goldne Kaestchen auf.) Marokko. O Hoelle, was ist hier? Ein Beingeripp, dem ein beschriebner Zettel Im hohlen Auge liegt? Ich will ihn lesen: "Alles ist nicht Gold, was gleisst, Wie man oft Euch unterweist. Manchen in Gefahr es reisst, Was mein aeussrer Schein verheisst; Goldnes Grab hegt Wuermer meist; Waeret Ihr so weis als dreist, Jung an Gliedern, alt an Geist, So wuerdet Ihr nicht abgespeist Mit der Antwort: Geht und reist." Ja fuerwahr, mit bittrer Kost; Leb wohl denn, Glut! Willkommen, Frost! Lebt, Porzia, wohl! Zu langem Abschied fuehlt Mein Herz zu tief; so scheidet, wer verspielt. (Ab.) Porzia. Erwuenschtes Ende! Geht, den Vorhang zieht! So waehle jeder, der ihm aehnlich sieht. (Alle ab.) Achte Szene Venedig. Eine Strasse (Salarino und Solanio treten auf) Salarino. Ja, Freund, ich sah Bassanio unter Segel; Mit ihm ist Graziano abgereist, Und auf dem Schiff ist sicher nicht Lorenzo. Solanio. Der Schelm von Juden schrie den Dogen auf, Der mit ihm ging, das Schiff zu untersuchen. Salarino. Er kam zu spaet, das Schiff war unter Segel; Doch da empfing der Doge den Bericht, In einer Gondel habe man Lorenzo Mit seiner Liebsten Jessica gesehn; Auch gab Antonio ihm die Versichrung, Sie sei'n nicht mit Bassanio auf dem Schiff. Solanio. Nie hoert ich so verwirrte Leidenschaft, So seltsam wild und durcheinander, als Der Hund von Juden in den Strassen ausliess: "Mein' Tochter--mein' Dukaten--o mein' Tochter! Fort mit 'nem Christen--o mein' christlichen Dukaten! Recht und Gericht! mein' Tochter! mein' Dukaten! Ein Sack, zwei Saecke, beide zugesiegelt, Voll von Dukaten, doppelten Dukaten! Gestohl'n von meiner Tochter; und Juwelen, Zwei Stein'--zwei reich' und koestliche Gestein', Gestohl'n von meiner Tochter! O Gerichte, Find't mir das Maedchen!--Sie hat die Steine bei sich Und die Dukaten." Salarino. Ja, alle Gassenbuben folgen ihm Und schrein: "Die Stein', die Tochter, die Dukaten!" Solanio. Dass nur Antonio nicht den Tag versaeumt, Sonst wird er hiefuer zahlen. Salarino. Gut bedacht! Mir sagte gestern ein Franzose noch, Mit dem ich schwatzte, in der engen See, Die Frankreich trennt von England, sei ein Schiff Von unserm Land verunglueckt, reich geladen; Ich dachte des Antonio, da er's sagte, Und wuenscht im stillen, dass es seins nicht waer. Solanio. Ihr solltet ihm doch melden, was Ihr hoert; Doch tut's nicht ploetzlich, denn es koennt ihn kraenken. Salarino. Ein bessres Herz lebt auf der Erde nicht. Ich sah Bassanio und Antonio scheiden; Bassanio sagt' ihm, dass er eilen wolle Mit seiner Rueckkehr. "Nein", erwidert' er, "Schlag dein Geschaeft nicht von der Hand, Bassanio, Um meinetwillen, lass die Zeit es reifen. Und die Verschreibung, die der Jude hat, Lass sie beschweren nicht dein liebend Herz. Sei froehlich, wende die Gedanken ganz Auf Gunstbewerbung und Bezeugungen Der Liebe, wie sie dort dir ziemen moegen." Und hier, die Augen voller Traenen, wandt er Sich abwaerts, reichte seine Hand zurueck, Und, als ergriff ihn wunderbare Ruehrung, Drueckt' er Bassanios Hand. So schieden sie. Solanio. Ich glaub, er liebt die Welt nur seinetwegen; Ich bitt Euch, lasst uns gehn, ihn aufzufinden, Um seine Schwermut etwas zu zerstreun Auf ein und andre Art. Salarino. Ja, tun wir das. (Beide ab.) Neunte Szene Belmont. Ein Zimmer in Porzias Hause (Nerissa kommt mit einem Bedienten) Nerissa. Komm, hurtig, hurtig, zieh den Vorhang auf! Der Prinz von Arragon hat seinen Eid Getan und kommt sogleich zu seiner Wahl. (Trompentenstoss. Der Prinz von Arragon, Porzia und beider Gefolge.) Porzia. Schaut hin, da stehn die Kaestchen, edler Prinz! Wenn Ihr das waehlet, das mich in sich fasst, Soll die Vermaehlung gleich gefeiert werden. Doch fehlt Ihr, Prinz, so muesst Ihr ohne weiters Im Augenblick von hier Euch wegbegeben. Arragon. Drei Dinge gibt der Eid mir auf zu halten: Zum ersten, niemals jemand kundzutun, Welch Kaestchen ich gewaehlt; sodann: verfehl ich Das rechte Kaestchen, nie in meinem Leben Um eines Maedchens Hand zu werben; endlich: Wenn sich das Glueck zu meiner Wahl nicht neigt, Sogleich Euch zu verlassen und zu gehn. Porzia. Auf diese Pflichten schwoert ein jeder, der Zu wagen kommt um mein geringes Selbst. Arragon. Und so bin ich geruestet. Glueck wohlauf Nach Herzens Wunsch!--Gold, Silber, schlechtes Blei: "Wer mich erwaehlt, der gibt und wagt sein Alles dran." Du musstest schoener aussehn, eh ich's taete. Was sagt das goldne Kaestchen? Ha, lasst sehn! "Wer mich erwaehlt, gewinnt, was mancher Mann begehrt." Was mancher Mann begehrt?--Dies (mancher) meint vielleicht Die Torenmenge, die nach Scheine waehlt, Nur lernend, was ein bloedes Auge lehrt; Die nicht ins Innre dringt und wie die Schwalbe Im Wetter bauet an der Aussenwand, Recht in der Kraft und Bahn des Ungefaehrs. Ich waehle nicht, was mancher Mann begehrt, Weil ich nicht bei gemeinen Geistern hausen, Noch mich zu rohen Haufen stellen will. Nun dann zu dir, du silbern Schatzgemach! Sag mir noch mal die Inschrift, die du fuehrst: "Wer mich erwaehlt, bekommt soviel, als er verdient." Ja, gut gesagt: denn wer darf darauf ausgehn, Das Glueck zu taeuschen und geehrt zu sein, Den das Verdienst nicht stempelt? Masse keiner Sich einer unverdienten Wuerde an. O wuerden Gueter, Rang und Aemter nicht Verderbterweis erlangt und wuerde Ehre Durch das Verdienst des Eigners rein erkauft, Wie mancher deckte dann sein blosses Haupt! Wie mancher, der befiehlt, gehorchte dann! Wie viel des Poebels wuerde ausgesondert Aus reiner Ehre Saat! und wieviel Ehre Gelesen aus der Spreu, dem Raub der Zeit, Um neu zu glaenzen!--Wohl, zu meiner Wahl! "Wer mich erwaehlt, bekommt soviel, als er verdient." Ich halt es mit Verdienst: gebt mir dazu den Schluessel, Und unverzueglich schliesst mein Glueck hier auf. Porzia. Zu lang geweilt fuer das, was Ihr da findet. Arragon. Was gibt's hier? Eines Gecken Bild, der blinzt Und mir 'nen Zettel reicht! Ich will ihn lesen. O wie so gar nicht gleichst du Porzien! Wie gar nicht meinem Hoffen und Verdienst! "Wer mich erwaehlt, bekommt soviel, als er verdient." Verdient ich nichts als einen Narrenkopf? Ist das mein Preis? Ist mein Verdienst nicht hoeher? Porzia. Fehlen und richten sind getrennte Aemter, Und die sich widersprechen. Arragon. Was ist hier? "Siebenmal im Feur geklaert Ward dies Silber: so bewaehrt Ist ein Sinn, den nichts betoert. Mancher achtet Schatten wert, Dem ist Schattenheil beschert; Mancher Narr in Silber faehrt, So auch dieser, der Euch lehrt: Nehmet, wen Ihr wollt, zum Weib Immer traegt mich Euer Leib. Geht und sucht Euch Zeitvertreib!" Mehr und mehr zum Narrn mich macht Jede Stunde hier verbracht. Mit einem Narrenkopf zum Frein Kam ich her und geh mit zwein. Herz, leb wohl! was ich versprach, Halt ich, trage still die Schmach. (Arragon mit Gefolge ab.) Porzia. So ging dem Licht die Motte nach! O diese weisen Narren! wenn sie waehlen, Sind sie so klug, durch Witz es zu verfehlen. Nerissa. Die alte Sag ist keine Ketzerei. Dass Frein und Haengen eine Schickung sei. Porzia. Komm, zieh den Vorhang zu, Nerissa. (Ein Bedienter kommt.) Bedienter. Wo ist mein Fraeulein? Porzia. Hier; was will mein Herr? Bedienter. An Eurem Tor ist eben abgestiegen Ein junger Venezianer, welcher kommt, Die nahe Ankunft seines Herrn zu melden, Von dem er stattliche Begruessung bringt; Das heisst, nebst vielen artgen Worten, Gaben Von reichem Wert; ich sahe niemals noch Solch einen holden Liebesabgesandten. Nie kam noch im April ein Tag so suess, Zu zeigen, wie der Sommer koestlich nahe, Als dieser Bote seinem Herrn voran. Porzia. Nichts mehr, ich bitt dich; ich besorge fast, Dass du gleich sagen wirst, er sei dein Vetter; Du wendest solchen Festtagswitz an ihn. Komm, komm, Nerissa; denn er soll mich freun, Cupidos Herold, so geschickt und fein. Nerissa. Bassanio, Herr des Herzens! lass es sein. (Alle ab.) Dritter Aufzug Erste Szene Venedig. Eine Strasse (Solanio und Salarino treten auf) Solanio. Nun, was gibt's Neues auf dem Rialto? Salarino. Ja, noch wird es nicht widersprochen, dass dem Antonio sein Schiff von reicher Ladung in der Meerenge gestrandet ist. Die Goodwins, denke ich, nennen sie die Stelle: eine sehr gefaehrliche Sandbank, wo die Gerippe von manchem stattlichen Schiff begraben liegen, wenn Gevatterin Fama eine Frau von Wort ist. Solanio. Ich wollte, sie waere darin eine so luegenhafte Gevatterin, als jemals eine Ingwer kaute oder ihren Nachbarn weismachte, sie weine um den Tod ihres dritten Mannes. Aber es ist wahr--ohne alle Umschweife, und ohne die gerade, ebne Bahn des Gespraeches zu kreuzen--dass der gute Antonio, der redliche Antonio--o dass ich eine Benennung wuesste, die gut genug waere, seinem Namen Gesellschaft zu leisten!-- Salarino. Wohlan, zum Schluss! Solanio. He, was sagst du?--Ja, das Ende ist, er hat ein Schiff eingebuesst. Salarino. Ich wuensche, es mag das Ende seiner Einbussen sein. Solanio. Lasst mich beizeiten Amen sagen, ehe mir der Teufel einen Querstrich durch mein Gebet macht; denn hier kommt er in Gestalt eines Juden. (Shylock kommt.) Wie steht's, Shylock? Was gibt es Neues unter den Kaufleuten? Shylock. Ihr wusstet, niemand besser, niemand besser als Ihr um meiner Tochter Flucht. Salarino. Das ist richtig; ich meinerseits kannte den Schneider, der ihr die Fluegel zum Wegfliegen gemacht hat. Solanio. Und Shylock seinerseits wusste, dass der Vogel fluegge war; und dann haben sie es alle in der Art, das Nest zu verlassen. Shylock. Sie ist verdammt dafuer. Salarino. Das ist sicher, wenn der Teufel ihr Richter sein soll. Shylock. Dass mein eigen Fleisch und Blut sich so empoerte! Solanio. Pfui dich an, altes Fell! bei dem Alter empoert es sich? Shylock. Ich sage, meine Tochter ist mein Fleisch und Blut. Salarino. Zwischen deinem Fleisch und ihrem ist mehr Unterschied als zwischen Ebenholz und Elfenbein, mehr zwischen eurem Blute als zwischen rotem Wein und Rheinwein.--Aber sagt uns, was hoert Ihr: hat Antonio einen Verlust zur See gehabt oder nicht? Shylock. Da hab ich einen andern schlimmen Handel: ein Bankerottierer, ein Verschwender, der sich kaum auf dem Rialto darf blicken lassen; ein Bettler, der so schmuck auf den Markt zu kommen pflegte! Er sehe sich vor mit seinem Schein! Er hat mich immer Wucherer genannt--er sehe sich vor mit seinem Schein!--er verlieh immer Geld aus christlicher Liebe,--er sehe sich vor mit seinem Schein! Salarino. Nun, ich bin sicher, wenn er verfaellt, so wirst du sein Fleisch nicht nehmen: wozu waer es gut? Shylock. Fische mit zu koedern. Saettigt es sonst niemanden, so saettigt es doch meine Rache. Er hat mich beschimpft, mir 'ne halbe Million gehindert; meinen Verlust belacht, meinen Gewinn bespottet, mein Volk geschmaeht, meinen Handel gekreuzt, meine Freunde verleitet, meine Feinde gehetzt. Und was hat er fuer Grund! Ich bin ein Jude. Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Haende, Gliedmassen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genaehrt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewaermt und gekaeltet von eben dem Winter und Sommer als ein Christ? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht raechen? Sind wir euch in allen Dingen aehnlich, so wollen wir's euch auch darin gleich tun. Wenn ein Jude einen Christen beleidigt, was ist seine Demut? Rache. Wenn ein Christ einen Juden beleidigt, was muss seine Geduld sein nach christlichem Vorbild? Nu, Rache. Die Bosheit, die ihr mich lehrt, die will ich ausueben, und es muss schlimm hergehen, oder ich will es meinen Meistern zuvortun. (Ein Bedienter kommt.) Bedienter. Edle Herren, Antonio, mein Herr, ist zu Hause und wuenscht euch zu sprechen. Salarino. Wir haben ihn allenthalben gesucht. (Tubal kommt.) Solanio. Hier kommt ein anderer von seinem Stamm; der dritte Mann ist nicht aufzutreiben, der Teufel selbst muesste denn Jude werden. (Solanio, Salarino und Bedienter ab.) Shylock. Nun, Tubal, was bringst du Neues von Genua? Hast du meine Tochter gefunden? Tubal. Ich bin oft an Oerter gekommen, wo ich von ihr hoerte, aber ich kann sie nicht finden. Shylock. Ei so, so, so, so! Ein Diamant fort, kostet mich zweitausend Dukaten zu Frankfurt. Der Fluch ist erst jetzt auf unser Volk gefallen, ich hab ihn niemals gefuehlt bis jetzt. Zweitausend Dukaten dafuer! und noch mehr kostbare, kostbare Juwelen! Ich wollte, meine Tochter laege tot zu meinen Fuessen und haette die Juwelen in den Ohren! Wollte, sie laege eingesargt zu meinen Fuessen, und die Dukaten im Sarge! Keine Nachricht von ihnen! Ei, dass dich!--und ich weiss noch nicht, was beim Nachsetzen draufgeht. Ei, du Verlust ueber Verlust! Der Dieb mit soviel davongegangen, und soviel, um den Dieb zu finden; und keine Genugtuung, keine Rache! Kein Unglueck tut sich auf, als was mir auf den Hals faellt; keine Seufzer, als die ich ausstosse, keine Traenen, als die ich vergiesse. Tubal. Ja, andre Menschen haben auch Unglueck. Antonio, so hoert ich in Genua-- Shylock. Was, was, was? Ein Unglueck? ein Unglueck? Tubal. Hat eine Galeone verloren, die von Tripolis kam. Shylock. Gott sei gedankt! Gott sei gedankt! Ist es wahr? ist es wahr? Tubal. Ich sprach mit ein paar von den Matrosen, die sich aus dem Schiffbruch gerettet. Shylock. Ich danke dir, guter Tubal! Gute Zeitung, gute Zeitung!--Wo? in Genua? Tubal. Eure Tochter vertat in Genua, wie ich hoerte, in (einem) Abend achtzig Dukaten! Shylock. Du gibst mir einen Dolchstich--ich kriege mein Gold nicht wieder zu sehn--Achtzig Dukaten in (einem) Strich! achtzig Dukaten! Tubal. Verschiedene von Antonios Glaeubigern reisten mit mir zugleich nach Venedig; die beteuerten, er muesse notwendig fallieren. Shylock. Das freut mich sehr! ich will ihn peinigen, ich will ihn martern; das freut mich! Tubal. Einer zeigte mir einen Ring, den ihm Eure Tochter fuer einen Affen gab. Shylock. Dass sie die Pest! Du marterst mich, Tubal. Es war mein Tuerkis, ich bekam ihn von Lea, als ich noch Junggeselle war; ich haette ihn nicht fuer einen Wald von Affen weggegeben. Tubal. Aber Antonio ist gewiss ruiniert. Shylock. Ja, das ist wahr! das ist wahr! Geh, Tubal, miete mir einen Amtsdiener, bestell ihn vierzehn Tage vorher. Ich will sein Herz haben, wenn er verfaellt; denn wenn er aus Venedig weg ist, so kann ich Handel treiben, wie ich will. Geh, geh, Tubal, und triff mich bei unsrer Synagoge! geh, guter Tubal! bei unsrer Synagoge, Tubal! (Ab.) Zweite Szene Belmont. Ein Zimmer in Porzias Hause (Bassanio, Porzia, Graziano, Nerissa und Gefolge treten auf Die Kaestchen sind aufgestellt) Porzia. Ich bitt Euch, wartet ein, zwei Tage noch, Bevor Ihr wagt; denn waehlt Ihr falsch, so buesse Ich Euren Umgang ein; darum verzieht. Ein Etwas sagt mir (doch es ist nicht Liebe), Ich moecht Euch nicht verlieren; und Ihr wisst, Es raet der Hass in diesem Sinne nicht. Allein damit Ihr recht mich deuten moechtet (Und doch, ein Maedchen spricht nur mit Gedanken), Behielt' ich gern Euch ein paar Tage hier, Eh Ihr fuer mich Euch wagt. Ich koennt Euch leiten Zur rechten Wahl, dann braech ich meinen Eid; Das will ich nie; so koennt Ihr mich verfehlen. Doch wenn Ihr's tut, macht Ihr mich suendlich wuenschen, Ich haett ihn nur gebrochen. O der Augen, Die so bezaubert mich und mich geteilt! Halb bin ich Eur, die andre Haelfte Euer-- Mein, wollt ich sagen; doch wenn mein, dann Euer, Und so ganz Euer. O die boese Zeit, Die Eignern ihre Rechte vorenthaelt! Und so, ob Euer schon, nicht Euer.--Trifft es, So sei das Glueck dafuer verdammt, nicht ich. Zu lange red ich, doch nur um die Zeit Zu dehnen, in die Laenge sie zu ziehn, Die Wahl noch zu verzoegern. Bassanio. Lasst mich waehlen, Denn wie ich jetzt bin, leb ich auf der Folter. Porzia. Bassanio, auf der Folter? So bekennt, Was fuer Verrat in Eurer Liebe steckt. Bassanio. Allein der haessliche Verrat des Misstrauns, Der mich am Glueck der Liebe zweifeln laesst. So gut verbaende Schnee und Feuer sich Zum Leben, als Verrat und meine Liebe. Porzia. Ja, doch ich sorg, Ihr redet auf der Folter, Wo sie, gezwungen, sagen, was man will. Bassanio. Verheisst mir Leben, so bekenn ich Wahrheit. Porzia. Nun wohl, bekennt und lebt! Bassanio. Bekennt und liebt! Mein ganz Bekenntnis waere dies gewesen. O selge Folter, wenn der Folterer Mich Antwort lehrt zu meiner Lossprechung? Doch lasst mein Heil mich bei den Kaestchen suchen. Porzia. Hinzu denn! Eins darunter schliesst mich ein; Wenn Ihr mich liebt, so findet Ihr es aus. Nerissa und ihr andern steht beiseit.-- Lasst nun Musik ertoenen, weil er waehlt! So, wenn er fehltrifft, end' er Schwanen gleich Hinsterbend in Musik; dass die Vergleichung Noch naeher passe, sei mein Aug der Strom, Sein waessrig Totenbett. Er kann gewinnen, Und was ist dann Musik? Dann ist Musik Wie Paukenklang, wenn sich ein treues Volk Dem neugekroenten Fuersten neigt; ganz so Wie jene suessen Toen in erster Fruehe, Die in des Braeutigams schlummernd Ohr sich schleichen Und ihn zur Hochzeit laden. Jetzo geht er Mit minder Anstand nicht, mit weit mehr Liebe, Als einst Alcides, da er den Tribut Der Jungfrau loeste, welchen Troja heulend Dem Seeuntier gezahlt. Ich steh als Opfer, Die dort von fern sind die Dardanschen Fraun Mit rotgeweinten Augen, ausgegangen, Der Tat Erfolg zu sehn.--Geh, Herkules! Leb du, so leb ich! mit viel staerkerm Bangen Seh ich den Kampf, als du ihn eingegangen. (Musik, waehrend Bassanio ueber die Kaestchen mit sich zu Rate geht.) (Lied) (Erste Stimme.) Sagt, woher stammt Liebeslust? Aus den Sinnen, aus der Brust? Ist euch ihr Lebenslauf bewusst? (Zweite Stimme.) In den Augen erst gehegt, Wird Liebeslust durch Schaun gepflegt; Stirbt das Kindchen, beigelegt In der Wiege, die es traegt, Laeutet Totengloeckchen ihm; Ich beginne: Bim! bim! bim! (Chor.) Bim! bim! bim! Bassanio. --So ist oft aeussrer Schein sich selber fremd, Die Welt wird immerdar durch Zier berueckt. Im Recht, wo ist ein Handel so verderbt, Der nicht, geschmueckt von einer holden Stimme, Des Boesen Schein verdeckt? Im Gottesdienst, Wo ist ein Irrwahn, den ein ehrbar Haupt Nicht heiligte, mit Spruechen nicht belegte, Und buerge die Verdammlichkeit durch Schmuck? Kein Laster ist so bloede, das von Tugend Im aeussern Tun nicht Zeichen an sich naehme. Wie manche Feige, die Gefahren stehn Wie Spreu dem Winde, tragen doch am Kinn Den Bart des Herkules und finstern Mars, Fliesst gleich in ihren Herzen Blut wie Milch! Und diese leihn des Mutes Auswuchs nur, Um furchtbar sich zu machen. Blickt auf Schoenheit, Ihr werdet sehn, man kauft sie nach Gewicht, Das hier ein Wunder der Natur bewirkt, Und die es tragen, um so lockrer macht. So diese schlaenglicht krausen goldnen Locken, Die mit den Lueften so mutwillig huepfen Auf angemasstem Reiz: man kennt sie oft Als eines zweiten Kopfes Ausstattung, Der Schaedel der sie trug, liegt in der Gruft. So ist denn Zier die truegerische Kueste Von einer schlimmen See, der schoene Schleier, Der Indiens Schoene birgt; mit einem Wort: Die Scheinwahrheit, womit die schlaue Zeit Auch Weise faengt. Darum, du gleissend Gold, Des Midas harte Kost, dich will ich nicht, Noch dich, gemeiner, bleicher Botenlaeufer Von Mann zu Mann; doch du, du magres Blei, Das eher droht als irgend was verheisst, Dein schlichtes Ansehn spricht beredt mich an: Ich waehle hier, und sei es wohlgetan! Porzia. Wie jede Regung fort die Luefte tragen! Als irre Zweifel, ungestuem Verzagen Und bange Schaur und blasse Schuechternheit. O Liebe, maessge dich in deiner Seligkeit! Halt ein, lass deine Freuden sanfter regnen; Zu stark fuehl ich, du musst mich minder segnen, Damit ich nicht vergeh. Bassanio (oeffnet das bleierne Kaestchen). Was find ich hier? Der schoenen Porzia Bildnis? Welcher Halbgott Kam so der Schoepfung nah? Regt sich dies Auge? Wie, oder schwebend auf des meinen Woelbung, Scheint es bewegt? Hier sind erschlossne Lippen, Die Nektarodem trennt: so suesse Scheidung Muss zwischen solchen suessen Freunden sein. Der Maler spielte hier in ihrem Haar, Die Spinne wob ein Netz, der Maenner Herzen Zu fangen wie die Mueck im Spinngeweb. Doch ihre Augen--o wie konnt er sehn, Um sie zu malen? Da er eins gemalt, Duenkt mich, es musst ihm seine beiden stehlen Und ungepaart sich lassen. Doch seht, soweit Die Wahrheit meines Lobes diesem Schatten Zu nahe tut, da es ihn unterschaetzt, Soweit laesst diesen Schatten hinter sich Die Wahrheit selbst zurueck.--Hier ist der Zettel, Der Inbegriff und Auszug meines Gluecks. "Ihr, der nicht auf Schein gesehn: Waehlt so recht und trefft so schoen! Weil Euch dieses Glueck geschehn, Wollet nicht nach anderm gehn. Ist Euch dies nach Wunsch getan Und findt Ihr Heil auf dieser Bahn, Muesst Ihr Eurer Liebsten nahn, Und sprecht mit holdem Kuss sie an." Ein freundlich Blatt--erlaubt, mein holdes Leben, (er kuesst sie) Ich komm, auf Schein zu nehmen und zu geben, Wie, wer um einen Preis mit andern ringt Und glaubt, dass vor dem Volk sein Tun gelingt; Er hoert den Beifall, Jubel schallt zum Himmel: Im Geist benebelt, staunt er--"Dies Getuemmel Des Preises", fragt er sich, "gilt es denn mir?" So, dreimal holdes Fraeulein, steh ich hier, Noch zweifelnd, ob kein Trug mein Auge blend't, Bis Ihr bestaetigt, zeichnet, anerkennt. Porzia. Ihr seht mich, Don Bassanio, wo ich stehe, So wie ich bin. Obschon fuer mich allein Ich nicht ehrgeizig waer in meinem Wunsch, Viel besser mich zu wuenschen; doch fuer Euch Wollt ich verdreifacht zwanzigmal ich selbst sein, Noch tausendmal so schoen, zehntausendmal So reich.-- Nur um in Eurer Schaetzung hoch zu stehn Moecht ich an Gaben, Reizen, Guetern, Freunden Unschaetzbar sein; doch meine volle Summa Macht etwas nur: das ist, in Bausch und Bogen, Ein unerzognes, ungelehrtes Maedchen, Darin beglueckt, dass sie noch nicht zu alt Zum Lernen ist; noch gluecklicher, dass sie Zum Lernen nicht zu bloede ward geboren; Am gluecklichsten, weil sie ihr weich Gemuet Dem Euren ueberlaesst, dass Ihr sie lenkt Als ihr Gemahl, ihr Fuehrer und ihr Koenig. Ich selbst, und was nur mein, ist Euch und Eurem Nun zugewandt; noch eben war ich Eigner Des schoenen Guts hier, Herrin meiner Leute, Monarchin meiner selbst; und eben jetzt Sind Haus und Leut und ebendies "ich selbst" Eur eigen, Herr. Nehmt sie mit diesem Ring; Doch trennt Ihr Euch von ihm, verliert, verschenkt ihn, So prophezei es Eurer Liebe Fall, Und sei mein Anspruch gegen Euch zu klagen. Bassanio. Fraeulein, Ihr habt der Worte mich beraubt, Mein Blut nur in den Adern spricht zu Euch; Verwirrung ist in meinen Lebensgeistern, Wie sie nach einer wohlgesprochnen Rede Von einem teuren Prinzen wohl im Kreis Der murmelnden zufriednen Meng erscheint, Wo jedes Etwas, ineinander fliessend, Zu einem Chaos wird von nichts als Freude, Laut und doch sprachlos.--Doch weicht dieser Ring Von diesem Finger, dann weicht hier das Leben; O dann sagt kuehn, Bassanio sei tot! Nerissa. Mein Herr und Fraeulein, jetzt ist unsre Zeit, Die wir dabei gestanden und die Wuensche Gelingen sehn, zu rufen: Freud und Heil! Habt Freud und Heil, mein Fraeulein und mein Herr! Graziano. Mein Freund Bassanio und mein wertes Fraeulein, Ich wuensch euch, was fuer Freud ihr wuenschen koennt; Denn sicher wuenscht ihr keine von mir weg. Und wenn ihr beiderseits zu feiern denkt Den Austausch eurer Treue, bitt ich euch, Dass ich zugleich mich auch verbinden duerfe. Bassanio. Von Herzen gern, kannst du ein Weib dir schaffen. Graziano. Ich dank Euch, Herr, Ihr schafftet mir ein Weib. Mein Auge kann so hurtig schaun als Eures; Ihr saht das Fraeulein, ich die Dienerin; Ihr liebtet und ich liebte; denn Verzug Steht mir nicht besser an als Euch, Bassanio. Eur eignes Glueck hing an den Kaestchen dort, Und so auch meines, wie es sich gefuegt. Denn werbend hier, bis ich in Schweiss geriet, Und schwoerend, bis mein Gaum' von Liebesschwueren Ganz trocken war, ward ich zuletzt--geletzt Durch ein Versprechen dieser Schoenen hier, Mir Liebe zu erwidern, wenn Eur Glueck Ihr Fraeulein erst gewoenne. Porzia. Ist's wahr, Nerissa? Nerissa. Ja, Fraeulein, wenn Ihr Euren Beifall gebt. Bassanio. Und meint Ihr's, Graziano, recht im Ernst? Graziano. Ja, auf mein Wort. Bassanio. Ihr ehrt durch Eure Heirat unser Fest. Graziano. Wir wollen mit ihnen auf den ersten Jungen wetten um tausend Dukaten. Doch wer kommt hier; Lorenzo und sein Heidenkind? Wie? und mein alter Landsmann, Freund Salerio? (Lorenzo, Jessica und Salerio treten auf.) Bassanio. Lorenzo und Salerio, willkommen, Wofern die Jugend meines Ansehns hier Willkommen heissen darf. Erlaubet mir, Ich heisse meine Freund und Landesleute Willkommen, holde Porzia. Porzia. Ich mit Euch; Sie sind mir sehr willkommen. Lorenzo. Dank Euer Gnaden!--Was mich angeht, Herr, Mein Vorsatz war es nicht, Euch hier zu sehn; Doch da ich unterwegs Salerio traf, So bat er mich, dass ich's nicht weigern konnte, Hieher ihn zu begleiten. Salerio. Ja, ich tat's Und habe Grund dazu. Signor Antonio Empfiehlt sich Euch. (Gibt dem Bassanio einen Brief.) Bassanio. Eh ich den Brief erbreche, Sagt, wie befindet sich mein wackrer Freund? Salerio. Nicht krank, Herr, wenn er's im Gemuet nicht ist, Noch wohl, als im Gemuet; der Brief da wird Euch seinen Zustand melden. Graziano. Nerissa, muntert dort die Fremde auf, Heisst sie willkommen. Eure Hand, Salerio! Was bringt Ihr von Venedig mit? Wie geht's Dem koeniglichen Kaufmann, dem Antonio? Ich weiss, er wird sich unsers Glueckes freun; Wir sind die Iasons, die das Vlies gewonnen. Salerio. O haettet Ihr das Vlies, das er verlor. Porzia. In dem Papier ist ein feindselger Inhalt, Es stiehlt die Farbe von Bassanios Wangen. Ein teurer Freund tot; nichts auf Erden sonst, Was eines festgesinnten Mannes Fassung So ganz verwandeln kann. Wie? schlimm und schlimmer? Erlaubt, Bassanio, ich bin halb Ihr selbst, Und mir gebuehrt die Haelfte auch von allem, Was dies Papier Euch bringt. Bassanio. O werte Porzia, Hier sind ein paar so widerwaertge Worte, Als je Papier bedeckten. Holdes Fraeulein, Als ich zuerst Euch meine Liebe bot, Sagt ich Euch frei, mein ganzer Reichtum rinne In meinen Adern: ich sei Edelmann; Und dann sagt ich Euch wahr. Doch, teures Fraeulein, Da ich auf nichts mich schaetzte, sollt Ihr sehn, Wie sehr ich Prahler war. Da ich Euch sagte, Mein Gut sei nichts, haett ich Euch sagen sollen, Es sei noch unter nichts; denn in der Tat, Mich selbst verband ich einem teuren Freunde, Den Freund verband ich seinem aergsten Feind, Um mir zu helfen. Hier, Fraeulein, ist ein Brief, Das Blatt Papier, wie meines Freundes Leib Und jedes Wort drauf eine offne Wunde, Der Lebensblut entstroemt.--Doch ist es wahr, Salerio? Sind denn alle Unternehmen Ihm fehlgeschlagen? Wie, nicht eins gelang? Von Tripolis, von Mexiko, von England, Von Indien, Lissabon, der Berberei? Und nicht (ein) Schiff entging dem furchbarn Anstoss Von Armut drohnden Klippen? Salerio. Nein, nicht eins. Und ausserdem, so scheint es, haett er selbst Das bare Geld, den Juden zu bezahlen, Der naehm es nicht. Nie kannt ich ein Geschoepf, Das die Gestalt von einem Menschen trug, So gierig, einen Menschen zu vernichten. Er liegt dem Dogen frueh und spaet im Ohr Und klagt des Staats verletzte Freiheit an, Wenn man sein Recht ihm weigert. Zwanzig Handelsleute, Der Doge selber und die Senatoren Vom groessten Ansehn reden all ihm zu; Doch niemand kann aus der Schikan ihn treiben Von Recht, verfallner Buss und seinem Schein. Jessica. Als ich noch bei ihm war, hoert ich ihn schwoeren Vor seinen Landesleuten Chus und Tubal, Er wolle lieber des Antonio Fleisch Als den Betrag der Summe zwanzigmal, Die er ihm schuldig sei. Und, Herr, ich weiss, Wenn ihm nicht Recht, Gewalt und Ansehn wehrt, Wird es dem armen Manne schlimm ergehn. Porzia. Ist's Euch ein teurer Freund, der so in Not ist? Bassanio. Der teurste Freund, der liebevollste Mann, Das unermuedet willigste Gemuet Zu Dienstleistungen und ein Mann, an dem Die alte Roemerehre mehr erscheint Als sonst an wem, der in Italien lebt. Porzia. Welch eine Summ' ist er dem Juden schuldig? Bassanio. Fuer mich, dreitausend Dukaten. Porzia. Wie? nicht mehr? Zahlt ihm sechstausend aus und tilgt den Schein, Doppelt sechstausend, dann verdreifacht das, Eh einem Freunde dieser Art ein Haar Gekraenkt soll werden durch Bassanios Schuld. Erst geht mit mir zur Kirch und nennt mich Weib, Dann nach Venedig fort zu Eurem Freund, Denn nie sollt Ihr an Porzias Seite liegen Mit Unruh in der Brust. Gold geb ich Euch, Um zwanzigmal die kleine Schuld zu zahlen; Zahlt sie und bringt den echten Freund mit Euch. Nerissa und ich selbst indessen leben Wie Maedchen und wie Witwen. Kommt mit mir, Ihr sollt auf Euren Hochzeitstag von hier. Begruesst die Freunde, lasst den Mut nichts trueben; So teur gekauft, will ich Euch teuer lieben.-- Doch lasst mich hoeren Eures Freundes Brief. Bassanio (liest). "Liebster Bassanio! Meine Schiffe sind alle verunglueckt, meine Glaeubiger werden grausam, mein Gluecksstand ist ganz zerruettet, meine Verschreibung an den Juden ist verfallen, und da es unmoeglich ist, dass ich lebe, wenn ich sie zahle, so sind alle Schulden zwischen mir und Euch berichtigt. Wenn ich Euch nur bei meinem Tode sehen koennte! Jedoch handelt nach Belieben; wenn Eure Liebe Euch nicht ueberredet, zu kommen, so muss es mein Brief nicht. Porzia. O Liebster, geht, lasst alles andre liegen! Bassanio. Ja, eilen will ich, da mir Eure Huld Zu gehn erlaubt; doch bis ich hier zurueck, Sei nie ein Bett an meinem Zoegern schuld, Noch trete Ruhe zwischen unser Glueck! (Alle ab.) Dritte Szene Venedig. Eine Strasse (Shylock, Solanio, Antonio und Gefangenwaerter treten auf) Shylock. Acht auf ihn, Schliesser!--Sagt mir nicht von Gnade, Dies ist der Narr, der Geld umsonst auslieh.--Acht auf ihn, Schliesser! Antonio. Hoert mich, guter Shylock. Shylock. Ich will den Schein, nichts gegen meinen Schein! Ich tat 'nen Eid, auf meinen Schein zu dringen. Du nanntest Hund mich, eh du Grund gehabt; Bin ich ein Hund, so meide meine Zaehne. Der Doge soll mein Recht mir tun.--Mich wundert's, Dass du so toericht bist, du loser Schliesser, Auf sein Verlangen mit ihm auszugehn. Antonio. Ich bitte, hoer mich reden. Shylock. Ich will den Schein, ich will nicht reden hoeren, Ich will den Schein, und also sprich nicht mehr. Ich macht mich nicht zum schwachen, blinden Narrn, Der seinen Kopf wiegt, seufzt, bedauert, nachgibt Den christlichen Vermittlern. Folg mir nicht, Ich will kein Reden, meinen Schein will ich. (Shylock ab.) Solanio. Das ist ein unbarmherzger Hund, wie's keinen Je unter Menschen gab. Antonio. Lasst ihn nur gehn, Ich geh ihm nicht mehr nach mit eitlen Bitten. Er sucht mein Leben, und ich weiss warum; Oft hab ich Schuldner, die mir vorgeklagt, Davon erloest, in Buss ihm zu verfallen; Deswegen hasst er mich. Solanio. Gewiss, der Doge Gibt nimmer zu, dass diese Busse gilt. Antonio. Der Doge kann des Rechtes Lauf nicht hemmen; Denn die Bequemlichkeit, die Fremde finden Hier in Venedig, wenn man sie versagt, Setzt die Gerechtigkeit des Staats herab, Weil der Gewinn und Handel dieser Stadt Beruht auf allen Voelkern. Gehn wir denn! Der Gram und der Verlust zehrt so an mir Kaum werd ich ein Pfund Fleisch noch uebrig haben Auf morgen fuer den blutgen Glaeubiger. Komm, Schliesser! Gebe Gott, dass nur Bassanio Mich fuer ihn zahlen sieht, so gilt mir's gleich. (Ab.) Vierte Szene Belmont. Ein Zimmer in Porzias Hause (Porzia, Nerissa, Lorenzo, Jessica und Balthasar kommen) Lorenzo. Mein Fraeulein, sag ich's schon in Eurem Beisein, Ihr habt ein edles und ein echt Gefuehl Von goettergleicher Freundschaft; das beweist Ihr, Da Ihr die Trennung vom Gemahl so tragt. Doch wuesstet Ihr, wem Ihr die Ehr erzeigt, Welch einem biedern Mann Ihr Hilfe sendet, Welch einem lieben Freunde Eures Gatten, Ich weiss, Ihr waeret stolzer auf das Werk, Als Euch gewohnte Guete draengen kann. Porzia. Noch nie bereut ich, dass ich Gutes tat, Und werd es jetzt auch nicht; denn bei Genossen, Die miteinander ihre Zeit verleben Und deren Herz (ein) Joch der Liebe traegt, Da muss unfehlbar auch ein Ebenmass Von Zuegen sein, von Sitten und Gemuet. Dies macht mich glauben, der Antonio, Als Busenfreund von meinem Gatten, muesse Durchaus ihm aehnlich sein. Wenn es so ist, Wie wenig ist es, was ich aufgewandt, Um meiner Seele Ebenbild zu loesen Aus einem Zustand hoellscher Grausamkeit! Doch dies kommt einem Selbstlob allzu nah; Darum nichts mehr davon. Hoert andre Dinge: Lorenzo, ich vertrau in Eure Hand Die Wirtschaft und die Fuehrung meines Hauses, Bis zu Bassanios Rueckkehr; fuer mein Teil Ich sandt ein heimliches Geluebd zum Himmel, Zu leben in Beschauung und Gebet, Allein begleitet von Nerissa hier, Bis zu der Rueckkunft unser beider Gatten. Ein Kloster liegt zwei Meilen weit von hier, Da wollen wir verweilen. Ich ersuch Euch: Lehnt nicht den Auftrag ab, den meine Liebe Und eine Noetigung des Zufalls jetzt Euch auferlegt. Lorenzo. Von ganzem Herzen, Fraeulein; In allem ist mir Euer Wink Befehl. Porzia. Schon wissen meine Leute meinen Willen Und werden Euch und Jessica erkennen An meiner eignen und Bassanios Statt. So lebt denn wohl, bis wir uns wiedersehn! Lorenzo. Sei froher Mut mit Euch und heitre Stunden! Jessica. Ich wuensch Eur Gnaden alle Herzensfreude. Porzia. Ich dank Euch fuer den Wunsch und bin geneigt, Ihn Euch zurueckzuwuenschen.--Jessica, lebt wohl! (Jessica und Lorenzo ab.) Nun, Balthasar, Wie ich dich immer treu und redlich fand, Lass mich auch jetzt dich finden. Nimm den Brief Und eile, was in Menschenkraeften steht, Nach Padua; gib ihn zu eignen Haenden An meinen Vetter ab, Doktor Bellario. Sieh zu, was er dir fuer Papiere gibt Und Kleider; bringe die in hoechster Eil Zur Ueberfahrt an die gemeine Faehre, Die nach Venedig schifft. Verlier die Zeit Mit Worten nicht; geh, ich bin vor dir da. Balthasar. Fraeulein, ich geh mit aller schuldigen Eil. (Balthasar ab.) Porzia. Nerissa, komm. Ich hab ein Werk zur Hand, Wovon du noch nicht weisst; wir wollen unsre Maenner, Eh sie es denken, sehn. Nerissa. Und sie auch uns? Porzia. Jawohl, Nerissa, doch in solcher Tracht, Dass sie mit dem versehn uns denken sollen, Was uns gebricht. Ich wette, was du willst: Sind wir wie junge Maenner aufgestutzt, Will ich der feinste Bursch von beiden sein Und meinen Degen mit mehr Anstand tragen Und sprechen wie im Uebergang vom Knaben Zum Mann und einem heiseren Diskant. Ich will zwei juengferliche Tritte dehnen Zu (einem) Maennerschritt; vom Raufen sprechen Wie kecke junge Herrn; und artig luegen, Wie edle Frauen meine Liebe suchten Und, da ich sie versagt, sich tot gehaermt.-- Ich konnte nicht mit allen fertig werden; Und dann bereu ich es und wuensch, ich haette Bei alledem sie doch nicht umgebracht. Und zwanzig solcher kleinen Luegen sag ich, So dass man schwoeren soll, dass ich die Schule Schon seit dem Jahr verliess.--Ich hab im Sinn Wohl tausend Streiche solcher dreisten Gecken, Die ich verueben will. Nerissa. So sollen wir in Maenner uns verwandeln? Porzia. Ja, komm, ich sag dir meinen ganzen Anschlag, Wenn wir im Wagen sind, der uns am Tor Des Parks erwartet; darum lass uns eilen, Denn wir durchmessen heut noch zwanzig Meilen. (Ab.) Fuenfte Szene Belmont. Ein Garten (Lanzelot und Jessica kommen) Lanzelot. Ja, wahrhaftig! Denn seht Ihr, die Suenden der Vaeter sollen an den Kindern heimgesucht werden: darum glaubt mir, ich bin besorgt fuer Euch. Ich ging immer gerade gegen Euch heraus, und so sage ich Euch meine Deliberation ueber die Sache. Also seid gutes Mutes, denn wahrhaftig, ich denke, Ihr seid verdammt. Es ist nur (eine) Hoffnung dabei, die Euch zustatten kommen kann, und das ist auch nur so eine Art von Bastardhoffnung. Jessica. Und welche Hoffnung ist das? Lanzelot. Ei, Ihr koennt gewissermassen hoffen, dass Euer Vater Euch nicht erzeugt hat, dass Ihr nicht des Juden Tochter seid. Jessica. Das waere in der Tat eine Art von Bastardhoffnung, dann wuerden die Suenden meiner Mutter an mir heimgesucht werden. Lanzelot. Wahrhaftig, dann fuerchte ich, Ihr seid von Vater und Mutter wegen verdammt. Wenn ich die Scylla, Euren Vater, vermeide, so falle ich in die Charybdis, Eure Mutter; gut, Ihr seid auf eine und die andre Art verloren. Jessica. Ich werde durch meinen Mann selig werden; er hat mich zu einer Christin gemacht. Lanzelot. Wahrhaftig, da ist er sehr zu tadeln. Es gab unser vorher schon Christen genug, grade soviel, als nebeneinander gut bestehen konnten. Dies Christenmachen wird den Preis der Schweine steigern; wenn wir alle Schweinefleischesser werden, so ist in kurzem kein Schnittchen Speck in der Pfanne fuer Geld mehr zu haben. (Lorenzo kommt.) Jessica. Ich will meinem Mann erzaehlen, was Ihr sagt, Lanzelot; hier kommt er. Lorenzo. Bald werde ich eifersuechtig auf Euch, Lanzelot, wenn Ihr meine Frau so in die Ecken zieht. Jessica. Ihr habt nichts zu befuerchten, Lorenzo; Lanzelot und ich, wir sind ganz entzweit. Er sagt mir grade heraus, im Himmel sei keine Gnade fuer mich, weil ich eines Juden Tochter bin; und er behauptet, dass Ihr kein gutes Mitglied des gemeinen Wesens seid, weil Ihr Juden zum Christentum bekehrt und dadurch den Preis des Schweinefleisches steigert. Lorenzo. Das kann ich besser beim gemeinen Wesen verantworten als Ihr Eure Streiche mit der Mohrin. Da Ihr ein Weisser seid, Lanzelot, haettet Ihr die Schwarze nicht so aufgeblasen machen sollen. Lanzelot. Es tut mir leid, wenn ich ihr etwas weisgemacht habe; aber da das Kind einen weisen Vater hat, wird es doch keine Waise sein. Lorenzo. Wie jeder Narr mit den Worten spielen kann! Bald, denke ich, wird sich der Witz am besten durch Stillschweigen bewaehren und Gespraechigkeit bloss noch an Papageien gelobt werden.--Geht ins Haus, Bursch, sagt, dass sie zur Mahlzeit zurichten. Lanzelot. Das ist geschehn, Herr, sie haben alle Maegen. Lorenzo. Lieber Himmel, welch ein Witzschnapper Ihr seid! Sagt also, dass sie die Mahlzeit anrichten. Lanzelot. Das ist auch geschehn, es fehlt nur am Decken. Lorenzo. Wollt Ihr also decken? Lanzelot. Mich, Herr? Ich weiss besser, was sich schickt. Lorenzo. Wieder Silben gestochen! Willst du deinen ganzen Reichtum an Witz auf einmal zum besten geben? Ich bitte dich, verstehe einen schlichten Mann nach seiner schlichten Meinung. Geh zu deinen Kameraden, heiss sie den Tisch decken, das Essen auftragen, und wir wollen zur Mahlzeit hereinkommen. Lanzelot. Der Tisch, Herr, soll aufgetragen werden, das Essen soll gedeckt werden; und was Euer Hereinkommen zur Mahlzeit betrifft, dabei lasst Lust und Laune walten. (Ab.) Lorenzo. O heilige Vernunft, was eitle Worte! Der Narr hat ins Gedaechtnis sich ein Heer Wortspiele eingepraegt. Und kenn ich doch Gar manchen Narrn an einer bessern Stelle, So aufgestutzt, der um ein spitzes Wort Die Sache preisgibt. Wie geht's dir, Jessica? Und nun sag deine Meinung, liebes Herz, Wie Don Bassanios Gattin dir gefaellt? Jessica. Mehr als ich sagen kann. Es schickt sich wohl, Dass Don Bassanio fromm sein Leben fuehre; Denn da sein Weib ihm solch ein Segen ist, Find't er des Himmels Lust auf Erden schon. Und will er das auf Erden nicht, so waer's Ihm recht, er kaeme niemals in den Himmel. Ja, wenn zwei Goetter irgendeine Wette Des Himmels um zwei irdsche Weiber spielten, Und Porzia waer die eine, taet es not, Noch sonst was mit der andern auf das Spiel Zu setzen; denn die arme rohe Welt Hat ihresgleichen nicht. Lorenzo. Und solchen Mann Hast du an mir, als er an ihr ein Weib. Jessica. Ei, fragt doch darum meine Meinung auch. Lorenzo. Sogleich; doch lass uns erst zur Mahlzeit gehn. Jessica. Nein, lasst mich vor der Saettigung Euch loben. Lorenzo. Nein, bitte, spare das zum Tischgespraech; Wie du dann sprechen magst, so mit dem andern Werd ich's verdaun. Jessica. Nun gut, ich werd Euch anzupreisen wissen. (Ab.) Vierter Aufzug Erste Szene Venedig. Ein Gerichtssaal (Der Doge, die Senatoren, Antonio, Bassanio, Graziano, Salarino, Solanio und andre) Doge. Nun, ist Antonio da? Antonio. Eur Hoheit zu Befehl. Doge. Es tut mir leid um dich; du hast zu tun Mit einem felsenharten Widersacher; Es ist ein Unmensch, keines Mitleids faehig. Kein Funk Erbarmen wohnt in ihm. Antonio. Ich hoerte, Dass sich Eur Hoheit sehr verwandt, zu mildern Sein streng Verfahren; doch weil er sich verstockt Und kein gesetzlich Mittel seinem Hass Mich kann entziehn, so stell ich denn Geduld Entgegen seiner Wut und bin gewaffnet Mit Ruhe des Gemuetes, auszustehn Des seinen aergsten Grimm und Tyrannei. Doge. Geh wer und ruf den Juden in den Saal. Solanio. Er wartet an der Tuer; er kommt schon, Herr. (Shylock kommt.) Doge. Macht Platz, lasst ihn uns gegenueberstehn.-- Shylock, die Welt denkt, und ich denk es auch, Du treibest diesen Anschein deiner Bosheit Nur bis zum Augenblick der Tat; und dann, So glaubt man, wirst du dein Erbarmen zeigen Und deine Milde, wunderbarer noch Als deine angenommne Grausamkeit. Statt dass du jetzt das dir Verfallne eintreibst, Ein Pfund von dieses armen Kaufmanns Fleisch, Wirst du nicht nur die Busse fahren lassen, Nein, auch geruehrt von Lieb und Menschlichkeit, Die Haelfte schenken von der Summe selbst, Ein Aug des Mitleids auf die Schaeden werfend, Die kuerzlich seine Schultern so bestuermt: Genug, um einen koeniglichen Kaufmann Ganz zu erdruecken und an seinem Fall Teilnahme zu erzwingen, selbst von Herzen, So hart wie Kieselstein, von ehrnen Busen Von Tuerken und Tataren, nie gewoehnt An Dienste zaertlicher Gefaelligkeit. Wir all erwarten milde Antwort, Jude. Shylock. Ich legt Eur Hoheit meine Absicht vor: Bei unserm heilgen Sabbat schwor ich es, Zu fordern, was nach meinem Schein mir zusteht. Wenn Ihr es weigert, tut's auf die Gefahr Der Freiheit und Gerechtsam' Eurer Stadt. Ihr fragt, warum ich lieber ein Gewicht Von schnoedem Fleisch will haben, als dreitausend Dukaten zu empfangen? Darauf will ich Nicht Antwort geben; aber setzet nun, Dass mir's so ansteht: ist das Antwort gnug? Wie? wenn mich eine Ratt im Hause plagt? Und ich, sie zu vergiften, nun dreitausend Dukaten geben will?--Ist's noch nicht Antwort gnug? Es gibt der Leute, die kein schmatzend Ferkel Ausstehen koennen; manche werden toll, Wenn sie 'ne Katze sehn; noch andre koennen, Wenn die Sackpfeife durch die Nase singt, Den Harn nicht bei sich halten; denn die Triebe, Der Leidenschaften Meister, lenken sie Nach Lust und Abneigung. Nun, Euch zur Antwort: Wie sich kein rechter Grund angeben laesst, Dass (der) kein schmatzend Ferkel leiden kann, (Der) keine Katz, ein harmlos nuetzlich Tier, (Der) keinen Dudelsack; und muss durchaus Sich solcher unfreiwillgen Schmach ergeben, Dass er, belaestigt, selbst belaestgen muss; So weiss ich keinen Grund, will keinen sagen, Als eingewohnten Hass und Widerwillen, Den mir Antonio einfloesst, dass ich so Ein mir nachteilig Recht an ihm verfolge. Habt Ihr nun eine Antwort? Bassanio. Nein, es ist keine, du fuehlloser Mann, Die deine Grausamkeit entschuldgen koennte. Shylock. Muss ich nach deinem Sinn dir Antwort geben? Bassanio. Bringt jedermann das um, was er nicht liebt? Shylock. Wer hasst ein Ding und braecht es nicht gern um? Bassanio. Beleidigung ist nicht sofort auch Hass. Shylock. Was? laesst du dich die Schlange zweimal stechen? Antonio. Ich bitt Euch, denkt, Ihr rechtet mit dem Juden. Ihr moegt so gut hintreten auf den Strand, Die Flut von ihrer Hoeh sich senken heissen; Ihr moegt so gut den Wolf zur Rede stellen, Warum er nach dem Lamm das Schaf laesst bloeken? Ihr moegt so gut den Bergestannen wehren, Ihr hohes Haupt zu schuetteln und zu sausen, Wenn sie des Himmels Sturm in Aufruhr setzt; Ihr moegt so gut das Haerteste bestehn, Als zu erweichen suchen--was waer haerter?-- Sein juedisch Herz.--Ich bitt Euch also, bietet Ihm weiter nichts, bemueht Euch ferner nicht Und gebt in aller Kuerz und gradezu Mir meinen Spruch, dem Juden seinen Willen. Bassanio. Statt der dreitausend Dukaten sind hier sechs. Shylock. Waer jedes Stueck von den sechstausend Dukaten Sechsfach geteilt und jeder Teil 'n Dukat, Ich naehm sie nicht, ich wollte meinen Schein. Doge. Wie hoffst du Gnade, da du keine uebst? Shylock. Welch Urteil soll ich scheun, tu ich kein Unrecht? Ihr habt viel feiler Sklaven unter Euch, Die Ihr wie Eure Esel, Hund' und Maultier' In sklavischem, verworfnem Dienst gebraucht, Weil Ihr sie kauftet. Sag ich nun zu Euch-- Lasst sie doch frei, vermaehlt sie Euren Erben; Was plagt Ihr sie mit Lasten? lasst ihr Bett So weich als Eures sein, labt ihren Gaum' Mit eben solchen Speisen.--Ihr antwortet: Die Sklaven sind ja unser; und so geb ich Zur Antwort: das Pfund Fleisch, das ich verlange, Ist teur gekauft, ist mein, und ich will's haben. Wenn Ihr versagt, pfui ueber Eur Gesetz! So hat das Recht Venedigs keine Kraft. Ich wart auf Spruch; antwortet: soll ich's haben? Doge. Ich bin befugt, die Sitzung zu entlassen, Wo nicht Bellario, ein gelehrter Doktor, Zu dem ich um Entscheidung ausgeschickt, Hier heut erscheint. Salarino. Eur Hoheit, draussen steht Ein Bote hier, mit Briefen von dem Doktor, Er kommt soeben an von Padua. Doge. Bringt uns die Briefe, ruft den Boten vor. Bassanio. Wohlauf, Antonio! Freund, sei gutes Muts! Der Jude soll mein Fleisch, Blut, alles haben, Eh dir ein Tropfen Bluts fuer mich entgeht. Antonio. Ich bin ein angestecktes Schaf der Herde, Zum Tod am tauglichsten; die schwaechste Frucht Faellt vor der andern, und so lasst auch mich. Ihr koennt nicht bessern Dienst mir tun, Bassanio, Als wenn Ihr lebt und mir die Grabschrift setzt. (Nerissa tritt auf, als Schreiber eines Advokaten gekleidet.) Doge. Kommt Ihr von Padua, von Bellario? Nerissa. Von beiden, Herr; Bellario gruesst Eur Hoheit. (Sie ueberreicht einen Brief.) Bassanio. Was wetzest du so eifrig da dein Messer? Shylock. Die Buss dem Bankrottierer auszuschneiden. Graziano. An deiner Seel, an deiner Sohle nicht, Machst du dein Messer scharf, du harter Jude! Doch kein Metall, selbst nicht des Henkers Beil, Hat halb die Schaerfe deines scharfen Grolls. So koennen keine Bitten dich durchdringen? Shylock. Nein, keine, die du Witz zu machen hast. Graziano. O sei verdammt, du unbarmherzger Hund! Und um dein Leben sei Gerechtigkeit verklagt. Du machst mich irre fast in meinem Glauben, Dass ich es halte mit Pythagoras, Wie Tieresseelen in die Leiber sich Von Menschen stecken; einen Wolf regierte Dein huendscher Geist, der, aufgehenkt fuer Mord, Die grimme Seele weg vom Galgen riss Und, weil du lagst in deiner schnoeden Mutter, In dich hineinfuhr; denn dein ganz Begehren Ist woelfisch, blutig, raeuberisch und hungrig. Shylock. Bis du von meinem Schein das Siegel wegschiltst, Tust du mit Schrein nur deiner Lunge weh. Stell deinen Witz her, guter junger Mensch, Sonst faellt er rettungslos in Truemmern dir. Ich stehe hier um Recht. Doge. Der Brief da von Bellarios Hand empfiehlt Uns einen jungen und gelehrten Doktor.-- Wo ist er denn? Nerissa. Er wartet dicht bei an Auf Antwort, ob Ihr Zutritt ihm vergoennt. Doge. Von ganzem Herzen! Geht ein paar von euch Und gebt ihm hoefliches Geleit hieher. Hoer das Gericht indes Bellarios Brief. Ein Schreiber (liest). "Eur Hoheit dient zur Nachricht, dass ich beim Empfange Eures Briefes sehr krank war. Aber in dem Augenblick, da Euer Bote ankam, war bei mir auf einen freundschaftlichen Besuch ein junger Doktor von Rom, namens Balthasar. Ich machte ihn mit dem streitigen Handel zwischen dem Juden und dem Kaufmann Antonio bekannt; wir schlugen viele Buecher nach. Er ist von meiner Meinung unterrichtet, die er, berichtigt durch seine eigne Gelehrsamkeit (deren Umfang ich nicht genug empfehlen kann), mitgenommen hat, um auf mein Andringen Euer Hoheit an meiner Statt Genuege zu leisten. Ich ersuche Euch, lasst seinen Mangel an Jahren keinen Grund sein, ihm eine anstaendige Achtung zu versagen; denn ich kannte noch niemals einen so jungen Koerper mit einem so alten Kopf. Ich ueberlasse ihn Eurer gnaedigen Aufnahme; seine Pruefung wird ihn am besten empfehlen." Doge. Ihr hoert, was der gelehrte Mann uns schreibt, Und hier, so glaub ich, kommt der Doktor schon. (Porzia tritt auf, wie ein Rechtsgelehrter gekleidet.) Gebt mir die Hand; Ihr kommt von unserm alten Bellario? Porzia. Zu dienen, gnaedger Herr! Doge. Ihr seid willkommen! nehmet Euren Platz. Seid Ihr schon mit der Zwistigkeit bekannt, Die hier vor dem Gericht verhandelt wird? Porzia. Ich bin ganz unterrichtet von der Sache. Wer ist der Kaufmann hier und wer der Jude? Doge. Antonio, alter Shylock, tretet vor! Porzia. Eur Nam ist Shylock? Shylock. Shylock ist mein Name. Porzia. Von wunderlicher Art ist Euer Handel, Doch in der Form, dass das Gesetz Venedigs Euch nicht anfechten kann, wie Ihr verfahrt.-- Ihr seid von ihm gefaehrdet; seid Ihr nicht? Antonio. Ja, wie er sagt. Porzia. Den Schein erkennt Ihr an? Antonio. Ja. Porzia. So muss der Jude Gnad ergehen lassen. Shylock. Wodurch genoetigt, muss ich? Sagt mir das. Porzia. Die Art der Gnade weiss von keinem Zwang. Sie traeufelt wie des Himmels milder Regen Zur Erde unter ihr; zwiefach gesegnet: Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt; Am maechtigsten in Maechtgen, zieret sie Den Fuersten auf dem Thron mehr als die Krone. Das Zepter zeigt die weltliche Gewalt, Das Attribut der Wuerd und Majestaet, Worin die Furcht und Scheu der Koenge sitzt. Doch Gnad ist ueber diese Zeptermacht, Sie thronet in dem Herzen der Monarchen, Sie ist ein Attribut der Gottheit selbst, Und irdsche Macht kommt goettlicher am naechsten, Wenn Gnade bei dem Recht steht. Darum, Jude, Suchst du um Recht schon an, erwaege dies: Dass nach dem Lauf des Rechtes unser keiner Zum Heile kaem; wir beten all um Gnade, Und dies Gebet muss uns der Gnade Taten Auch ueben lehren. Dies hab ich gesagt, Um deine Forderung des Rechts zu mildern; Wenn du darauf bestehst, so muss Venedigs Gestrenger Hof durchaus dem Kaufmann dort Zum Nachteil einen Spruch tun. Shylock. Meine Taten Auf meinen Kopf! Ich fordre das Gesetz, Die Busse und Verpfaendung meines Scheins. Porzia. Ist er das Geld zu zahlen nicht imstand? Bassanio. O ja, hier biet ich's ihm vor dem Gericht, Ja, doppelt selbst; wenn das noch nicht genuegt, Verpflicht ich mich, es zehnfach zu bezahlen, Und setze Haende, Kopf und Herz zum Pfand. Wenn dies noch nicht genuegt, so zeigt sich's klar, Die Bosheit drueckt die Redlichkeit. Ich bitt Euch, Beugt einmal das Gesetz nach Eurem Ansehn: Tut kleines Unrecht um ein grosses Recht Und wehrt dem argen Teufel seinen Willen. Porzia. Es darf nicht sein. Kein Ansehn in Venedig Vermag ein gueltiges Gesetz zu aendern. Es wuerde als ein Vorgang angefuehrt, Und mancher Fehltritt nach demselben Beispiel Griff' um sich in dem Staat; es kann nicht sein. Shylock. Ein Daniel kommt zu richten, ja, ein Daniel! Wie ich dich ehr, o weiser junger Richter! Porzia. Ich bitte, gebt zum Ansehn mir den Schein. Shylock. Hier ist er, mein ehrwuerdger Doktor, hier! Porzia. Shylock, man bietet dreifach dir dein Geld. Shylock. Ein Eid! Ein Eid! ich hab 'nen Eid im Himmel. Soll ich auf meine Seele Meineid laden? Nicht um Venedig. Porzia. Gut, er ist verfallen, Und nach den Rechten kann der Jud hierauf Verlangen ein Pfund Fleisch, zunaechst am Herzen Des Kaufmanns auszuschneiden.--Sei barmherzig! Nimm dreifach Geld, lass mich den Schein zerreissen. Shylock. Wenn er bezahlt ist, wie sein Inhalt lautet.-- Es zeigt sich klar, Ihr seid ein wuerdger Richter; Ihr kennt die Rechte, Euer Vortrag war Der buendigste; ich fordr Euch auf beim Recht, Wovon Ihr ein verdienter Pfeiler seid, Kommt nun zum Spruch; bei meiner Seele schwoer ich, Dass keines Menschen Zunge ueber mich Gewalt hat; ich steh hier auf meinen Schein. Antonio. Von ganzem Herzen bitt ich das Gericht, Den Spruch zu tun. Porzia. Nun wohl, so steht es denn! Bereitet Euren Busen fuer sein Messer. Shylock. O weiser Richter! wackrer junger Mann. Porzia. Denn des Gesetzes Inhalt und Bescheid Hat volle Uebereinkunft mit der Busse, Die hier im Schein als schuldig wird erkannt. Shylock. Sehr wahr; o weiser und gerechter Richter! Um wieviel aelter bist du, als du aussiehst! Porzia. Deshalb entbloesst den Busen. Shylock. Ja, die Brust, So sagt der Schein--nicht wahr, mein edler Richter? "Zunaechst dem Herzen", sind die eignen Worte. Porzia. So ist's. Ist eine Waage da, das Fleisch Zu waegen? Shylock. Ja, ich hab sie bei der Hand. Porzia. Nehmt einen Feldscher, Shylock, fuer Eur Geld, Ihn zu verbinden, dass er nicht verblutet. Shylock. Ist das so angegeben in dem Schein? Porzia. Es steht nicht da; allein was tut's? Es waer Doch gut, Ihr taetet das aus Menschenliebe. Shylock. Ich kann's nicht finden, 's ist nicht in dem Schein. Porzia. Kommt, Kaufmann! habt Ihr irgend was zu sagen? Antonio. Nur wenig; ich bin fertig und geruestet. Gebt mir die Hand, Bassanio, lebet wohl! Es kraenk Euch nicht, dass dies fuer Euch mich trifft, Denn hierin zeigt das Glueck sich guetiger Als seine Weis ist; immer laesst es sonst Elende ihren Reichtum ueberleben, Mit hohlem Aug und faltger Stirn ein Alter Der Armut anzusehn; von solcher Schmach Langwier'ger Busse nimmt es mich hinweg. Empfehlt mich Eurem edlen Weib, erzaehlt Ihr Den Hergang von Antonios Ende; sagt, Wie ich Euch liebte; ruehmt im Tode mich; Und wenn Ihr's auserzaehlt, heisst sie entscheiden, Ob nicht Bassanio einst geliebt ist worden. Bereut nicht dass Ihr einen Freund verliert Und er bereut nicht, dass er fuer Euch zahlt: Denn schneidet nur der Jude tief genug, So zahl ich gleich die Schuld von ganzem Herzen. Bassanio. Antonio, ich hab ein Weib zur Ehe, Die mir so lieb ist als mein Leben selbst; Doch Leben selbst, mein Weib und alle Welt Gilt hoeher als dein Leben nicht bei mir. Ich gaebe alles hin, ja opfert' alles Dem Teufel da, um dich nur zu befrein. Porzia. Da wuesst Eur Weib gewiss Euch wenig Dank, Waer sie dabei und hoert Eur Anerbieten. Graziano. Ich hab ein Weib, die ich auf Ehre liebe; Doch wuenscht ich sie im Himmel, koennte sie Dort eine Macht erflehn, des huendschen Juden Gemuet zu aendern. Nerissa. Gut, dass Ihr's hinter ihrem Ruecken tut, Sonst stoerte wohl der Wunsch des Hauses Frieden. Shylock (beiseite). So sind die Christenmaenner; ich hab 'ne Tochter: Waer irgendwer vom Stamm des Barrabas Ihr Mann geworden, lieber als ein Christ!-- Die Zeit geht hin; ich bitt Euch, kommt zum Spruch. Porzia. Ein Pfund von dieses Kaufmanns Fleisch ist dein. Der Hof erkennt es, und das Recht erteilt es. Shylock. O hoechst gerechter Richter!-- Porzia. Ihr muesst das Fleisch ihm schneiden aus der Brust: Das Recht bewilligt's, und der Hof erkennt es. Shylock. O hoechst gelehrter Richter!--Na, ein Spruch! Kommt, macht Euch fertig. Porzia. Wart noch ein wenig: Eins ist noch zu merken! Der Schein hier gibt dir nicht ein Troepfchen Blut; Die Worte sind ausdruecklich: ein Pfund Fleisch! Nimm denn den Schein, und nimm du dein Pfund Fleisch; Allein vergiessest du, indem du's abschneidst, Nur einen Tropfen Christenblut, so faellt Dein Hab und Gut nach dem Gesetz Venedigs Dem Staat Venedigs heim. Graziano. Gerechter Richter!--merk, Jud!--o weiser Richter! Shylock. Ist das Gesetz? Porzia. Du sollst die Akte sehn. Denn, weil du dringst auf Recht, so sei gewiss: Recht soll dir werden, mehr als du begehrst. Graziano. O weiser Richter!--merk, Jud! ein weiser Richter! Shylock. Ich nehme das Erbieten denn: zahlt dreifach Mir meinen Schein und lasst den Christen gehn. Bassanio. Hier ist das Geld. Porzia. Halt! Dem Juden alles Recht--still! keine Eil! Er soll die Busse haben, weiter nichts. Graziano. O Jud! ein weiser, ein gerechter Richter! Porzia. Darum bereite dich, das Fleisch zu schneiden. Vergiess kein Blut, schneid auch nicht mehr noch minder Als grad ein Pfund; ist's minder oder mehr Als ein genaues Pfund, sei's nur soviel, Es leichter oder schwerer an Gewicht Zu machen, um ein armes Zwanzigstteil Von einem Skrupel, ja wenn sich die Waagschal Nur um die Breite eines Haares neigt, So stirbst du, und dein Gut verfaellt dem Staat. Graziano. Ein zweiter Daniel, ein Daniel, Jude! Unglaeubiger, ich hab dich bei der Huefte. Porzia. Was haelt den Juden auf? Nimm deine Busse. Shylock. Gebt mir mein Kapital und lasst mich gehn. Bassanio. Ich hab es schon fuer dich bereit: hier ist's. Porzia. Er hat's vor offenem Gericht geweigert: Sein Recht nur soll er haben und den Schein. Graziano. Ich sag, ein Daniel, ein zweiter Daniel! Dank, Jude, dass du mich das Wort gelehrt. Shylock. Soll ich nicht haben bloss mein Kapital? Porzia. Du sollst nichts haben als die Busse, Jude, Die du auf eigene Gefahr magst nehmen. Shylock. So lass' es ihm der Teufel wohl bekommen! Ich will nicht laenger Rede stehn. Porzia. Wart, Jude! Das Recht hat andern Anspruch noch an dich. Es wird verfuegt in dem Gesetz Venedigs, Wenn man es einem Fremdling dargetan, Dass er durch Umweg' oder gradezu Dem Leben eines Buergers nachgestellt, Soll die Partei, auf die sein Anschlag geht, Die Haelfte seiner Gueter an sich ziehn; Die andre Haelfte faellt dem Schatz anheim, Und an des Dogen Gnade haengt das Leben Des Schuldgen einzig, gegen alle Stimmen. In der Benennung, sag ich, stehst du nun, Denn es erhellt aus offenbarem Hergang, Dass du durch Umweg' und auch gradezu Recht eigentlich gestanden dem Beklagten Nach Leib und Leben: und so trifft dich denn Die Androhung, die ich zuvor erwaehnt. Drum nieder, bitt um Gnade bei dem Dogen! Graziano. Bitt um Erlaubnis, selber dich zu haengen; Und doch, da all dein Gut dem Staat verfaellt, Behaeltst du nicht den Wert von einem Strick; Man muss dich haengen auf des Staates Kosten. Doge. Damit du siehst, welch andrer Geist uns lenkt, So schenk ich dir das Leben, eh du bittest. Dein halbes Gut gehoert Antonio, Die andre Haelfte faellt dem Staat anheim, Was Demut lindern kann zu einer Busse. Porzia. Ja, fuer den Staat, nicht fuer Antonio. Shylock. Nein, nehmt mein Leben auch, schenkt mir das nicht! Ihr nehmt mein Haus, wenn ihr die Stuetze nehmt, Worauf mein Haus beruht; ihr nehmt mein Leben, Wenn ihr die Mittel nehmt, wodurch ich lebe. Porzia. Was koennt Ihr fuer ihn tun, Antonio? Graziano. Ein Strick umsonst! nichts mehr, um Gottes willen! Antonio. Beliebt mein gnaedger Herr und das Gericht Die Busse seines halben Guts zu schenken, So bin ich es zufrieden, wenn er mir Die andre Haelfte zum Gebrauche laesst, Nach seinem Tod dem Mann sie zu erstatten, Der kuerzlich seine Tochter stahl. Noch zweierlei beding ich: dass er gleich Fuer diese Gunst das Christentum bekenne; Zum andern, stell er eine Schenkung aus Hier vor Gericht von allem, was er nachlaesst, An seinen Schwiegersohn und seine Tochter. Doge. Das soll er tun, ich widerrufe sonst Die Gnade, die ich eben hier erteilt. Porzia. Bist du's zufrieden, Jude? Nun, was sagst du? Shylock. Ich bin's zufrieden. Porzia. Ihr, Schreiber, setzt die Schenkungsakte auf. Shylock. Ich bitt, erlaubt mir, weg von hier zu gehn: Ich bin nicht wohl, schickt mir die Akte nach, Und ich will zeichnen. Doge. Geh denn, aber tu's. Graziano. Du wirst zwei Paten bei der Taufe haben; Waer ich dein Richter, kriegtest du zehn mehr-- Zum Galgen, nicht zum Taufstein, dich zu bringen. (Shylock ab.) Doge. Ich lad Euch, Herr, zur Mahlzeit bei mir ein. Porzia. Ich bitt Eur Hoheit uni Entschuldigung. Ich muss vor Abend fort nach Padua Und bin genoetigt, gleich mich aufzumachen. Doge. Es tut mir leid, dass Ihr Verhindrung habt. Antonio, zeigt Euch dankbar diesem Mann: Ihr seid ihm sehr verpflichtet, wie mich duenkt. (Doge, Senatoren und Gefolge ab.) Bassanio. Mein wuerdger Herr, ich und mein Freund, wir sind Durch Eure Weisheit heute losgesprochen Von schweren Bussen; fuer den Dienst erwidern Wir mit der Schuld des Juden, den dreitausend Dukaten, willig die gewogne Mueh. Antonio. Und bleiben Euer Schuldner ueberdies An Liebe und an Diensten immerfort. Porzia. Wer wohl zufrieden ist, ist wohl bezahlt; Ich bin zufrieden, da ich euch befreit, Und halte dadurch mich fuer wohl bezahlt; Lohnsuechtiger war niemals mein Gemuet. Ich bitt euch, kennt mich, wenn wir mal uns treffen; Ich wuensch euch Gutes, und so nehm ich Abschied. Bassanio. Ich muss noch in Euch dringen, bester Herr: Nehmt doch ein Angedenken, nicht als Lohn, Nur als Tribut; gewaehrt mir zweierlei, Mir's nicht zu weigern und mir zu verzeihn. Porzia. Ihr dringt sehr in mich! gut, ich gebe nach: Gebt Eure Handschuh mir, ich will sie tragen, Und, Euch zur Lieb, nehm ich den Ring von Euch. Zieht nicht die Hand zurueck, ich will nichts weiter, Und weigern duerft Ihr's nicht, wenn Ihr mich liebt. Bassanio. Der Ring--ach, Herr! ist eine Kleinigkeit, Ihn Euch zu geben, muesst ich mich ja schaemen. Porzia. Ich will nichts weiter haben als den Ring, Und, wie mich duenkt, hab ich nun Lust dazu. Bassanio. Es haengt an diesem Ring mehr als sein Wert; Den teursten in Venedig geb ich Euch Und find ihn aus durch oeffentlichen Ausruf. Fuer diesen bitt ich nur, entschuldigt mich. Porzia. Ich seh, Ihr seid freigebig im Erbieten; Ihr lehrtet erst mich bitten, und nun scheint es, Ihr lehrt mich, wie man Bettlern Antwort gibt. Bassanio. Den Ring gab meine Frau mir, bester Herr; Sie steckte mir ihn an und hiess mich schwoeren, Ich woll ihn nie verlieren noch vergeben. Porzia. Mit solchen Worten spart man seine Gaben. Ist Eure Frau nicht gar ein toericht Weib Und weiss, wie gut ich diesen Ring verdient, So wird sie nicht auf immer Feindschaft halten, Weil Ihr ihn weggabt. Gut, gehabt Euch wohl! (Porzia und Nerissa ab.) Antonio. Lasst ihn den Ring doch haben, Don Bassanio; Lasst sein Verdienst zugleich mit meiner Liebe Euch gelten gegen Eurer Frau Gebot. Bassanio. Geh, Graziano, lauf und hol ihn ein, Gib ihm den Ring und bring ihn, wenn du kannst, Zu des Antonio Haus. Fort! eile dich! (Graziano ab.) Kommt, Ihr und ich, wir wollen gleich dahin, Und frueh am Morgen wollen wir dann beide Nach Belmont fliegen. Kommt, Antonio! (Ab.) Zweite Szene Eine Strasse (Porzia und Nerissa kommen) Porzia. Erfrag des Juden Haus, gib ihm die Akte Und lass ihn zeichnen. Wir wollen fort zu Nacht Und einen Tag vor unsern Maennern noch Zu Hause sein. Die Akte wird Lorenzen Gar sehr willkommen sein. (Graziano kommt.) Graziano. Schoen, dass ich Euch noch treffe, werter Herr. Hier schickt Euch Don Bassanio, da er besser Es ueberlegt, den Ring und bittet Euch, Mittags bei ihm zu speisen. Porzia. Das kann nicht sein; Den Ring nehm ich mit allem Danke an Und bitt Euch, sagt ihm das; seid auch so gut, Den jungen Mann nach Shylocks Haus zu weisen. Graziano. Das will ich tun. Nerissa (zu Porzia). Herr, noch ein Wort mit Euch.-- (Heimlich.) Ich will doch sehn, von meinem Mann den Ring Zu kriegen, den ich immer zu bewahren Ihn schwoeren liess. Porzia. Ich steh dafuer, du kannst es. Da wird's an hoch und teuer Schwoeren gehn, Dass sie die Ring an Maenner weggegeben; Wir leugnen's keck und ueberschwoeren sie. Fort! eile dich! Du weisst ja, wo ich warte. Nerissa. Kommt, lieber Herr! wollt Ihr sein Haus mir zeigen? (Ab.) Fuenfter Aufzug Erste Szene Belmont. Freier Platz vor Porzias Hause (Lorenzo und Jessica treten auf) Lorenzo. Der Mond scheint hell. In solcher Nacht wie diese, Da linde Luft die Baeume schmeichelnd kuesste Und sie nicht rauschen liess, in solcher Nacht Erstieg wohl Troilus die Mauern Trojas Und seufzte seine Seele zu den Zelten Der Griechen hin, wo seine Cressida Die Nacht in Schlummer lag. Jessica. In solcher Nacht Schluepft' ueberm Taue Thisbe furchtsam hin Und sah des Loewen Schatten eh als ihn Und lief erschrocken weg. Lorenzo. In solcher Nacht Stand Dido, eine Weid in ihrer Hand, Am wilden Strand und winkte ihrem Liebsten Zur Rueckkehr nach Karthago. Jessica. In solcher Nacht Las einst Medea jene Zauberkraeuter, Den Aeson zu verjuengen. Lorenzo. In solcher Nacht Stahl Jessica sich von dem reichen Juden Und lief mit einem ausgelassnen Liebsten Bis Belmont von Venedig. Jessica. In solcher Nacht Schwor ihr Lorenzo, jung und zaertlich, Liebe Und stahl ihr Herz mit manchem Treugeluebd, Wovon nicht eines echt war. Lorenzo. In solcher Nacht Verleumdete die artge Jessica Wie eine kleine Schelmin ihren Liebsten, Und er vergab es ihr. Jessica. Ich wollt Euch uebernachten, kaeme niemand. Doch horcht! ich hoer den Fusstritt eines Manns. (Ein Bedienter kommt.) Lorenzo. Wer kommt so eilig in der stillen Nacht? Bedienter. Ein Freund. Lorenzo. Ein Freund? was fuer ein Freund? Eur Name, Freund? Bedienter. Mein Nam ist Stephano, und ich soll melden, Dass meine gnaedge Frau vor Tages Anbruch Wird hier in Belmont sein; sie streift umher Bei heilgen Kreuzen, wo sie kniet und betet Um frohen Ehestand. Lorenzo. Wer kommt mit ihr? Bedienter. Ein heilger Klausner und ihr Maedchen bloss. Doch sagt mir, ist mein Herr noch nicht zurueck? Lorenzo. Nein, und wir haben nichts von ihm gehoert. Doch, liebe Jessica, gehn wir hinein; Lass uns auf einen feierlichen Willkomm Fuer die Gebieterin des Hauses denken. (Lanzelot kommt.) Lanzelot. Holla, holla! he! heda! holla! holla! Lorenzo. Wer ruft? Lanzelot. Holla! habt Ihr Herrn Lorenzo und Frau Lorenzo gesehn? Holla! holla! Lorenzo. Lass dein Hollarufen, Kerl! Hier! Lanzelot. Holla! wo? wo? Lorenzo. Hier! Lanzelot. Sagt ihm, dass ein Postillon von meinem Herrn gekommen ist, der sein Horn voll guter Neuigkeiten hat: mein Herr wird vor morgens hier sein. (Lanzelot ab.) Lorenzo. Komm, suesses Herz, erwarten wir sie drinnen. Und doch, es macht nichts aus: wozu hineingehn? Freund Stephano, ich bitt Euch, meldet gleich Im Haus die Ankunft Eurer gnaedgen Frau Und bringt die Musikanten her ins Freie. (Stephano ab.) Wie suess das Mondlicht auf dem Huegel schlaeft! Hier sitzen wir und lassen die Musik Zum Ohre schluepfen; sanfte Still und Nacht, Stimmt zu den Klaengen suesser Harmonie. Komm, Jessica! Sieh, wie die Himmelsflur Ist eingelegt mit Scheiben lichten Goldes! Auch nicht der kleinste Kreis, den du da siehst, Der nicht im Schwunge wie ein Engel singt, Zum Chor der hellgeaugten Cherubim. So voller Harmonie sind ewge Geister: Nur wir, weil dies hinfaellge Kleid von Staub Und grob umhuellt, wir koennen sie nicht hoeren. (Musikanten kommen.) He! kommt und weckt Dianen auf mit Hymnen, Ruehrt euer Herrin Ohr mit zartem Spiel, (Musik) Zieht mit Musik sie heim. Jessica. Nie macht die liebliche Musik mich lustig. Lorenzo. Der Grund ist, Eure Geister sind gespannt. Bemerkt nur eine wilde fluechtge Herde, Der ungezaehmten jungen Fuellen Schar: Sie machen Spruenge, bruellen, wiehern laut, Wie ihres Blutes heisse Art sie treibt; Doch schaut nur die Trompete oder trifft Sonst eine Weise der Musik ihr Ohr, So seht Ihr, wie sie miteinander stehn; Ihr wildes Auge schaut mit Sittsamkeit, Durch suesse Macht der Toene. Drum lehrt der Dichter, Gelenkt hab Orpheus Baeume, Felsen, Fluten, Weil nichts so stoeckisch, hart und voll von Wut, Das nicht Musik auf eine Zeit verwandelt. Der Mann, der nicht Musik hat in ihm selbst, Den nicht die Eintracht suesser Toene ruehrt, Taugt zu Verrat, zu Raeuberei und Tuecken; Die Regung seines Sinns ist dumpf wie Nacht, Sein Trachten duester wie der Erebus. Trau keinem solchen!--Horch auf die Musik! (Porzia und Nerissa in der Entfernung) Porzia. Das Licht, das wir da sehen, brennt im Saal; Wie weit die kleine Kerze Schimmer wirft! So scheint die gute Tat in arger Welt. Nerissa. Da der Mond schien, sahn wir die Kerze nicht. Porzia. So loescht der groessre Glanz den kleinern aus. Ein Stellvertreter strahlet wie ein Koenig, Bis ihm ein Koenig naht; und dann ergiesst Sein Prunk sich, wie vom innern Land ein Bach Ins grosse Bett der Wasser. Horch, Musik! Nerissa. Es sind die Musikanten Eures Hauses. Porzia. Ich sehe, nichts ist ohne Ruecksicht gut; Mich duenkt, sie klingt viel schoener als bei Tag. Nerissa. Die Stille gibt den Reiz ihr, gnaedge Frau. Porzia. Die Kraehe singt so lieblich wie die Lerche, Wenn man auf keine lauschet; und mir deucht, Die Nachtigall, wenn sie bei Tage saenge, Wo alle Gaense schnattern, hielt' man sie Fuer keinen bessern Spielmann als den Spatz. Wie manches wird durch seine Zeit gezeitigt Zu echtem Preis und zur Vollkommenheit!-- Still! Luna schlaeft ja beim Endymion Und will nicht aufgeweckt sein. (Die Musik hoert auf.) Lorenzo. Wenn nicht alles Mich truegt, ist das die Stimme Porzias. Porzia. Er kennt mich, wie der blinde Mann den Kuckuck, An meiner schlechten Stimme. Lorenzo. Gnaedge Frau, willkommen! Porzia. Wir beteten fuer unsrer Maenner Wohlfahrt Und hoffen, unsre Worte foerdern sie: Sind sie zurueck? Lorenzo. Bis jetzt nicht, gnaedge Frau. Allein ein Bote ist vorausgekommen, Sie anzumelden. Porzia. Geh hinein, Nerissa, Sag meinen Leuten, dass sie gar nicht tun, Als waeren wir vom Haus entfernt gewesen;-- Auch Ihr, Lorenzo! Jessica, auch Ihr! (Trompetenstoss.) Lorenzo. Da kommt schon Eur Gemahl, ich hoere blasen; Wir sind nicht Plaudertaschen, fuerchtet nichts. Porzia. Mich duenkt, die Nacht ist nur ein krankes Tagslicht, Sie sieht ein wenig bleicher; 's ist ein Tag Wie's Tag ist, wenn die Sonne sich verbirgt. (Bassanio, Antonio, Graziano treten auf mit ihrem Gefolge.) Bassanio. Wir hielten mit den Antipoden Tag, Erschient Ihr, waehrend sich die Sonn entfernt. Porzia. Wenn mein Betragen nur das Licht nicht scheut, So mag mein Fusstritt wohl im Dunkeln wandeln: Ihr seid zu Haus willkommen, mein Gemahl! Bassanio. Ich dank Euch, heisst willkommen meinen Freund! Dies ist der Mann, dies ist Antonio, Dem ich so grenzenlos verpflichtet bin. Porzia. Ihr muesst in allem ihm verpflichtet sein; Ich hoer, er hat sich sehr fuer Euch verpflichtet. Antonio. Zu mehr nicht, als ich gluecklich bin geloest. Porzia. Herr, Ihr seid unserm Hause sehr willkommen! Es muss sich anders zeigen als in Reden, Drum kuerz ich diese Wortbegruessung ab. (Graziano und Nerissa haben sich unterdessen besonders unterredet.) Graziano. Ich schwoer's bei jenem Mond, Ihr tut mir Unrecht! Fuerwahr, ich gab ihn an des Richters Schreiber: Waer er verschnitten, dem ich ihn geschenkt, Weil Ihr Euch, Liebste, so darueber kraenkt! Porzia. Wie? schon ein Zank? worueber kam es her? Graziano. Um einen Goldreif, einen duerftgen Ring, Den sie mir gab; der Denkspruch war daran Genau der Art, wie Vers' auf einer Klinge Vom Messerschmied: "Liebt mich und lasst mich nicht." Nerissa. Was redet Ihr vom Denkspruch und dem Wert? Ihr schwurt mir, da ich ihn Euch gab, Ihr wolltet Ihn tragen bis zu Eurer Todesstunde; Er sollte selbst im Sarge mit Euch ruhn. Ihr musstet ihn um Eurer Eide willen, Wo nicht um mich, verehren und bewahren. Des Richters Schreiber!--o ich weiss, der Schreiber, Der ihn bekam, traegt niemals Haar am Kinn. Graziano. Doch, wenn er lebt, bis er zum Mann erwaechst. Nerissa. Ja, wenn ein Weib zum Manne je erwaechst. Graziano. Auf Ehr, ich gab ihn einem jungen Menschen, 'ner Art von Buben, einem kleinen Knirps, Nicht hoeher als du selbst, des Richters Schreiber. Der Plauderbub erbat den Ring zum Lohn: Ich konnt ihm das um alles nicht versagen. Porzia. Ihr wart zu tadeln, offen sag ich's Euch, Euch von der ersten Gabe Eurer Frau So unbedacht zu trennen; einer Sache, Mit Eiden angesteckt an Euren Finger Und so mit Treu an Euren Leib geschmiedet. Ich schenkte meinem Liebsten einen Ring Und hiess ihn schwoeren, nie ihn wegzugeben; Hier steht er, und ich darf fuer ihn beteuern, Er liess' ihn nicht, er riss' ihn nicht vom Finger Fuer alle Schaetze, so die Welt besitzt. Ihr gabt fuerwahr, Graziano, Eurer Frau Zu lieblos eine Ursach zum Verdruss; Geschaeh es nur, es machte mich verrueckt. Bassanio (beiseite). Ich moechte mir die linke Hand nur abhaun Und schwoeren, ich verlor den Ring im Kampf. Graziano. Bassanio schenkte seinen Ring dem Richter, Der darum bat und in der Tat ihn auch Verdiente; dann erbat der Bursch, sein Schreiber, Der Mueh vom Schreiben hatte, meinen sich, Und weder Herr noch Diener wollten was Als die zwei Ringe nehmen. Porzia. Welch einen Ring gabt Ihr ihm, mein Gemahl? Nicht den, hoff ich, den Ihr von mir empfingt. Bassanio. Koennt ich zum Fehler eine Luege fuegen, So wuerd ich's leugnen; doch Ihr seht, mein Finger Hat nicht den Ring mehr an sich, er ist fort. Porzia. Gleich leer an Treu ist Euer falsches Herz. Beim Himmel, nie komm ich in Euer Bett, Bis ich den Ring gesehn. Nerissa. Noch ich in Eures, Bis ich erst meinen sehe. Bassanio. Holde Porzia, Waer Euch bewusst, wem ich ihn gab, den Ring, Waer Euch bewusst, fuer wen ich gab den Ring, Und saeht Ihr ein, wofuer ich gab den Ring Und wie unwillig ich mich schied vom Ring, Da nichts genommen wurde als der Ring, Ihr wuerdet Eures Unmuts Haerte mildern. Porzia. Und haettet Ihr gekannt die Kraft des Rings, Halb deren Wert nur, die Euch gab den Ring, Und Eure Ehre, hangend an dem Ring, Ihr haettet so nicht weggeschenkt den Ring. Wo waer ein Mann so unvernuenftig wohl, Haett es Euch nur beliebt, mit einger Waerme Ihn zu verteidgen, dass er ohne Scheu Ein Ding begehrte, das man heilig haelt? Nerissa lehrt mich, was ich glauben soll: Ich sterbe drauf, ein Weib bekam den Ring. Bassanio. Bei meiner Ehre, nein! bei meiner Seele! Kein Weib bekam ihn, sondern einem Doktor Der Rechte gab ich ihn, der mir dreitausend Dukaten ausschlug und den Ring erbat; Ich weigert's ihm, liess ihn verdriesslich gehn, Den Mann, der meines teuern Freundes Leben Aufrechterhielt. Was soll ich sagen, Holde? Ich war genoetigt, ihn ihm nachzuschicken; Gefaelligkeit und Scham bedraengten mich, Und meine Ehre litt nicht, dass sie Undank So sehr befleckte. Drum verzeiht mir, Beste! Denn, glaubt mir, bei den heilgen Lichtern dort, Ihr haettet, waert Ihr dagewesen, selbst Den Ring erbeten fuer den wuerdgen Doktor. Porzia. Dass nur der Doktor nie mein Haus betritt. Denn weil er das Juwel hat, das ich liebte, Das Ihr meintwillen zu bewahren schwurt, So will ich auch freigebig sein wie Ihr: Ich will ihm nichts versagen, was ich habe, Nicht meinen Leib noch meines Gatten Bett; Denn kennen will ich ihn, das weiss ich sicher. Schlaft keine Nacht vom Haus! wacht wie ein Argus! Wenn Ihr's nicht tut, wenn Ihr allein mich lasst: Bei meiner Ehre, die mein eigen noch! Den Doktor nehm ich mir zum Bettgenossen. Nerissa. Und ich den Schreiber; darum seht Euch vor, Wie Ihr mich lasst in meiner eignen Hut. Graziano. Gut! tut das nur, doch lasst ihn nicht ertappen, Ich moechte sonst des Schreibers Feder kappen. Antonio. Ich bin der Ungluecksgrund von diesem Zwist. Porzia. Es kraenk Euch nicht; willkommen seid Ihr dennoch. Bassanio. Vergeht mir, Porzia, mein gezwungnes Unrecht, Und vor den Ohren aller dieser Freunde Schwoer ich dir, ja, bei deinen holden Augen, Worin ich selbst mich sehe-- Porzia. Gebt doch acht! In meinen Augen sieht er selbst sich doppelt, In jedem Aug einmal--beruft Euch nur Auf Euer doppelt Selbst, das ist ein Eid, Der Glauben einfloesst. Bassanio. Hoert mich doch nur an! Verzeiht dies, und bei meiner Seele schwoer ich, Ich breche nie dir wieder einen Eid. Antonio. Ich lieh einst meinen Leib hin fuer sein Gut; Ohn ihn, der Eures Gatten Ring bekam, War er dahin; ich darf mich noch verpflichten-- Zum Pfande meine Seele--Eur Gemahl Wird nie mit Vorsatz mehr die Treue brechen. Porzia. So seid denn Ihr sein Buerge; gebt ihm den Und heisst ihn besser hueten als den andern. Antonio. Hier, Don Bassanio, schwoert, den Ring zu hueten. Bassanio. Beim Himmel! eben den gab ich dem Doktor. Porzia. Ich hab ihn auch von ihm, verzeiht, Bassanio! Fuer diesen Ring gewann der Doktor mich. Nerissa. Und Ihr, verzeiht, mein artger Graziano, Denn jener kleine Bursch, des Doktors Schreiber, War um den Preis hier letzte Nacht bei mir. Graziano. Nun, das sieht aus wie Wegebesserung Im Sommer, wann die Strassen gut genug. Was? sind wir Hahnrei, eh wir's noch verdient? Porzia. Sprecht nicht so groeblich.--Ihr seid all erstaunt; Hier ist ein Brief, lest ihn bei Musse durch, Er kommt von Padua, vom Bellario; Da koennt Ihr finden: Porzia war der Doktor, Nerissa dort ihr Schreiber; hier Lorenzo Kann zeugen, dass ich gleich nach Euch gereist Und eben erst zurueck bin; ich betrat Mein Haus noch nicht.--Antonio, seid willkommen! Ich habe bessre Zeitung noch im Vorrat, Als Ihr erwartet. Diesen Brief erbrecht; Ihr werdet sehn, drei Eurer Galeonen Sind reich beladen ploetzlich eingelaufen; Ich sag Euch nicht, was fuer ein eigner Zufall Den Brief mir zugespielt hat. Antonio. Ich verstumme. Bassanio. Wart Ihr der Doktor, und ich kannt Euch nicht? Graziano. Wart Ihr der Schreiber, der mich kroenen soll? Nerissa. Ja, doch der Schreiber, der es niemals tun will, Wenn er nicht lebt, bis er zum Mann erwaechst. Bassanio. Ihr muesst mein Bettgenoss sein, schoenster Doktor. Wenn ich nicht da bin, liegt bei meiner Frau. Antonio. Ihr gabt mir Leben, Teure, und zu leben: Hier les ich fuer gewiss, dass meine Schiffe Im Hafen sicher sind. Porzia. Wie steht's, Lorenzo! Mein Schreiber hat auch guten Trost fuer Euch. Nerissa. Ja, und er soll ihn ohne Sporteln haben. Hier uebergeb ich Euch und Jessica Vom reichen Juden eine Schenkungsakte Auf seinen Tod, von allem, was er nachlaesst. Lorenzo. Ihr schoenen Fraun streut Manna Hungrigen In ihren Weg. Porzia. Es ist beinahe Morgen, Und doch, ich weiss gewiss, seht ihr noch nicht Den Hergang voellig ein.--Lasst uns hineingehn, Und da vernehmt auf Fragartikel uns, Wir wollen auch auf alles wahrhaft dienen. Graziano. Ja, tun wir das; der erste Fragartikel, Worauf Nerissa schwoeren muss, ist der: Ob sie bis morgen lieber warten mag, Ob schlafen gehn zwei Stunden nur vor Tag? Doch kaem der Tag, ich wuenscht ihn seiner Wege, Damit ich bei des Doktors Schreiber laege. Gut! lebenslang huet ich kein ander Ding Mit solchen Aengsten als Nerissas Ring. (Alle ab.) End of Project Gutenberg's Der Kaufmann von Venedig, by William Shakespeare *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DER KAUFMANN VON VENEDIG *** This file should be named 7gs1810.txt or 7gs1810.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7gs1811.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7gs1810a.txt This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. 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